Die Zukunft der Energiegewinnung beginnt auf unseren Dächern: Immer mehr Immobilienbesitzer setzen auf die Kraft der Sonne und möchten ihr Flachdach mit Solarzellen nachrüsten. Doch eines darf man bei all der Begeisterung für grüne Energie nicht vergessen: Die Lebensdauer einer Photovoltaikanlage hängt auch von ihrem Unterbau ab – und längst nicht jedes Flachdach ist fit für die Solaranlage.
Wir sprechen in diesem Baublog über die sogenannte Dachfit-Analyse und über die Rolle der Flachdachabdichtung bei der nachträglichen Montage von Solarpanels. Dabei werden wir häufige erforderliche Massnahmen am Dach sowie das Problem der Kombination Gründach/Solaranlage diskutieren. Unser Gast ist Christian Sahli, technischer Berater und Experte der Soprema AG.
Die Soprema ist ein Systemproduzent und -lieferant von allen gängigen und üblichen Abdichtungssystemen am Hoch-, Tief- und Ingenieurbau. Christian unterstützt die Bauherren und Architekten bei der Planung und der Definition der Systemaufbauten.
Lebensdauer Dach = Lebensdauer Solaranlage
Den Platz auf deinem Flachdach für Energiegewinnung nutzen? Gute Idee! Aber du darfst nichts überstürzen, denn du musst vorher unbedingt den aktuellen Zustand deines Daches kennen.
Es gilt nämlich: Die Lebensdauer des Dachs sollte ungefähr der Lebensdauer deiner gewünschten Solaranlage entsprechen. Photovoltaikanlagen können nach dem heutigen Stand der Technik 25 bis 30 Jahre lang bestehen. Das Flachdach darunter sollte also ebenfalls so lange halten. Denn es wäre nicht wirklich nachhaltig, wenn schon nach zehn Jahren die Solaranlage wieder rückgebaut werden muss.
Was ist eine Dachanalyse?
Um nun den Zustand des Dachs korrekt einzuschätzen und nötige Massnahmen im Hinblick auf die Nachrüstung zu definieren, führt man eine Dachanalyse durch. Dabei stehen etwa der Schichtaufbau, die Statik und das energetische Niveau im Fokus.
Für diese Bestandsaufnahme ziehst du einen lokalen Gebäudehüllenspezialisten bei und übergibst ihm sämtliche Dokumente von der Dacherstellung. Gemeinsam mit dem Spezialisten schaust du dir dann das Dach an: Wie lange ist die Lebensdauer des Flachdachs noch? Welche Massnahmen müssen allenfalls ergriffen werden, um diese auf die 25 bis 30 Jahre Lebensdauer der Solaranlage zu verlängern? Eine Veränderung der Nutzung hat zudem Auswirkungen auf die Nutzungsvereinbarung; auch dies gilt es zu beachten.
Der reibungslose Betrieb des Dachs und der Solaranlage wird durch ein Unterhaltskonzept gewährleistet. Dazu gehören ein gesicherter Zugang und die Absicherung der Gefahrenzonen mit einer Seilanlage oder einem Kollektivschutz.
Vorsicht bei alten Dächern!
0-5 Jahre alt: Der wichtigste Indikator für einen möglichen Handlungsbedarf ist das Alter. Dächer, die in den letzten fünf Jahren erstellt wurden, sind in der Regel wenig problematisch. Hier kannst du den Ersteller kontaktieren und mit ihm abklären, ob das Dach fit genug ist. Also, ob etwa die Dämmung die geforderte Druckfestigkeit aufweist. Eventuell kann noch eine Garantieverlängerung ausgehandelt werden.
Häufige kleine Massnahmen sind:
- Kontrollrohre einbauen, falls noch nicht vorhanden;
- Höhensicherungsanlage nachrüsten;
- Begrünung (falls vorhanden) auf Vereinbarkeit mit Solaranlage überprüfen.
5-15 Jahre alt: Bei dieser «Generation» gibt es grosse Unterschiede. Manchmal ist bereits eine Komplettsanierung für die Solaranlage unumgänglich. Dies wäre gleichbedeutend mit einer energetischen Sanierung. In anderen Fällen wiederum muss vielleicht nur die Höhensicherungsanlage nachgerüstet werden.
Älter als 15 Jahre: Hier ist definitiv ein Eingriff nötig. Wenn energetisch bei der Erstellung schon viel investiert wurde, genügt womöglich auch ein Dachhautersatz mit einer Modifikation der Nutz-Schutz-Schicht.
Solaranlage & Gründach: Grosse Herausforderungen
Grünen Strom produzieren und gleichzeitig der Natur den Lebensraum zurückgeben, den man ihr durch den Aushub genommen hat: Die Kombination von Solaranlage und Gründach basiert auf einem ökologisch vorbildlichen Gedanken. Das funktioniert – allerdings muss man sich bewusst sein, dass eine solche Solaranlage von der Seitenansicht auf dem Gebäude ersichtlich sein könnte. Zurzeit werden viele Systeme tief aufgeständert geplant, was leider nicht mit einem Gründach vereinbar ist.
Die Solarmodule werden wie ein Zelt auf die Dachfläche gestellt, darunter ist die Tragkonstruktion, welche den Elementen Halt gibt. Bei der Traufe sind es oft nur ca. 5-10, in der Mitte um die 40 Zentimeter Bodenabstand. Das führt unter den Solarmodulen unweigerlich zu einem Treibhauseffekt. So wachsen die falschen Pflanzen; die Experten sprechen dann von einem starken Fremdwuchs. Dieses Wachstum lässt sich nicht steuern und die Unterhaltskosten explodieren.
Das nächste Gründach-Problem: Mit dem Gründach verzögert man oft die Versickerungsgeschwindigkeit. Bauauflagen können verlangen, dass ein bestimmter Abflussbeiwert erreicht werden muss. Dachsubstrate helfen dabei, diesen Wert zu erreichen – aber nicht in Kombination mit einer Solaranlage! Stattdessen muss ein Kiesdach mit Wasserspeichermatte dafür sorgen, dass das Flachdach diesen Wert erreicht.
Die Lösung ist die sogenannte «Schmetterlingsanordnung» (wie ein «V») oder einfach eine höhere Aufständerung, unter der die Begrünung gedeiht und eine Unterhaltung möglich ist. Der einzige Nachteil ist die Ästhetik: Man sieht die Solaranlage auf dem Flachdach und das ist bei den Bauherren nicht so beliebt. In den Bergregionen sieht man übrigens aufgrund der Schneelast häufig sogar vertikal aufgeständerte Module – das ist natürlich der Idealfall im Hinblick auf die Begrünung.
Mehr Informationen
Eine Solaranlage auf einem Flachdach muss also genau geplant sein. Soprema kann dich dabei unterstützen. Das Unternehmen deckt die ganze Bandbreite ab und bietet sowohl Hilfe bei der energetischen Aufwertung als auch Windsogberechnungen, Nachweise beim Wassermanagement, alle Höhensicherungssysteme und die Planung von Abdichtungssystemen. Unter diesem Link gelangst du direkt zum Soprema-Kontaktformular.
Weitere Baublogs zum Thema: Spannende Tipps zur integrierten Photovoltaikanlage gibt es hier. Alles zur genialen Erfindung des Solarfaltdachs gibt’s hingegen unter diesem Link.
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