Wenn du Baumeister-Ausschreibungen erstellst oder prüfst, solltest du diesen Baublog nicht verpassen – er kann dir viel Ärger und noch mehr Kosten ersparen. Schlechte Ausschreibungen kosten Bauherren und Unternehmer nämlich jedes Jahr Millionen. In dieser Folge decken wir die häufigsten Fehler auf – und zeigen, wie du mit einer präzisen Ausschreibung bis zu 7 % der Baukosten sparen kannst!
Martin Kunz (Inhaber Kunz Baulösungen GmbH) erklärt, was in den meisten Ausschreibungen fehlt, welche Unterlagen wirklich nötig sind und warum eine saubere Planung schon Monate vor dem Baustart beginnt. Er kennt die Risiken aus über 15 Jahren Erfahrung als Bauführer und unabhängiger Ausschreibungsberater ganz genau.
Du lernst, wie du teure Nachträge vermeidest, rechtssicher ausschreibst und mit der richtigen Terminstrategie bessere Angebote erhältst.
Pflichtwissen für Planer, Architekten und Bauleiter – wie immer praxisnah, klar und mit echten Erfahrungswerten.

Wo liegen die grössten Fehlerquellen?
Ein häufiger Fehler: Ausschreibungen basieren auf unfertigen Plänen. Es fehlen Detailangaben, Sortierungen, Materialdefinitionen – oder es sind gar noch keine Wandaufbauten eingezeichnet. Eine fertige Denkweise ist oft nicht vorhanden, viele Prozesse sind nicht zu Ende gedacht. Zudem wird in der Praxis oft auf eine sogenannte rollende Planung gesetzt: Die Details werden später definiert. Das ist ein fataler Irrtum – denn was zu spät kommt, wird teuer.
Martin zeigt das beispielhaft an einer Wand:
- Materialisierung fehlt: Es ist nicht klar, ob eine Wand aus Backstein, Sichtbeton oder einem anderen Material besteht.
- Positionen zu ungenau: Es wird nur Wandschalung ausgeschrieben – ohne Differenzierung zwischen Podesten, Unterzügen, Stützen oder Kragplatten.
- Falsche Mengen: Juniorbauleiter schreiben Wandschalung 10’000 Quadratmeter, obwohl vieles davon Stützen oder andere Bauteile sind.
- Reservedenken statt Planung: Um Unsicherheiten abzufangen, werden 10 Prozent auf Vorrat gerechnet, statt präzise auszumessen.
Das alles öffnet Tür und Tor für Nachträge. Ein findiger Unternehmer erkennt solche Lücken sofort – und kalkuliert entweder einen Sicherheitszuschlag oder reicht im Verlauf Nachträge ein.

Was braucht eine gute Ausschreibung?
Eine präzise Ausschreibung beginnt mit einem klaren Verständnis des Projekts und seiner Anforderungen. Wichtig sind:
Detaillierte Pläne mit Angaben zu Material, Ausführung, Schnittstellen, Abnahmepunkten, Stromleitungen, Abwasserführung.
Klar formulierte Leistungspositionen – jede Leistung bekommt eine eigene Position, wie es die Norm verlangt.
Gedankengänge des Planers oder Bauleiters müssen nachvollziehbar sein: Wo ist eine Abdichtung geplant? Welche Erschwernisse liegen vor? Wo sind Bauphasen oder Zugänge zu berücksichtigen?
Martin nennt ein Beispiel: Wenn eine Wandschalung in einer Baugrube in Etappen erfolgen muss, weil zuerst ein Schliesssystem installiert wird, dann muss das exakt so ausgeschrieben sein. Fehlt das, kann der Unternehmer später nicht richtig kalkulieren.
Abrechnungsmodelle: offen, pauschal, global
Martin Kunz erläutert die verschiedenen Modelle:
- Offene Abrechnung: Nach Aufwand und Stunden. Transparenz ist hoch, Planungssicherheit aber nur bei klarem Rahmen gegeben.
- Pauschale: Für klar definierte Leistungen wird ein fixer Preis vereinbart – unabhängig vom tatsächlichen Aufwand. Gut geeignet bei exakt beschreibbaren Arbeiten.
- Globale Abrechnung: Es wird ein Gesamtpreis für ein ganzes Gewerk oder Projektteil vereinbart, ohne detaillierte Einzelpositionen. Das Verfahren ist einfach, birgt aber Risiken bei unklaren Leistungen oder Änderungen.
Wichtig ist: Ein Kostendach hilft, die finanziellen Erwartungen zu steuern – mit sauberer Grundlage.

Dichtigkeitsklassen: Was ist dicht?
Dicht ist nicht gleich dicht. Dichtigkeitsklassen 1 bis 4 sind normiert – aber nur Klasse 1 lässt keinerlei Feuchtigkeit zu. Klasse 2 kann feuchte Stellen enthalten, ohne Nutzungseinschränkung. Klasse 4 erlaubt sogar Feucht- und Tropfstellen. Der Bauherr muss also klar sagen, was seine Anforderungen sind. Will man hohe Dichtheit, steigen die Baukosten (z. B. durch mehr Bewehrung) um bis zu 30 Prozent.
Geologischer Bericht: oft unterschätzt
Der Grundwasserspiegel ist entscheidend. Wenn er steigt – etwa durch benachbarte Bauprojekte oder Wetterveränderungen – kann das enorme Folgen haben. Zwei Projekte von Martin mussten nachträglich Bodenplatten neu planen, weil das Gutachten zu ungenau war. Seine Empfehlung: Immer prüfen, ob die Bodenplatte auch bei höherem Wasserstand noch funktioniert.
Terminprogramme sind Schlüssel zur Kalkulation
Ein guter Unternehmer will wissen: Wann geht’s los? Wann ist die Parzelle bereit? Wann der Rohbau fertig? Ein grober Terminplan ist daher Pflicht. Ist kein Programm dabei, muss der Unternehmer selbst schätzen, was zu Risiken führt. Planänderungen resultieren dann in Verzögerungen oder Mehrkosten. Optimal: Ausschreibung mindestens ein halbes Jahr vor Baustart versenden, Unternehmern 2 bis 3 Wochen zur Berechnung Zeit geben und klare Meilensteine kommunizieren.

Die richtige Nutzungsvereinbarung beim Beton
Eine Planungsgrundlage bestimmt Art, Dauer und Intensität der Nutzung eines Bauwerks. Das wird etwa bei der Bemessung und Lebensdauerplanung von Stahlbeton relevant:
- Technische Anforderungen
- Nutzungskategorie und erwartete Beanspruchungen (z. B. Verkehrslast, Klimabelastung)
- Umgebungsbedingungen
- Nutzungsdauer
- Restbreiten
- Dichtheitsansprüche (analog Dichtigkeitsklassen)
- Deckenaufbauten (z. B. 50 oder 80 cm bei Einstellhallen)
- Heizsysteme, Betriebskosten
- Rissbildung: zulässig oder nicht?
Die Nachbehandlung des Betons wird vom Aufwand her oft unterschätzt. Einfach eine Plane drüberlegen schützt nur vor Wind, nicht vor Hitze oder Kälte. Bei Sommerhitze muss die Eigenwärme gehalten werden, sonst leidet die Festigkeit. Die Norm SIA 262 verlangt je nach Bedingung bis zu 30 Tage Nachbehandlung. Das hat Auswirkungen auf den Bauablauf – und muss einkalkuliert sein.

Fazit: So erkennst du einen guten Baumeister
Einen kompetenten Baumeister erkennt man nicht an einem tiefen Preis, sondern an seiner Denkweise und seinem Engagement im Projekt. Hier sind zentrale Merkmale:
- Aktuelle, gepflegte Website mit Teamvorstellung: Ein professioneller Auftritt zeigt, dass der Unternehmer Wert auf Transparenz legt und stolz auf seine Mitarbeitenden ist. Oft findet man dort auch Tipps oder Hinweise, die sein Fachwissen belegen.
- Eigene Ideen in der Verhandlungsphase: Ein guter Baumeister bringt sich aktiv ein, stellt Rückfragen und macht konkrete Verbesserungsvorschläge. Das zeigt, dass er sich mit dem Projekt wirklich auseinandergesetzt hat – und nicht nur schnell kalkuliert.
- Frühzeitiges Erkennen von Schnittstellenproblemen: Er erkennt potenzielle Konflikte oder Unklarheiten zwischen den Gewerken bereits in der Angebotsphase und thematisiert diese – statt sie später als Nachtrag zu verkaufen.
- Konstruktive Rückmeldungen zu unklaren Positionen: Wenn Ausschreibungen Lücken enthalten, weist er den Planer respektvoll darauf hin. Er spekuliert nicht auf Nachträge, sondern strebt ein klar kalkulierbares Projekt für alle Seiten an.
- Nicht der günstigste Anbieter – aber langfristig der wirtschaftlichste: Ein Unternehmer, der zu billig offeriert, muss später irgendwo kompensieren. Der seriöse Baumeister kalkuliert fair, steht zu seinem Preis und sorgt für reibungslose Abläufe – was am Ende oft günstiger ist.
Mehr Infos und Kontakt: www.kunz-bauloesungen.ch
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