
Fugen: Zwischen Ästhetik und Funktion
Die Fuge ist zwar nur ein kleiner Zwischenraum, sie erfüllt jedoch wichtige Funktionen und hat eine grosse Wirkung auf das Gesamtbild eines Bodenbelages. Für Plattenleger-Unternehmen wie die Hänni AG gilt es, Ästhetik und Funktion der Fugen in Einklang zu bringen. Auf der Baustelle sehen sie sich meist mit unterschiedlichen Wünschen konfrontiert: Der Architekt hätte am liebsten gar keine sichtbaren Zwischenräume, sondern lediglich sogenannte Pressfugen auf dem Belag. Das ist aber schon aufgrund der Ungenauigkeiten im Material kaum umsetzbar. Dann gibt es noch die SIA-Norm 248, die besagt, dass die Mindestfugenbreite 2 Millimeter betragen muss. Diese Vorschrift gibt es aus gutem Grund: Man muss über die Fugen Spannungen abbauen können. Ist das Abdichten ebenfalls eine der Funktionen von Fugen? Reto räumt gleich mal mit diesem falschen Vorurteil auf: Es gibt keine Fuge, die wasserdicht ist. Die Silikonfuge etwa ist eine rein technische Fuge, um als Weichfuge beispielsweise Verformungen des Unterlagsbodens aufzunehmen. Natürlich hält sie das Wasser etwas zurück, aber man kann niemals auf die darunterliegende Abdichtung verzichten. Nun beschäftigen wir uns mit den Eigenschaften der drei häufigsten Fugenarten: Silikon-, Epoxid- und Zementfugen.
Zementfugen
Zementfugen sind starre Fugen, die dazu dienen, Spannungen zwischen den Bauteilen aufzunehmen und Ungenauigkeiten im Material auszugleichen. Zementfugenmassen zwischen den Fliesen gibt es schon seit hunderten von Jahren. Früher nahm man hierfür reinen Zement, heute sind es in der Regel Massen aus einer Mischung von Zement, Sand und Wasser. Bei einigen Produkten können weitere Zuschlagstoffe wie beispielsweise Kalk oder Kunststoffzusätze hinzugefügt werden, um die Eigenschaften zu optimieren. Die genaue Zusammensetzung hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Art des zu verfugenden Materials, der Grösse und Tiefe der Fugen und den spezifischen Anforderungen des Projekts. Eine Tonfliese zum Beispiel hat ein ganz anderes Saugverhalten als eine Feinsteinzeugplatte. Bei Letzterer mischt man Kunststoffdispersionen rein, um die Haftung zu verbessern. Mit Farbpigmenten lässt sich die Masse in den gewünschten Ton färben. Du musst allerdings beachten, dass die Fugen mit der Zeit ausgewaschen werden. Im schlechtesten Fall (zum Beispiel, wenn ein Fehler beim Anmischen des Mörtels passiert ist oder eine unsachgemässe Reinigung mit säurehaltigen Mitteln vorgenommen wurde) kann es dabei zu unschönen Fleckenbildungen kommen. Gerade hochpigmentierte Zementfugen sind dafür sehr anfällig. Bei der Farbwahl muss man ohnehin gut aufpassen: Gefällt einem die Fugenfarbe nicht, lässt sich das nicht mehr rückgängig machen. Deshalb arbeitet Reto grundsätzlich immer mit Fugenmustern, die der Bauherr bestätigen muss.Epoxidfugen
Epoxid ist ein Kunstharz, der für die Fugenmasse mit Quarzsand und anderen Füllstoffen sowie Farbpigmenten vermischt wird. Die Epoxidfuge ist säurebeständig. Sie ist deshalb prädestiniert für den Einsatz in Chemielaboren, Brauereien oder Molkereien – aber auch in Garagen, wo oft mit Hochdruck gereinigt wird. In so einem Umfeld wären Zementfugen im Nu ausgewaschen und zerstört. Epoxidfugen sind jedoch in der Verarbeitung sehr aufwendig und entsprechend teuer. Im Team von Reto gibt es ausserdem gleich mehrere Mitarbeiter, die auf den Kontakt mit Epoxidfugenmassen allergisch reagieren. Dazu kommt, dass Kunstharz ein Erdölderivat und deshalb keine besonders ökologische Variante ist. Dennoch kommt diese Fuge vermehrt auch im privaten Bereich zum Einsatz – besonders in Duschen von Mietwohnungen. Hier profitiert man von der «Unzerstörbarkeit» dieser Fugenart: Selbst das aggressivste Reinigungsmittel macht diese Fuge nicht kaputt. Angesichts der ökologischen, gesundheitlichen und preislichen Nachteile ist die Epoxidfuge für den Privathaushalt eher keine gute Idee, findet Reto. Für den Aussenbereich ist sie ebenfalls nicht gut geeignet. Bei Wärme wird das Material nämlich weich, bei Kälte hingegen steinhart. Das sind im Hinblick auf das Spannungsverhalten des Aussenbelages keine wünschenswerten Voraussetzungen.