Ab wann ist ein Junior Bauleiter ein «ausgewachsener» Bauleiter? Welche Erfahrungen und Fähigkeiten musst du mitbringen, um den vollen Respekt von Planern, Handwerkern und der Geschäftsleitung zu verdienen?
Basierend auf meiner eigenen Berufserfahrung zeige ich dir den schnellsten Weg für diesen entscheidenden Karrieresprung auf der Baustelle!
In diesem Baublog gibt es wertvolle Insider-Tipps – unter anderem zu folgenden Themen:
- Gehalt: Das hat alles Einfluss auf deinen Lohn.
- Ausbildung: Diese Möglichkeiten stehen dir offen.
- Kommunikation: So musst du auf der Baustelle auftreten.
- Leitung eigener Bauprojekte: Weshalb daran kein Weg vorbeiführt.
Was verdient ein Junior Bauleiter?
Ein Grund, weshalb du möglichst schnell vom Junior zum erfahrenen Bauleiter aufsteigen möchtest, ist die Entlöhnung deiner Arbeit. Wenn du unseren Baublog kennst, weisst du, dass der Lohn bei mir kein Tabuthema ist. Das ist gerade für Berufseinsteiger wertvoll – denn schliesslich willst du ja wissen, mit welchem Gehalt du als neuer Junior Bauleiter rechnen darfst.
Als ich damals als Praktikant anfing, habe ich in den ersten zwei Monaten jeweils 1'500 Franken verdient. Also sehr wenig. Ein paar Monate später waren es dann bereits immerhin um die 3'500 Franken.
Heutzutage liegt der Einstiegslohn, abhängig von Firma und Branche, zwischen 3’500 und 5’500 Franken im Monat. Dies variiert je nach Sektor (Neubau, Umbau, Tiefbau) und wird auch davon beeinflusst, ob du für ein öffentliches Institut oder in der freien Marktwirtschaft tätig bist, wo du deinen Lohn verhandeln kannst.
Auch spannend zu wissen: In einem Architekturbüro sind die Einstiegslöhne für Junior Bauleiter tendenziell tiefer als bei einem GU oder TU.
Warum hatte ich damals einen so tiefen Lohn akzeptiert? Weil ich es einerseits nicht besser wusste. Andererseits war ich froh, überhaupt eine Stelle als Junior Bauleiter zu erhalten. Viele Unternehmen wollen nämlich lieber gleich erfahrene Bauleiter einstellen, die selbständig Projekte umsetzen. Falls du auch Schwierigkeiten hast, eine Stelle als Junior Bauleiter zu finden, kann ich dir mit meinem Netzwerk vielleicht weiterhelfen!
Weiterbildung: Der Schlüssel zum Erfolg
Absolviere eine Bauleiterschule. Ich weiss: Die wertvolle praktische Erfahrung gibt es nur mit dem Helm auf der Baustelle – aber eine zusätzliche theoretische Bildung ist extrem wichtig. Damit signalisierst du deinem Arbeitgeber auch, dass du motiviert bist.
Ich selber habe während viereinhalb Jahre berufsbegleitend den Techniker HF gemacht. Das ist eine strenge Zeit, doch sie bringt dir schliesslich nicht nur mehr Wissen und ein höheres Ansehen, sondern auch einen Lohnzuwachs von mindestens 20 bis 30%.
Weiterführender Blog zum Thema:
? Bauleiter-Lohn: Welches Gehalt darfst du erwarten?
Du brauchst dein eigenes Projekt
Ein ausgewachsener Bauleiter muss in der Lage sein, ein Bauprojekt von A bis Z zu leiten: Bewilligungen einholen; mit den Unternehmern, Bauherren, Handwerkern und den Behörden kommunizieren; das Team mit den Planern und Architekten koordinieren und so weiter.
Ich schätze, man benötigt mindestens vier Jahre Erfahrung als Junior Bauleiter, um diese Verantwortung übernehmen zu können. Wenn du bereits praktische Erfahrungen (zum Beispiel als Polier) mitbringst, kann dieser Prozess schneller vonstattengehen. Dafür benötigst du dann noch Knowhow in theoretischen Bereichen wie der Kalkulation oder der Terminierung.
Terminplanung und Kommunikation
«Terminierung» ist das perfekte Stichwort: Du musst die Terminplanung (Grobterminprogramm sowie Detailterminprogramm) selbständig durchführen können. Der Werkvertrag gibt zwar die groben Zeitschienen bereits vor, aber wer wann wie lange arbeiten wird, musst du definieren. Das sollte in enger Zusammenarbeit mit den Unternehmern geschehen.
Mit der Zeit kannst du hierbei auf Erfahrungswerte zurückgreifen. Fehlen dir am Anfang noch Informationen, ist es wichtig, dass du weisst, wo du diese herbekommst – nicht einfach eine Schätzung abgeben!
Fast bei allen Tätigkeiten ist die Kommunikation zentral. Spreche höflich, aber bestimmt, damit dich die Handwerker ernstnehmen. Höre ihnen aber auch zu. Denn du darfst nicht vergessen, dass das alles Fachpersonen sind, die auf ihrem Gebiet über viel Wissen und Erfahrung verfügen. Es lohnt sich also, auch mal ihre Meinung einzuholen; das zeigt Respekt und bringt dir womöglich wertvolle Lösungsansätze. Ob der Handwerker mit seinen Aussagen dann wirklich dem Projekt oder eher sich selbst helfen will – das musst du als Bauleiter heraushören können.
Weiterführende Blogs zum Thema:
? Das Grobterminprogramm – Tipps für Bau- und Projektleiter
? Schluss mit Silodenken: Erfolgreich kommunizieren auf der Baustelle
Kosten, Mängel & Bausitzungen
Weitere wichtige Aufgaben, an denen du beweisen kannst, dass du das Zeug zum «ausgewachsenen» Bauleiter hast, sind unter anderem die Kostenkontrolle sowie das Nachtrags- und Mängelmanagement. Setze dich deshalb unbedingt genau mit den Verträgen auseinander.
Als Junior Bauleiter musst du auch lernen, eigenständig Sitzungen zu leiten, Protokolle zu schreiben und sicherzustellen, dass alle Traktanden und Pendenzen erledigt werden. Mach das gewissenhaft. Denn das Protokollieren von Bausitzungen kann über den Erfolg oder Misserfolg eines Projekts entscheiden.
Und pass auf: Da sitzt du mit alten Hasen am Tisch, die genau wissen, wie sie mit dir sprechen müssen, damit sie ihre Nachträge bezahlt bekommen und Terminverzögerung plausibel erklären können… Das passiert natürlich nur bei unseriösen Unternehmern, aber ich habe es leider schon erlebt.
Zu all diesen Themen haben wir in der Vergangenheit ebenfalls schon mehrere Baublogs veröffentlicht – zum Beispiel:
? Wie Planradar die Kommunikation auf der Baustelle stärkt
? Bauleiter-Wissen: So gehst du bei der Ausmasskontrolle vor
? Wer trägt das Planungsrisiko?
? Erfolgreiche Bauleiter nutzen diese 7 Strategien!
Unvorhergesehenes – bist du bereit?
Schwarzarbeiter tauchen auf, ein Wasserschaden ereignet sich, Demonstranten versperren die Zufahrt, ein Sturm bläst das Baugerüst in den Nachbargarten…
Du musst stets den Überblick behalten. Alleine kannst du solche Überraschungen aber nicht bewältigen: Du brauchst einen guten Draht zu den Handwerkern, du brauchst ein Team, das dir das richtige Feedback gibt und auf das du dich verlassen kannst.
Schiebe Probleme nicht heraus. Warum? Wartest du mit dem Ausbügeln von Fehlern, steigen die Kosten dafür, und die Verzögerungen und Qualitätseinbussen nehmen zu. Löse Probleme deshalb immer gleich direkt und ziehe gegebenenfalls Experten hinzu, die dir helfen können.
Junior Bauleiter? Mach mit in der Diskussion!
Auslöser für die neueste Folge war dieser Post auf meiner LinkedIn-Seite, den dutzende Personen kommentiert haben: Wann ist ein Junior Bauleiter kein Junior mehr? HIER klicken und mitdiskutieren!