Du wolltest nur eine nachhaltige Wärmepumpe einbauen – und jetzt stehst du mit deinem Nachbarn vor Gericht! Teure und nervenaufreibende Streitigkeiten wegen des Baus einer Energieanlage oder wegen Verdichtungsmassnahmen müssen nicht sein. Dank den Tipps unserer Baurechtsexpertin wird dein Bauvorhaben der nachbarschaftlichen Harmonie nichts anhaben können.
Baurechtsanwältin Maja Saputelli wird uns potenziellen Konflikte und mögliche Lösungsansätze aufzeigen. Nach dem Lesen dieses Baublogs wirst du wissen, mit welchen Argumenten du bei der Nachbarschaft punktest. Ausserdem werfen wir einen Blick auf die aktuelle rechtliche Situation bei Wärmepumpen.
Maja ist nicht nur für ihre eigene Baurechtskanzlei tätig, sondern auch als Redaktorin für «PBG aktuell». Mit der Zürcher Zeitschrift für öffentliches Baurecht bist du immer auf dem Laufenden und in der Lage, deinen Auftraggeber noch kompetenter zu beraten. Klicke hier, um in unserem Shop mehr über «PBG aktuell» zu erfahren.
Konflikte durch Verdichtung und Energiewende
Im Nachbarschaftsrecht ist die Verdichtung momentan ein brisantes Thema, das besonders hohes Konfliktpotenzial birgt. In der Schweiz gibt es viele Einfamilienhäuser mit grossen Grundstücken; wir sind nicht daran gewöhnt, in einer beengten Nachbarschaft zu leben. Heute kann mittlerweile auf neu aufgezonten Gebieten höher und dichter gebaut werden. Es werden immer mehr Leute auf kleinerem Raum – und das kann zu Streitigkeiten führen.
Ähnliche Auswirkungen auf das nachbarschaftliche Verhältnis hat die Energiewende. Die erneuerbaren Energien und die entsprechenden Anlagen dazu werden immer stärker gefördert, doch auch das kann Ärger verursachen – zum Beispiel wegen lärmiger Wärmepumpen.
Verdichtung: Was stört die Nachbarn am meisten?
Häufig fürchten sich die Anwohnerinnen und Anwohner davor, dass sie nach dem Bau weniger Aussicht und mehr Schatten haben. Es besteht vielfach auch die Sorge, die neuen Nachbarn könnten gut hörbar sein und für mehr Lärmbelastung sorgen. Nicht selten befürchtet man auch den Verlust der Privatsphäre durch fremde Blicke in die intimen Wohnräume.
Solchen Ängsten sollte man als Bauherr proaktiv begegnen. Im Folgenden zeigen wir deshalb mögliche Lösungsansätze für die häufigsten Streitpunkte beim Bauen.
Streitpunkte Zufahrtsstrassen und Grenzgestaltung
Wächst ein Mehrfamilienhaus aus dem Boden, wo vorhin ein Einfamilienhaus stand, wird es auf der Zufahrtsstrasse bald mehr Verkehr geben. Es ist deshalb wichtig, mit Beginn der Planung die Wünsche der Nachbarn zu berücksichtigen und frühzeitig gemeinsame Interessen zu finden. Man kann die Nachbarn vielleicht auch darauf aufmerksam machen, dass sie einst in der gleichen Situation sein könnten. Deshalb lohnt es sich, die Zufahrt so zu gestalten, dass sie für alle zukünftigen Bewohner ausreichend Kapazität bietet.
Die Nachbarn haben ein Bedürfnis nach Lärm- und Einsichtsschutz. Bei der Grenzgestaltung ist es wichtig, dass der Architekt auf ihre Wünsche eingeht. Vor allem, wenn die Sitzplätze und Gärten unmittelbar nebeneinander liegen, ist hier eine effektive und für beide Seiten angenehme Lösung entscheidend, um Konflikte zu vermeiden.
Majas abschliessender Tipp für das Vermeiden von Nachbarschaftsstreit in Bezug auf die Verdichtung: Sage deinem Planungsteam explizit, dass du die Nachbarn bei diesem Projekt nicht ausser Acht lassen willst. Egoistisch die Bedürfnisse der Anwohner zu ignorieren, mag zwar nach maximaler Rendite klingen – aber das trifft nicht zu. Maja weiss nämlich aus Erfahrung, dass Nachbarn, die sich bei der Planung übergangen fühlen, oftmals kurzerhand einen Rekurs einreichen. Dies verzögert dein Bauvorhaben und verursacht zusätzliche Kosten.
Streitpunkt Wärmepumpen
Früher waren im Bereich der erneuerbaren Energien die Solarpanels aufgrund ihrer Blendwirkung oftmals Grund für Konflikte. Die PV-Anlagen haben sich aber stark weiterentwickelt und sind heute eigentlich breit akzeptiert.
Für den meisten Zoff im Bereich der Energieanlagen sorgen mittlerweile Wärmepumpen. Die sind derzeit sehr gefragt und zweifellos auch energieeffizient und umweltfreundlich – aber sie verursachen auch viel Lärm. Deshalb ist die Wahl des Ortes der Wärmepumpe sehr wichtig. Meist ist bei bestehenden Gebäuden kein Platz und die Anlage muss aussen installiert werden.
Immer mehr Kantone bemühen sich mit entsprechenden Gesetzen, erneuerbaren Energien möglichst einfach bewilligungsfähig zu machen. Im Kanton Zürich gibt es seit 2023 ein Gesetz, dank dem bei Wärmepumpen für Einfamilienhäuser kein Baugesuch mehr nötig ist. Weiterhin obligatorisch ist ein Lärmnachweis mit einem Situationsplan. Doch der ganze Prozess läuft jetzt sehr unkompliziert ab und die Baubehörden achten lediglich auf die Plausibilität der Angaben. Wehren sich die Nachbarn nach der Installation, weil doch zu viel Lärm zu ihren Fenstern gelangt, müsste man eigentlich die Wärmepumpe versetzen – und das ist natürlich äusserst aufwendig.
Was ist die Lösung? Auch hier gilt es, schon bei der Planung Rücksicht zu nehmen und bezüglich des Lärms den günstigsten Platz zu finden. Dieser liegt nicht immer dort, wo es finanziell für den Bauherrn am günstigsten ist. Aber Rekurskosten oder gar die Kosten für die Versetzung der Anlage wären bedeutend höher.
«PBG aktuell»
Genau dieses Thema wurde übrigens auch in einer neuen Ausgabe von «PBG aktuell» diskutiert. Die vierteljährlich erscheinende Fachzeitschrift behandelt mit Expertenbeiträgen die aktuellen Entwicklungen des öffentlichen Bau-, Planungs- und Umweltrechts im Kanton Zürich.
Gedruckt wird «PBG aktuell» von Kooperationspartner Stutz Medien AG in Wädenswil. Unter diesem Link kannst du ein Abo bestellen!
Zum Thema Lärmbelastung durch Wärmepumpen haben wir bereits einen separaten Baublog veröffentlicht, zu dem du über diesen Link gelangst.
Wenn dir diese Folge weitergeholfen hat, würde ich mich riesig über eine Bewertung und einen positiven Kommentar auf iTunes freuen.
Wir haben seit Jahren Lust, eine Wärmepumpe verbauen zu lassen. Umso überzeugender war hier zu erfahren, dass in Verbindung mit PV-Anlagen eine gute Harmonie zwischen den Systemen entstehen kann. Weitere Beratung holen wir uns von einem Fachmann nein.
Ich denke auch, dass es wichtig ist, seine Umgebung zu informieren, wenn man in und um sein Haus renoviert. Auf diese Weise bekommt man später keine Probleme. Wir haben auch eine Wärmepumpe installieren lassen, zusammen mit unseren Nachbarn. Das hat gut geklappt.