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Wenn’s brenzlig wird: Alles über den Feuerwehraufzug

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Inhaltsverzeichnis

Achtung, heute wird’s brandgefährlich! Es geht nämlich um den Aufzug, auf den du dich im Notfall verlassen kannst: um den Feuerwehraufzug. Bei der Planung solcher Anlagen musst du auf eine ganze Reihe spezieller Anforderungen achten – und die sind das Thema dieses Baublogs.

Sage und schreibe ein halbes Jahrhundert Erfahrung bringt mein Gast auf diesem Gebiet mit. Thomas Lipphardt ist Manager der technischen Regelwerke bei der Firma Kone und teilt mit uns sein immenses Praxiswissen. Von Montage über Konstruktion bis hin zum Vertrieb hat Thomas alles getan, was es in der Aufzugsbranche zu tun gibt. Vor seiner Zeit bei Kone, wo er nun mittlerweile seit über 13 Jahren arbeitet, führte er unter anderem sieben Jahre lang ein eigenes Ingenieurbüro für Aufzugsplanung. Eine seiner Hauptaufgaben ist das Mitverfassen von neuen Regelwerken. Dabei geht es etwa um die Frage, in welche Gebäude welcher Aufzugstyp gehört.

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Die Hauptunterschiede zum Standardaufzug

Was ist nun das Spezielle an einem Feuerwehraufzug im Vergleich zu einem normalen Modell? Dazu müssen wir uns erst einmal fragen, weshalb solche Aufzüge überhaupt benötigt werden.

Jeder normale Aufzug hat vor der Tür ein Schild mit dem Hinweis, dass man ihn im Brandfall nicht benutzen darf. Das gilt für den Feuerwehraufzug auch, wenn man nicht zu den Einsatzkräften gehört. Doch für deren Arbeit ist er von grösster Wichtigkeit.

Je höher ein Gebäude ist, desto schwieriger ist es für die Feuerwehr, es zu löschen und die Menschen darin zu retten. Deshalb schuf man in Europa eine entsprechende Norm für einen Aufzug, der solche Lösch- und Rettungseinsätze in hohen Gebäuden ermöglicht.

«Ein Feuerwehraufzug muss funktionieren, wenn alle anderen Aufzüge nicht mehr funktionieren.»

Das bedeutet automatisch, dass die Anforderungen sehr unterschiedlich sind. Normale Aufzüge kommen im Gegensatz zu den Feuerwehraufzügen ohne Wassermanagement aus und können auf viele weitere technische Einrichtungen verzichten. Nicht nur ums Löschwasser und den Rauch muss man sich kümmern; die Anlage muss auch dauerhaft mit Strom versorgt sein.

Im Gegensatz zu anderen Ländern – etwa im angelsächsischen Raum – muss ein Feuerwehraufzug in der Schweiz zusätzlich die Rolle eines normalen Aufzugs haben. So entdeckt man allfällige technische Störungen schon früh im täglichen Normalbetrieb.

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Welche Gebäude brauchen den Feuerwehraufzug?

Ein wichtiges Kriterium ist hier die Höhe. Es ist erfahrungsgemäss so, dass ein Feuerwehrmann in voller Montur physisch nicht mehr als etwa zehn Stockwerke schafft. Irgendwann kommen die Einsatzkräfte an ihre körperlichen Grenzen. Von aussen kommen wiederum die Drehleitern der Feuerwehr an ihre physikalischen Grenzen. Die maximale Reichweite variiert je nach Stadt und beginnt bei etwa 20 Metern.

«Ab dieser Höhe müssen die Feuerwehrleute von innen arbeiten können.»

Sobald die Feuerwehr bei einem Einsatz mittels Schlüssel den Feuerwehraufzug umschaltet, gilt sie offiziell als Betreiberin der Anlage. Deshalb führt sie auch regelmässig Kontrollen in Form von Begehungen durch. Realistische Simulationen des Ernstfalls hingegen sind sehr aufwendig und werden nur bei den allergrössten Gebäuden durchgeführt.

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Bauliche Massnahmen

Damit der Feuerwehraufzug im Brandfall funktioniert, braucht es einige technische und bauliche Massnahmen. Dies ist einerseits die Rauchfreihaltung des Aufzugsschachts und der Vorräume, die eine Belüftung durch Überdruck mit Frischluft von aussen erfordert. Die Aufrechterhaltung der Stromversorgung gewährleisten entweder Batterien oder ein Notstromaggregat. Nicht zuletzt muss man sich frühzeitig bei der Planung mit dem Wassermanagement auseinandersetzen. Dieses verhindert, dass Löschwasser in den Schacht dringt. Die baulichen Massnahmen dazu wie Ablaufrinnen oder deren Alternativen beeinflussen das Erscheinungsbild des fertigen Gebäudes.

«Das muss man früh gemeinsam mit dem Architekten und der Feuerwehr besprechen.»

Weiter muss der Feuerwehraufzug gross genug sein, um eine Krankentrage aufzunehmen. Er muss ausserdem innerhalb einer vorgegebenen Zeit alle Etagen anfahren können. Demnach soll er innert einer Minute die entfernteste Haltestelle erreichen. Eine weitere Besonderheit ist die Möglichkeit, dass man über eine Deckenluke den Fahrkorb verlassen kann. 

Überlege dir als Bauherr eines grösseren Gebäudes unbedingt, ob du es in Zukunft einmal umnutzen möchtest. Es kann sein, dass mit einer neuen Nutzung plötzlich ein Feuerwehraufzug nötig wird. Und einen normalen Aufzug rauszureissen, um einen Feuerwehraufzug nachträglich einzubauen, das ist gemäss Thomas wirtschaftlich eine ziemliche Katastrophe.

Mehr Infos

Wenn du nicht stolzer Bauherr eines so grossen Projekts bist und du nur einen normalen Aufzug planen musst, dann wird dieser Baublog hier die ideale Lektüre für dich darstellen.

Wusstest du, dass Kone eigene Schulungszentren besitzt? In der Kone Academy in Hannover werden unter anderem Feuerwehrleute trainiert und für den Ernstfall geschult. Mehr zu Kone gibt’s auf der Firmenwebsite unter diesem Link.

Wenn dir dieser Baublog gefallen hat, würde ich mich riesig über eine Bewertung und einen positiven Kommentar auf iTunes freuen.

Beste Grüsse
Marco

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