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Die häufigsten Gipser-Bauschäden einfach erklärt

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Inhaltsverzeichnis

Plötzlich stürzt der Weissputz in grossen Brocken von der Decke – Fehler bei den Gipserarbeiten können gefährliche und teure Folgen haben! Und solche Horrorszenarien können viel schneller Realität werden, als es den meisten Bauherren lieb ist. Dank dem Expertenwissen aus diesem Baublog wirst du bei deinem Projekt die häufigsten und ärgerlichsten Gipser-Bauschäden vermeiden können.

Unser heutiger Gast ist nicht nur Gipsermeister, sondern auch erfahrener Schadengutachter und weiss genau, worauf es ankommt: Armin Waldschmidt, Geschäftsführer der Firma Novapex. Er feiert mit dieser Folge übrigens ein kleines Baublog-Jubiläum: Es ist nämlich schon sein 10. Auftritt im Bauherren Podcast Schweiz! Von Armin erfahren wir diesmal unter anderem, wie du Feuchtigkeit im Rohbau reduzierst und welche Folgen vergessene Haftbrücken haben.

Gipserarbeiten gehören zum Haupttätigkeitsfeld der Firma Novapex – innen wie aussen. Ausserdem übernimmt das Unternehmen aus Bassersdorf Fassaden- und Malerarbeiten. Auch Herausforderungen im Denkmalschutz mit speziellen Produkten nimmt Novapex noch so gerne an.

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Die Folgen fehlender Haftbrücken.

So misst man Feuchtigkeit im Rohbau

Feuchtigkeit ist eine sehr häufige Ursache für Gipser-Bauschäden. Armin stellt uns drei Messmethoden vor, mit denen man sich vergewissern kann, dass die Wand bereit ist für den Putz. «Bereit» heisst mit einer Zahl ausgedrückt: Es sind nicht mehr als 3,5 Massenprozent Wasser im Beton.

Einerseits gibt es die sogenannte Tramex-Methode, benannt nach dem dafür verwendeten Gerät. Der Tramex-Moisture-Meter wird auf die Betonoberfläche aufgesetzt. Mittels kapazitiver Sensoren, die elektromagnetische Signale aussenden und empfangen, wird die Feuchtigkeit im Beton gemessen. So macht man sich die stromleitende Eigenschaft des Wassers zunutze: Je feuchter der Beton ist, desto besser kann das elektrische Signal durch den Beton fliessen. Diese Messmethode erfordert keine Zerstörung des Betons und liefert schnelle Ergebnisse. Armin schätzt die Zuverlässigkeit dieser Vorgehensweise auf ca. 90-95 Prozent. Obschon sie eine der genauesten Methoden darstellt, wird sie vor Gericht nicht anerkannt.

Die CM-Methode (auch bekannt als «Calciumcarbid-Methode» oder «CM-Test») ist eine weitere gängige Methode zur Bestimmung der Feuchtigkeit im Beton. Dabei wird eine Probe des Betons entnommen und in einer versiegelten Kammer mit Calciumcarbid-Pulver versetzt. Das Calciumcarbid reagiert mit dem im Beton vorhandenen Wasser und erzeugt Acetylen. Dieses wird schliesslich von einem Gerät gemessen. Aus Erfahrung schätzt Armin die Genauigkeit dieser Methode auf etwa 70-80 Prozent; sie ist also weniger zuverlässig. Die Erklärung: Für die Entnahme der Probe bohrt man ein Loch. Dabei erhitzt man den Betonstaub – was natürlich die Feuchtigkeit reduziert! Weiter ist zu beachten, dass die Methode nur eine punktuelle Messung ermöglicht und so mehrere Proben nötig sein können.

Bei der Darr-Methode wird eine Probe des Betons in einem Beutel bei hoher Temperatur getrocknet und der Feuchtigkeitsverlust (durch den entstandenen Gewichtsunterschied) anschliessend gemessen. Das ist eine sehr aufwendige, dafür aber auch sehr exakte Methode (über 95 Prozent Genauigkeit). Armin empfiehlt sie für punktuelle Messungen. Für flächendeckende Analysen eignet sich dagegen die Tramex-Methode am besten.

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Massnahmen zur Reduzierung der Feuchtigkeit

Um Gipser-Bauschäden aufgrund von zu hoher Feuchtigkeit im Rohbau zu vermeiden, gibt es einige einfache und effektive Massnahmen. Regelmässiges Stosslüften im Rohbau ist das A und O. Weiter kann man Heiz- und Luftentfeuchtungsgeräte sowie Lüfter für gute Luftzirkulation aufstellen.

Ein wichtiger Punkt, den man als Laie nicht gleich auf dem Schirm hat, ist der Arbeitsablauf. Kommt zuerst der Unterlagsboden, bevor man den Weissputz an die Decke macht? Denn der Weissputz ist ein gipshaltiger Putz und deshalb ist die Feuchtigkeit fürs einwandfreie Abbinden und Haften entscheidend. Theoretisch sind beide Reihenfolgen möglich. Macht man den Weissputz an der Decke vor dem Unterlagsboden, muss man unbedingt kräftig lüften, damit so schnell wie möglich die Feuchtigkeit rausgeht. Andernfalls bilden sich an der Decke Schimmel oder Wassertropfen. Wählt man die umgekehrte Reihenfolge, muss man warten, bis der Unterlagsboden getrocknet und die Luftfeuchtigkeit wieder im Normalbereich von 60-70 Prozent ist.

Gipser-Bauschäden aufgrund von Feuchtigkeit

Zu den Gipser-Bauschäden, die auf zu hohe Feuchtigkeit im Mauerwerk zurückzuführen sind, gehören Salzausblühungen. Wasser löst Salze aus dem Mauerwerk und transportiert sie an die Oberfläche des Putzes. Dort verdunstet das Wasser und die Salze bleiben als weisse Ausblühungen zurück. Diese muss man abwaschen und dann muss man überprüfen, ob die Struktur des Grundputzes noch intakt ist. Ist das nicht der Fall, muss er runter.

Dringt nach dem Auftragen des Grundputzes wieder stehendes Wasser ins Gebäude, kann er nicht genügend abbinden. Dies kannst du feststellen, indem du mit den Händen über den Grundputz fährst und es sich dann wie schmierige Kreide anfühlt. Eine Fachperson muss dann feststellen, ob der Grundputz noch die ausreichende Festigkeit besitzt. Hier muss man auch unbedingt nach der Ursache für die Feuchtigkeit suchen: Sind beispielsweise Dach oder Fenster noch nicht richtig abgedichtet? Dann gilt es, das sofort zu beheben.

Generell darfst du dich bei Feuchtigkeit im Gebäude auf keine Kompromisse einlassen – Sofortmassnahmen sind gefragt! Denn sonst zieht sich das Wasser noch mehr in die Bauteile und kommt immer und immer wieder an die Oberfläche.

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Fehlende Haftbrücken

Armin weiss von einem Fall in einem Altbau, wo die Decke heruntergestürzt war, nachdem man einen zweiten Verputz aufgetragen hatte. Auf der Betonfläche war keine Haftbrücke. Beim ersten Putz hat das glücklicherweise 30 Jahre gehalten, doch mit dem zusätzlichen Gewicht des neuen Putzes wurde es zu viel.

Ein konventioneller Einschichtputz braucht immer eine Haftbrücke. Allerdings gibt es mittlerweile Produkte mit integrierter Haftbrücke. Suche das Gespräch mit dem Unternehmer und lass dir das mit dem technischen Merkblatt bestätigen. Wichtig: Ausschreiben musst du die Haftbrücke trotzdem, denn es gibt im NPK noch keine Position für einen Weissputz mit integrierter Haftbrücke. Schreibst du sie nicht aus, gibst du dem Unternehmer die Vorlage für einen fetten Nachtrag.

Schwedenschnitt mit Farbe gefüllt

In einem anderen Fall sagte man Armin, dass der Gipser den Schwedenschnitt vergessen hatte. Dies war aber gar nicht der Fall. Vielmehr hatte der Maler den Schwedenschnitt mit Farbe gefüllt – und das darf man nicht tun! Dann wurde der Schwedenschnitt auch noch mit einem Bleistift nachgezeichnet… 

Das Argument «Farbe kann keine Spannungen aufnehmen», hilft hier auch nicht, denn die Norm sagt ganz klar: Der Schwedenschnitt muss frei bleiben. Weshalb der Schwedenschnitt so wichtig ist, erfährst du in diesem früheren Baublog mit Armin.

Mehr Infos

Hast du Gipser-Bauschäden, die eine Expertenanalyse erfordern? Oder einfach nur eine Frage? Armin Waldschmidt berät dich gerne! Mehr über Novapex und alle Kontaktdaten gibt es auf der Website; das Unternehmen ist ausserdem auf Instagram aktiv. Mit Armin persönlich kannst du dich auf LinkedIn vernetzen.

Wenn dir diese Folge zum Thema Gipser-Bauschäden weitergeholfen hat, würde ich mich riesig über eine Bewertung und einen positiven Kommentar auf iTunes freuen.

Beste Grüsse
Marco

Auch Du möchtest mit dem Podcast mehr Sichtbarkeit erlangen und zusätzlich von einem Blogbeitrag profitieren?

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