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Unterterrain-Abdichtung mit BIM

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«BIM wird früher oder später zum Standard werden.» Das sagte Experte Julian Amann in einem kürzlich veröffentlichten Baublog. Die Architekten und Ingenieure unter euch werden es längst festgestellt haben: Auch für die Abdichtungen im Unterterrainbereich wünschen immer mehr Bauherren die moderne Arbeitsmethode der vernetzten Planung. Deshalb wird es höchste Zeit, dass wir uns in einem Experten-Interview mit genau diesem Thema auseinandersetzen. Was sind die Vorteile von BIM für Unterterrainabdichtungen? Wo sind die Schnittstellen zu anderen Gewerken? Und worauf musst du bei der Ausschreibung achten?

Für dieses Thema, das nicht nur für Architekten und Ingenieure, sondern auch für Bauherren spannend ist, habe ich Benjamin Lanz eingeladen. Er berät Ingenieure sowie Architekten und ist Niederlassungsleiter bei der Vistona Experts AG in Kriens.

Die Planung der Planung mit BIM

«Unser Gewerk betrifft alle anderen Gewerke.»

Diesen wichtigen Grundsatz von Benjamin sollte man sich während der ganzen BIM-Planung vor Augen halten. Es gibt zahlreiche Schnittstellen; etwa mit dem Bauingenieur, dem HLSE (Heizung-Lüftung-Sanitär-Elektro-Planer) sowie dem Architekten, welcher für die Detailplanung bei Anschlüssen an Flachdach und Boden/Wand-Anschlüssen zu erdberührten Flächen zuständig ist.

Das bedeutet auch, dass es sehr wichtig ist, die Experten für deine Abdichtungslösung frühzeitig ins Boot zu holen. Am besten schon in der Vorprojekt- oder Ausschreibungsphase. So kannst du sicherstellen, dass Ausführungsdetails von anderen Gewerken in die Abdichtungsplanung einfliessen und so Kollisionen verhindert werden können. 

Jede am Bau beteiligte Person «tickt» wieder anders und hat eine eigene Arbeitsweise. Weiter muss deshalb vorher schon klar sein, wie die Vorgehensweise der einzelnen Akteure ausschaut. Darum muss so früh wie möglich ein Standard in der BIM-Planung eingeführt werden.

Ausserdem gilt es zu beachten: Wenn man andere Gewerke oder Detaillösungen optimiert, zieht das immer Kosten nach sich – entweder aufgrund von Zusatzkosten, Planänderungen, aber auch wegen des Zeitablaufs. Denn unter jedem Gewerk steht auf dem Zeitplan ein weiteres, das warten muss. Mit BIM erkennst du automatisch, welche Konsequenzen die Änderung eines Gewerks nach sich zieht. So kannst du die Lösungen frühzeitig suchen und nicht erst auf der Baustelle.

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Die wichtigsten Schnittstellendefinitionen

Wenn es nicht anders geregelt ist, liegt die Planerhaftung in diesem Gewerk beim Bauherrn und beim Ingenieur. Daher werden Aufgaben an Abdichtungsplaner vergeben, die das Ganze korrekt nach Norm planen. Unternehmen wie Vistona Experts kennen den SIA-Katalog dazu natürlich bestens und sind spezialisiert auf diesen Bereich. Mit einem Abdichtungsplaner verhinderst du auch «schwammige» Ausschreibungen, welche die Planung gar nicht richtig definieren.

Wichtig ist hier noch zu erwähnen: Der Ingenieur muss für diese Planerleistungen auch vergütet werden. So verhindern Bauherren und Architekten während der Planungsphase die unnötigen Diskussionen darüber, wer nun diese Detaillösungen ausarbeitet.

«Der Bauingenieur hat viele andere Themen und kann in diesem Bereich durch einen Abdichtungsplaner ideal entlastet werden.»

Aus der Sicht des Architekten und HLSE-Planer fallen die Schnittstellen der Entwässerung, der Ableitung von Wasser und die Entlüftung in seinen Bereich.

Immer wieder für Diskussionen sorgt beispielsweise die mangelnde Entlüftung in Tiefgaragen oder Einstellräumen, die dann Oberflächenkondensat zur Folge haben. Der Bauherr meint dann, dass die Abdichtung ungenügend sei. 
Dieses Problem könnte mit einer genügenden Luftumwälzung einfach geregelt werden.

Im Schnittstellenpapier zwischen dem Architekten und dem Abdichtungsplaner ist ausserdem die Schnittstelle zwischen der Grundwasserabdichtung und dem Flachdach (zum Beispiel der Einstellhalle) zu definieren. Das ist ein wichtiger Berührungspunkt, der bei der Definition oft vergessen geht, wie Benjamin weiss. Hier führt mangelnde Planung oder auch nur ein kleines Missverständnis nicht selten zu unnötigen Mehrkosten.

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Die Ausschreibung mit BIM

Wie geht Vistona Experts vor, wenn die Mitarbeiter eine Ausschreibung erhalten, bei welcher der Bauherr BIM verlangt? Zunächst stellt sich die Frage, wer die Abdichtung im BIM-Modell zeichnet: der Ingenieur oder das Unternehmen selbst? Es ist nämlich entscheidend, welche Verantwortungen an das Abdichtungsunternehmen weitergegeben werden. 

Erhält das Unternehmen quasi das «Komplettpaket», klärt es mit dem Bauherrn die Nutzungsvereinbarungen und geht auf seine Ansprüche ein. Dann zeichnet es die ganze Abdichtung im Modell, inklusive Boden- und Wandetappen, Betonierabschnitte und internem Aufmass. Am Ende hat man also den perfekten Soll-Zustand.

Für eine optimale Offerte müssen die Wünsche und Anforderungen des Bauherrn an das Bauwerk (Dichtigkeitsklasse, mögliche Umnutzungen etc.) bekannt sein. Weiter muss Vistona Experts für das richtige System die generellen Grundbedingungen kennen (zum Beispiel geologische Besonderheiten). Es braucht ausserdem diverse Pläne (etwa Architektenpläne, Schalungspläne). Im Idealfall ist auch bereits ein BIM-Modell vorhanden.

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Die Vorteile von BIM unter Terrain

Welche Vorzüge BIM im Allgemeinen mit sich bringt, haben wir schon mehrmals im Baublog besprochen (zum Beispiel in dieser Folge hier). Doch wie profitierst du spezifisch bei Unterterrainabdichtungen davon?

«BIM löst gemäss unserer Erfahrung viele Probleme und Unklarheiten schon im Vorfeld.»

Vor allem das parametrische Ausführungsmodell ermöglicht genaue Offerten und den Vergleich zwischen den verschiedenen Unternehmern. Die Systeme und Materialien sind vorgegeben – ohne Schlupflöcher.

Solche Möglichkeiten für Mehrkosten verstecken sich ohne BIM etwa bei Boden- und Wand-Durchdringungen, bei der Schnittstelle vom Handwerksunternehmen zur Abdichtungsfirma.

Je ungenauer du in der Ausschreibung definierst, desto weniger genau lassen sich die Kosten voraussagen. Benjamin vergleicht das mit dem Autokauf: Verlangst du einfach «ein Auto», kannst du einen Oldtimer, einen Pickup oder einen Sportwagen bekommen. 

Weitere Vorteile: In der Ausführung kann man den Ist-Zustand stets mit dem perfekten Soll-Zustand transparent abgleichen. Die Konsequenzen von Änderungen sind ebenfalls dank dem Modell ersichtlich. Kollisionen mit anderen Gewerken lassen sich verhindern, Abhängigkeiten sind besser erkennbar.

Auch nach dem Bau bietet BIM diverse Vorteile. Die umfangreichen Daten zu sämtlichen Gewerken kommen zum Beispiel bei der Bewirtschaftung und bei der Sanierung gelegen.

BIM setzt allerdings immer voraus, dass alle beteiligten Planer «3D-tauglich» sind und damit umgehen können. Das ist noch nicht überall so, wie Benjamin weiss.

 

Weiterführendes

Mehr Infos zu Vistona Experts gibt es auf der Website, wo du auch Bilder von Referenzobjekten betrachten kannst. Ausserdem hat das Unternehmen einen eigenen Facebook-Account.

Vistona Experts führt Vorträge in Schulen sowie in Planungs- und Bauleiterbüros durch. Falls du Interesse an diesem fundierten Fachwissen hast, kannst du dich gerne beim entsprechenden Standort per E-Mail melden. 

Wenn dir diese Folge weitergeholfen hat, würde ich mich riesig über eine Bewertung und einen positiven Kommentar auf iTunes freuen.

Beste Grüsse
Marco

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