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Anschlüsse mit Flüssigkunststoff: Vorsicht vor diesen Fehlern!

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Inhaltsverzeichnis

Flüssigkunststoff (FLK) für An- und Abschlüsse an Fenstern, Türen und Brüstungen hält jahrzehntelang dicht – wenn er korrekt verarbeitet wird! Leider kommt es hier aber immer wieder zu unnötigen Bauschäden: Es geschehen Fehler in der Planung, in der Ausführung oder bereits bei der Materialwahl. Unsere neueste Podcast-Folge will dem entgegenwirken.

Experte Rico Wolf, Produktmanager Flüssigkunststoffe bei der Soprema AG, erklärt unter anderem, worauf du bei An- und Abschlüssen mit FLK achten musst und was die SIA-Normen dazu sagen. Zudem erfährst du, welche Materialien dir zur Auswahl stehen und was deren Vor- und Nachteile sind.

Da liegt also eine geballte Ladung Fachwissen vor uns – legen wir gleich los!

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Hier findet man An- und Abschlüsse mit FLK

Flüssigkunststoff ist ein Material, das einen vollflächigen Verbund zum Untergrund generiert und über Jahrzehnte Dichtigkeit gewährleistet.

Beim Flachdach gibt es diverse An- und Abschlüsse, die mit Flüssigkunststoff gemacht werden können – zum Beispiel an den Brüstungen. Früher machte man dies vielfach mit Blechabdeckungen; heute setzt man aus architektonischen Gründen, aber auch wegen der Unterlaufsicherheit und Langlebigkeit auf FLK.

Herkömmliche Blechabdeckungen mit einem Deckstreifen und Kittfugen, bei denen man beispielsweise Silikon eingesetzt hat, sind oben offene Anschlüsse. Sobald die Kittfuge ihre Funktionalität verliert, wird das System hinterläufig. Dank Flüssigkunststoff lässt sich das mit einem lang andauernden 100-prozentigen Verbund verhindern.

Soprema Logo

Man kann sogar ein ganzes Dach mit Flüssigkunststoff abdichten. Dies ist zwar nicht so günstig, durch die Effizienz beim Abdichten holt man aber bereits einen Teil dieser Mehrkosten wieder rein.

Wesentlich häufiger entdeckt man Flüssigkunststoff-Anschlüsse und -Abschlüsse im Bereich von Balkon und Terrasse: etwa bei Fenstern, Türen, Pfeilern, Durchdringungen, Abläufen und Brüstungen. Sehr gerne eingesetzt werden FLK auch bei Unterterrain-Abdichtungen von Bauwerksfugen.

Die Haltbarkeit von Flüssigkunststoff

Wir haben es schon mehrfach angesprochen: Der in dieser Folge besprochene Baustoff verfügt über eine äusserst lange Haltbarkeit. Ein im Flachdach eingebautes Fenster hat im Schnitt eine Nutzungserwartung von 38 Jahren – und diese Dauer vermag korrekt verarbeiteter Flüssigkunststoff zu gewährleisten.

Das Produkt sollte deshalb nach ETAG 005 die höchste Leistungsstufe W3 mit einer erwarteten Nutzungsdauer von 25 Jahren aufweisen (das ist das Maximum der Skala). Eine ETAG definiert in Europa Leistungsstufen als Grundlage für die Beurteilung eines Bauproduktes.

Weiter gibt es in der ETAG 005 die Leistungsstufen P1-P4 für Nutzlasten (P4 für «besondere Beanspruchung», zum Beispiel für An- und Abschlüsse), TL1-TL4 für die niedrigste (bis minus 30 Grad) und TH1-TH4 für die höchste zulässige Oberflächentemperatur (maximal 90 Grad Dauerbelastung). Mit einem Produkt, das die Stufen W3, P4, TL4 sowie TH4 erfüllt, bist du also komplett abgedeckt.

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Hinweise zur Verarbeitung von Flüssigkunststoff

Bei den Normen muss man einerseits die vorgegebenen Mindestanschlussflächen kennen. Bei horizontalen Anschlussflächen beträgt diese 100 Millimeter, bei vertikalen 50, über Nutz- und Schutzschichten wiederum 25 Millimeter. Bezüglich Temperatur müssen 5-30 Grad während der ganzen Reaktionsphase herrschen. Arbeitet man mit PMMA-Harzen (mehr dazu gleich), ist die Temperatur aber eigentlich egal; diese lassen sich auch bei minus 10 Grad verarbeiten. Das ist zwar eigentlich «gegen die Norm», aber man darf sich diesen Angaben übergeordnet auf die Erfahrungswerte des Herstellers stützen.

Der wichtigste Punkt ist denn auch der Hinweis, dass die Verarbeitungsrichtlinien der Hersteller einzuhalten sind. Obschon sich die Stoffgruppen alle ähnlich sind, unterscheidet sich die Verarbeitung nämlich signifikant. 

Die gängigsten FLK-Produkte

PU: Der auf Polyurethan-Basis hergestellte Flüssigkunststoff ist 1-komponentig und lässt sich sofort aus dem Eimer heraus verarbeiten. Weiter ist mit PU-FLK vielfach keine Grundierung nötig. Dass das Material sofort mit der Luftfeuchtigkeit reagiert, ist zugleich ein Nachteil, weil es so in einem angefangenen Eimer schnell zur Hautbildung kommt. Ebenfalls ein Nachteil ist, dass man sich an das Temperaturfenster von 5-30 Grad halten muss.

PMMA: Diese vier Buchstaben stehen für den Zungenbrecher Polymethylmethacrylat und bezeichnen einen thermoplastischen Kunststoff. Dabei handelt es sich um schnell reaktive Produkte, deren Reaktionszeit sich steuern lässt. Dies geschieht über die Zugabe des Katalysators: 2 % sind das Minimum für die Reaktion; bei tieferen Temperaturen könnte man etwa 4-5 % dosieren. Nach 15-20 Minuten ist das Produkt bereits ausreagiert und fertig. Das heisst aber auch, dass man sich nur kleinere Portionen aufs Mal für die Verarbeitung aufbereiten sollte.

PU-Hybrid: Das sind neue Produkte, die im Gegensatz zu den herkömmlichen PU keine Lösemittel enthalten und auch geruchsneutral sind. Das ist für alle Beteiligten gesünder. Wie beim normalen PU ist keine Grundierung vonnöten, das Produkt hält auf vielen Untergründen sehr gut. Zusätzlich hat man ein grösseres Temperaturfenster und die Luftfeuchtigkeit ist weniger relevant. Allerdings dauert die Reaktionszeit mit 30-40 Stunden ziemlich lang.

Balkon Bodenbelag

Verbreitete Fehler bei An- und Abschlüssen

Was häufig zu wenig beachtet wird, sind die oben erwähnten Mindestanschlussflächen. Anschlüsse mit bloss 1-2 Zentimeter funktionieren auf die Dauer nicht. Auch die Schichtstärke gilt es gewissenhaft einzuhalten. Hierfür gibt der Hersteller jeweils einen Mindestverbrauch pro Quadratmeter an.

Ein weiteres Thema: mangelhafte Untergrundvorbereitung. Beton muss man immer schleifen und danach absaugen, denn der Staub fungiert ansonsten als Trennschicht zwischen dem Flüssigkunststoff und dem Untergrund. Metalle wiederum müssen mit einem Reiniger entfettet und anschliessend aufgeraut sowie mit einem Metallprimer behandelt werden.

Mehr Informationen

Weiteres Fachwissen zum Thema FLK gibt es auf dieser Website von Soprema. Bei Fragen  gelangst du unter diesem Link direkt zum Soprema-Kontaktformular.

«Es ist fast unmöglich, dass eine Abdichtung aus Flüssigkunststoff zerstört werden kann.» Dieses Zitat stammt von Reto Hänni. Der Geschäftsführer der Hänni AG hat sein eigenes System mit Flüssigkunststoff zur Abdichtung von Walk-in-Duschen entwickelt! Mehr dazu gibt es in diesem früheren Baublog.

Falls dir diese Folge weitergeholfen hat, würde ich mich riesig über eine Bewertung und einen positiven Kommentar auf iTunes freuen.

Beste Grüsse
Marco

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