Als Aufzugsbetreiber kennst du das bestimmt: Mit zunehmendem Alter der Anlage steigen die Störungsanfälligkeit parallel zum Wartungsaufwand. Nur durch rechtzeitige Teilmodernisierungen bleibt der Aufzug sicher und effizient.
Erfahre jetzt in diesem Baublog, wie du teure Totalausfälle und unangenehme Beschwerden vermeidest!
Dank dem Fachwissen unseres Gast-Experten Daniel Heinzl von KONE Österreich erfahren wir jetzt gleich unter anderem:
- was die häufigsten Störungsgründe alternder Aufzüge sind,
- wie hoch die Lebensdauer der einzelnen Komponenten ist,
- welche verschiedenen Stufen der Modernisierung es gibt und
- welche rechtlichen Aspekte zu beachten sind.

Häufige Störungsquellen alter Aufzüge
Ein Aufzug ist ein komplexes System, bei dem verschiedene Bauteile zusammenarbeiten. Laut Daniel sind die am häufigsten von Störungen betroffenen Komponenten:
Türsysteme. Diese sind die grösste Schwachstelle. Verschleissteile wie Rollen und Riemen, aber auch kleine Hindernisse wie ein Stein in der Türschwelle, können den Betrieb erheblich beeinträchtigen.
Steuerungssysteme. Alternde Steuerungen und Frequenzumrichter führen häufig zu Ausfällen.
Bedienelemente. Tasten und Anzeigen, die stark beansprucht werden, sind ebenfalls anfällig. Besonders in öffentlichen Gebäuden kommt hier leider oftmals Vandalismus als zusätzlicher Faktor hinzu.
Aufzug modernisieren: Der richtige Zeitpunkt
Das Durchschnittsalter eines Aufzugs in der DACH-Region beträgt 33 Jahre. Daniel gibt drei zentrale Kriterien, wann man den Aufzug modernisieren muss:
- Sicherheit: Gesetze und Vorschriften werden kontinuierlich angepasst, sodass ältere Anlagen oft erhebliche Sicherheitslücken aufweisen. Ein Beispiel ist die sogenannte unkontrollierte Fahrkorbbewegung, bei der der Aufzug mit offenen Türen fährt – ein Risiko, das erst seit 2012 umfassend berücksichtigt wird.
- Störungen: Häufige Reparaturen und damit steigende Wartungskosten sind ein klares Zeichen dafür, dass eine umfassendere Modernisierung vorgenommen werden muss. Betreiber sollten spätestens bei einer Störungsfrequenz von mehr als viermal pro Jahr aktiv werden.
- Individuelle Anforderungen: Veränderungen im Gebäude wie der Wechsel von Personen- auf Lastentransport oder die Integration moderner Technologien (etwa für Roboter) können den Modernisierungsbedarf zusätzlich erhöhen.

Arten der Aufzugsmodernisierung
Daniel beschreibt zwei Hauptwege, wie Aufzüge modernisiert werden können:
Der Komplettaustausch: Die alte Anlage wird vollständig demontiert und durch eine neue ersetzt. Dies ist die umfangreichste Variante, die oft mit hohen Kosten verbunden ist.
Die Teilmodernisierung: Hierbei werden nur bestimmte Komponenten oder Baugruppen ausgetauscht. Dies reduziert Schnittstellenprobleme und verlängert die Lebensdauer des gesamten Systems. Oft getauscht werden:
- Steuerungssysteme und Frequenzumrichter
- Türantriebe und Bedienelemente
- Seilantriebe oder Hydrauliksysteme, die für mehr Effizienz und Sicherheit optimiert werden.
Aufzug modernisieren oder doch komplett austauschen? Wir haben bereits im Jahr 2021 einen umfangreichen Baublog zu genau dieser Frage veröffentlicht! Hier klicken!
Bevor ein Modernisierungsprojekt startet, sollten sich Betreiber folgende Fragen stellen:
- Entspricht die Anlage dem aktuellen Stand der Technik? Eine sicherheitstechnische Analyse durch ein Fachunternehmen schafft Klarheit.
- Häufen sich Reparaturen oder Beschwerden von Benutzern?
- Hat sich die Nutzung des Gebäudes verändert? Gibt es vielleicht Pläne, neue Technologien zu integrieren?
Unterschiedliche Angebote
Daniel weist darauf hin, dass Aufzugsunternehmen unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Während einige den Fokus auf die Sicherheitsstandards legen, konzentrieren sich andere auf Betriebssicherheit oder Komfort. Betreiber sollten genau prüfen:
- Sind alle notwendigen Leistungen wie Maler- oder Anschlussarbeiten im Angebot enthalten?
- Werden auch bauseitige Anforderungen wie die Anpassung von Zuleitungen oder das Erstellen eines öldichten Bodens berücksichtigt?
- Gibt es Restrisiken, die nicht abgedeckt sind?

Lebensdauer und Verschleissteile
Ein Aufzug besteht aus vielen Komponenten mit jeweils unterschiedlichen Lebensdauern.
Das Austauschen der Rollen, Seile und der Ölwechsel fallen regelmässig an. Steuerungssysteme und Umrichter halten etwa 15 bis 25 Jahre. Alte Getriebeantriebe sind besonders robust und können bis zu 40 Jahre halten. Moderne getriebelose Systeme bieten jedoch deutliche Vorteile punkto Effizienz und Fahrkomfort.
Ablauf einer Teilmodernisierung
Eine erfolgreiche Modernisierung umfasst mehrere Schritte:
- Bestandsaufnahme: Vor Ort werden alle Komponenten geprüft und dokumentiert.
- Kundenberatung: Auf Basis der Ergebnisse wird gemeinsam mit dem Betreiber ein Plan erstellt, der alle notwendigen und gewünschten Massnahmen umfasst.
- Angebotslegung: Das Angebot sollte transparent und umfassend alle Arbeiten, auch bauseitige Leistungen, enthalten.
- Materialbestellung und Vorbereitung: Nach Freigabe des Angebots werden alle Details finalisiert.
- Durchführung: Die Demontage und Montage der Teile erfolgen in definierten Zeiträumen, oft innerhalb von ein bis zwei Wochen.
- Abschluss: Nach der Montage folgen Lernfahrten, Parametrierungen und eine abschliessende Reinigung. Die Anlage wird durch einen Sachverständigen abgenommen.

Aufzug modernisieren: Fazit
Eine Modernisierung ist nicht nur eine Investition in die Sicherheit, sondern auch in den Komfort und die Effizienz deiner Anlage. Mit einem gut geplanten Ansatz, regelmässigen Überprüfungen und einer ganzheitlichen Beratung können Betreiber den Wert ihrer Aufzugsanlagen langfristig erhalten. Daniel rät abschliessend: Je besser man seine Anforderungen kennt, desto zielgerichteter kann man Beratung einholen.