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Die Notruf-Planung für deinen Aufzug

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Aufzüge, die im Schacht abstürzen, gibt es nur in Actionfilmen. Das haben wir bereits in einem früheren Baublog gelernt. Aber das Gegenteil kann vorkommen: nämlich, dass ein Aufzug im Schacht stehenbleibt. Damit die Fahrgäste in so einem Fall die Kabine möglichst schnell wieder verlassen können, müssen bei der Planung gewisse technische und organisatorische Massnahmen getroffen werden.

Was geschieht eigentlich, wenn man im Aufzug den Notfallknopf drückt? In diesem Baublog geht es darum, wie man beim Aufzugsbau eine Notruf-Situation berücksichtigt und sowohl den Gebäudezugang als auch die Personenbefreiung gewährleistet. Mit anderen Worten: Es gibt heute wieder wertvolles Hintergrundwissen für deine Aufzugsplanung!

Unser Gast Thomas Stark ist bei Kone als Prozessmanager in der Service- und Notrufzentrale in Hannover tätig. Von dort aus betreut das Unternehmen Kone-Aufzüge im gesamten DACH-Raum. Ganz zum Schluss wird uns Thomas übrigens noch eine unglaubliche Story erzählen, wie er in einem Aufzug Einbrecher gefangen hat!

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Du aktivierst den Notfallknopf – und dann?

Dein Lift bewegt sich nicht mehr, du bist eingeschlossen und drückst auf den Notfallknopf. Um den Notruf auszulösen, musst du den Knopf länger als fünf Sekunden lang drücken. Das ist nötig wegen der eingebauten Missbrauchserkennung: Berührt jemand den Notfallknopf nur kurz oder bei offenen Türen, wird der Notruf nicht weitergeleitet.

Dann meldet sich auch schon über die Sprechverbindung die Notrufzentrale. Das Gerät kennt übrigens immer mehrere Nummern, die es automatisch anwählt, falls an einer Stelle besetzt ist oder ein anderes Problem besteht.

Die meisten Aufzugstelefone laufen über GSM-Verbindungen; Kone liefert mit dem Aufzug gleich einen entsprechenden GSM-Vertrag mit, damit der Bauherr keinen zusätzlichen Verwaltungsaufwand hat.

«Die Notrufzentrale weiss genau, wo sich der Aufzug befindet. Als Eingeschlossener muss ich deshalb keine Angaben über den Ort machen können.»

Wichtig ist, dass du kurz und deutlich zum Ausdruck bringst, dass du im Aufzug eingeschlossen bist. Die Verbindung ist nicht immer optimal und ausführliche Erklärungen sind deshalb in dieser Situation nicht sinnvoll. Die Sprechverbindung wird dann zunächst wieder unterbrochen, was einige steckengebliebene Aufzugsnutzer jeweils etwas irritiert. Sie kann aber jederzeit wieder aufgenommen werden; etwa durch abermaliges Drücken auf den Notfallknopf. Die Zentrale wird sich überdies immer wieder von sich aus in der Kabine melden.

Der Befreiungsdienst ist bereits auf dem Weg zu dir. Er meldet sich durch die Türen und geht dann in den Maschinenraum, um von dort aus den Fahrkorb auf die nächste Etage zu heben. Dann gehen die Türen auf und du kannst ganz normal aussteigen.

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Der Notruf in der Aufzugsplanung

Der Notfallknopf mit Sprechverbindung ist im Aufzug gut sichtbar und wohl allen vertraut. Er stellt allerdings nur den technischen Teil der Notruf-Planung dar.

«Damit der Notruf überhaupt funktioniert, muss man auch organisatorische Massnahmen umsetzen.»

Dabei gibt es zwei Prozesse: den Notruf empfangen und die Befreiung auslösen. In grossen Gebäuden wie beispielsweise in einem Hotel kann es sein, dass der Notruf von der Rezeption empfangen und bei der Wartungsfirma dann die Befreiung ausgelöst wird. Selten hat der Betreiber selbst auch das entsprechende Personal für die Befreiung vor Ort.

Die Notfall-Planung im Aufzug muss diverse Kriterien erfüllen: So muss der Notruf rund um die Uhr ankommen. Es braucht einen mehrstufigen Massnahmenplan, dem zu entnehmen ist, wer für die Befreiung zuständig ist. Weiter müssen die Zugänge zum Haus und zum Aufzug gewährleistet sein.

Der Massnahmenplan ist nicht zu verwechseln mit dem Notfallplan. Letzterer ist das Dokument, das man für alle Nutzerinnen und Nutzer gut sichtbar aushängt. Darauf sollte Folgendes zu finden sein:

  • wer der Betreiber und damit der Verantwortliche ist
  • wie die genaue Adresse lautet (für den telefonischen Notruf)
  • wer im Notfall angerufen wird
  • wer der Ersthelfer vor Ort ist
  • Angaben zu den Ansprechpersonen im Haus
  • Notrufnummern (Feuerwehr etc.)


Thomas betont, dass die
Feuerwehr allerdings nur für Notfälle da ist. Eine eingesperrte Person in einem Fahrstuhl ist per se noch kein Notfall und die Feuerwehr deshalb nicht die richtige Adresse. Die Zentrale kann aber natürlich jederzeit die Feuerwehr rufen, falls sich die Situation zu einem echten Notfall entwickeln sollte.

«Deshalb erkundigt man sich über die Sprechverbindung immer gleich nach dem Zustand der eingeschlossenen Personen.»

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Hinweise für den Umbau

Es kann sein, dass man im Keller oder in der Tiefgarage keinen Handyempfang hat. Für den Notruf mit dem Mobilfunkstandart GSM wäre das natürlich eine Katastrophe. Deshalb gilt es beim Umbau darauf zu achten, die Antenne im oberen Bereich des Schachtes zu montieren und den Empfang zu messen.

Es braucht ausserdem einen Akku, denn der Notfallknopf soll ja auch bei Stromausfall funktionieren. Möchtest du die neue Anlage genau wie die alte übers Festnetz anschliessen, dann muss auch die Telefonanlage akkugepuffert sein.

Gründe für den Stillstand

Weshalb kann es denn überhaupt zu diesen Situationen kommen? Es ist nun mal so, dass – wie jedes technische Gerät – selbst eine gut gewartete Anlage keine hundertprozentige Verfügbarkeit hat.

Recht häufig sind Vandalen oder spielende Kinder der Grund für die Funktionsstörung. Manchmal kann es auch zu einer Überladung des Aufzugs kommen. In der Regel fährt der Fahrkorb in so einem Fall dank einer Sicherheitseinrichtung gar nicht erst los.

Ein sensibles Bauteil sind die Türen. Wenn sie nicht exakt ordnungsgemäss schliessen, führt ein Sicherheitsmechanismus zum Stopp. Dasselbe kann auch passieren, wenn der Anlage durch ein leichtes Rütteln fälschlicherweise vermittelt wird, dass die Türen während der Fahrt geöffnet wurden.

Einbrecher-Story + weiterführende Infos

Früher hatte Thomas selber Notrufe aus Aufzügen empfangen. Einmal meldeten sich junge Männer, die steckengeblieben sind und merkwürdig flüsterten. Das kam Thomas verdächtig vor und er alarmierte nebst dem Befreiungsdienst gleich noch die Polizei. Er lag tatsächlich richtig: Es waren junge Herren mit vollen Taschen, die gerade im Haus eingebrochen waren!

Mehr zu Kone gibt’s auf der Firmenwebsite unter diesem Link. Hier stehen dir auch diverse Hinweisblätter, Merkblätter bis hin zu technischen Planungsunterlagen zur Verfügung.

Wenn dir dieser Baublog gefallen hat, würde ich mich riesig über eine Bewertung und einen positiven Kommentar auf iTunes freuen.

Beste Grüsse
Marco

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