
Ausrede 1: «Das muss so sein.»
Einer der häufigsten Sprüche, die Handwerker und Bauleiter so machen. Hier kannst du mal nachfragen, ob das nicht noch besser geht und wenn möglich ein gleiches Bauteil als Referenz nehmen. «Wenn diese Wand dort keine Striemen drin hat, warum hat denn diese Wand hier Striemen drin?» Dann muss er dir erklären, weshalb in diesem Fall nicht die gleiche Qualität möglich sein soll.Ausrede 2: «Das haben wir schon immer so gemacht.»
Das muss aber nicht heissen, dass es immer richtig war! Darum sollte man auch offen für Neues sein. Wenn man alles so macht, wie man es schon immer gemacht hat, dann sind keine Entwicklung, keine Veränderung und kein Fortschritt möglich.Ausrede 3: «Jedes Haus ist ein Unikat und man muss solche Dinge in Kauf nehmen.»
Da stelle ich mir immer die Frage: Hat dir der Architekt dies schon zu Beginn der Arbeiten gesagt? Und warum funktioniert denn eine perfekte Planung bei anderen Häusern? Im Speziellen ging es in meinem Fall um eine Baustelle, wo der Architekt Ablaufrohre an der rohen Betonaussenwand montieren liess. Dadurch konnte die Wärmedämmstärke im Bereich der Ablaufrohre nicht eingehalten werden. Das ist definitiv in der Planung schon zu berücksichtigen und hat nichts mit dem «Unikat-Status» eines Gebäudes zu tun.Ausrede 4: «Diese Änderung ist unverhältnismässig und kostet zu viel Geld.»
Oftmals hört man diese Aussage dann, wenn der Architekt oder der Bauleiter die Änderung selbst bezahlen müsste. Hier muss man sich Folgendes fragen: Was hätte das Unterlassen der Änderung für Folgen? ? Bleibt es nur ein unbedeutender ästhetischer Mangel? ? Ist der Mangel technisch grob fahrlässig? ? Können daraus gar Schäden entstehen?Ausrede 5: «Der Unternehmer sagt, das dies so richtig ist.»
In diesem Fall müsste meist der Unternehmer die Änderungen bezahlen. Daher würde ich hier eine Zweitmeinung von einem Experten oder einem anderen Unternehmen einholen. Manchmal wird das auch auf einen Drittunternehmer abgeschoben. Dann heisst es: «Das war ich nicht, der andere Unternehmer hat das so gemacht! Ich hatte gar keine andere Wahl!»Ausrede 6: «Das ist kein Mangel, dass muss so akzeptiert werden.»
Was ein Mangel ist und was nicht, wird über die entsprechenden Normen vom jeweiligen Gewerk festgelegt. Da gibt es keine Schraube, die nicht definiert wurde. Daher solltest du auf dein Recht pochen, wenn etwas gemäss Norm ein Mangel ist. Hier ist das Fachwissen von einem Experten oftmals ratsam. Manchmal wird etwas als Schönheitsfehler abgetan und gesagt, dass dieser «Mangel» noch in der Toleranz liegt. Tatsächlich muss man kleinere Mängel nicht immer ausbessern – aber auf jeden Fall muss man sie in ein Mängelprotokoll aufnehmen! Das ist ein weiterer Grund, weshalb es wichtig ist, dass du schon bei den Vorabnahmen dabei bist und den Bauleiter begleitest. Alternativ kannst du natürlich auch einen Vertreter hinschicken, der als Experte deine Interessen vor Ort vertritt. Höre dir zum Thema «Baumängel erkennen» am besten meinen Podcast Nummer 77 an (hier klicken).
[…] Beim Netzwerken baust du dir ein kleines, vertrauenswürdiges «Beratungsteam» auf. Du hast dadurch einen guten Draht zu unabhängigen Fachpersonen, die dir sagen können, ob dein Bauleiter recht hat oder ob man dir etwas aufschwatzen will. (Zu den vielen möglichen Ausreden, die Architekten, Bauleiter und Unternehmer so auf Lager haben, gibt es ja bereits eine Podcastfolge.) […]