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Lehmbeton und andere Bau-Innovationen: Das ist KIBECO

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Inhaltsverzeichnis

Beton ist einer der grössten CO2-Verursacher der Baubranche. Dies liegt vor allem an den Kohlendioxidemissionen bei der Herstellung von Zement, dem Bindemittel im Beton. Die KIBAG entwickelt nun für dieses Problem mit ihrer Nachhaltigkeitsmarke KIBECO innovative Lösungsansätze. Wir stellen euch zwei davon in diesem Baublog vor.

Der eine Lösungsansatz zielt auf die irreversible Speicherung von CO2 aus der Atmosphäre im Beton. Die andere Innovation stellt der zementfreie Lehmbeton dar.

Für einmal haben wir gleich zwei Gäste, die sich meinen Fragen stellen: Monica Vogel und Philippe Peter von der KIBAG. Monica ist Spezialistin auf dem Gebiet der Geologie, Geochemie und Karbonatisierung. Philippe ist bei KIBECO zuständig für Strategie und Entwicklung.

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Was ist KIBECO?

KIBECO ist eine Marke der im Bereich Baustoffe und Bauwesen tätigen Schweizer Unternehmensgruppe KIBAG mit Sitz in Zürich. KIBECO repräsentiert die nachhaltigen Produkte und Dienstleistungen, die KIBAG in der Baubranche vermarktet.

Das ist aber noch nicht alles, was KIBECO ausmacht. Die Marke will nämlich aktiv etwas für den Klimaschutz machen und die CO2-Emissionen in der Baubranche reduzieren. Es gibt dafür drei Lösungsansätze:

    • Zementproduktion 🡪 weniger CO2 bei der Produktion von Zement
    • Betonherstellung 🡪 Rezepturen anpassen
    • Sequestrierung 🡪 CO2 aus der Atmosphäre speichern
 

KIBECO Logo

Beton und CO2: Viel Potenzial

Jährlich werden weltweit schätzungsweise 16 Milliarden Kubikmeter Beton verbaut – mit dieser Menge könnte man viermal den ganzen Zürichsee füllen! Dabei fallen etwa 2,8 Milliarden Tonnen CO2 für die Herstellung an. Das sind fast acht Prozent der weltweiten Emissionen und mehr als Flugverkehr und Rechenzentren zusammen verursachen. Es gibt beim Beton also riesiges Potenzial, um Kohlendioxid zu sparen.

Ist es bereits möglich, CO2-neutralen Beton herzustellen? Da muss uns Monica leider enttäuschen: So weit ist die Wissenschaft noch nicht. Aber man forscht daran. Für diese Vision arbeitet KIBECO unter anderem mit verschiedenen Startups zusammen.

CO2 speichern mit «Neustark»

Einer der Partner von KIBECO ist das 2019 als ETH-Spin-off gegründete Startup «Neustark». Das junge Unternehmen hatte sich ein Verfahren zunutze gemacht, das in der Natur bereits existiert, nämlich die Karbonatisierung.

«Beton reagiert auf natürliche Weise mit dem CO2 in der Luft und speichert es in Form eines Kristalls im Beton.»

Wenn bei einem Rückbau Beton rezykliert wird, entsteht Betonabbruch. Dieser verarbeitet man zu Betongranulat. Neustark hat nun ein Verfahren entwickelt, bei dem man dieses Granulat mit CO2 behandelt. Das CO2 kristallisiert und bleibt für immer in diesem Betongranulat gespeichert, wie Monica erklärt.

Damit kann man 10 Kilogramm Kohlenstoffdioxid pro Tonne Beton speichern. Das klingt jetzt erst mal nicht nach viel. Doch wir dürfen nicht vergessen, dass ein Einfamilienhaus um die 300 Kubikmeter Beton benötigt. Würde man diesen Baustoff nun mit dem Neustark-Verfahren behandeln, könnte man etwa so viel CO2 speichern wie 240 Bäume in einem Jahr!

Wie oben bereits angetönt, passiert dieser Prozess auch ganz natürlich über die Luft. Doch das dauert 20 bis 30 Jahre und es geht nur ein paar Millimeter in den Baustoff hinein. Bei Neustark dauert das Verfahren nur noch ein bis zwei Stunden.

«In der Luft ist das CO2 stark verdünnt. Neustark verwendet reines CO2, sodass dieser Prozess extrem beschleunigt ablaufen kann.»

Es gibt in der Baubranche noch Vorurteile gegenüber dieser Art von Recycling-Beton, aber die seien völlig unbegründet, wie Monica sagt. Er besitze die gleiche Verarbeitbarkeit sowie die gleiche Festigkeit und Optik wie normaler Recyclingbeton. Lediglich preislich liegt er 10 Prozent über dem herkömmlichen Produkt ohne gespeichertem CO2.

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Lehmbeton mit «Oxara»

«Oxara» ist ebenfalls ein ETH-Spin-off und wurde 2018 ins Leben gerufen, um bezahlbare und nachhaltige Baumaterialien zu entwickeln. Mit dem Startup verfolgt KIBECO im Vergleich zu Neustark einen entgegengesetzten Ansatz: Es ist nicht ein Verfahren, das den Baustoff Beton verbessert, sondern der Versuch, einen völlig neuen Baustoff zu schaffen.

Konkret ist es ein Lehmbeton, der ohne Zement auskommt und deshalb «Cleancrete» genannt wird. Der für die nötige Festigkeit sorgende lehmhaltige Anteil ist der sogenannte Filterkuchen. Dabei handelt es sich um ein Nebenprodukt der Kiesveredelung aus Sand, Schluff und Ton, das sonst nirgends Verwendung findet.

Obwohl das Erlangen der Marktfähigkeit in diesem Fall ein sehr aufwendiger Prozess war, ist er der Firma innerhalb von einem Jahr gelungen. Dabei konnte das Startup auch sehr schnell auf die Unterstützung von Architekten und Ingenieuren zählen, wie Philippe berichtet.

«Das Interesse an alternativen Baustoffen ist sehr gross.»

Der Lehmbeton von Oxara kann wie normaler Beton in grossen Chargen produziert und im Fahrmischer ausgeliefert werden. Es ist also kein zusätzlicher Aufwand auf der Baustelle nötig. Einen kleinen Nachteil gibt es: Da der Lehmbeton ein durch und durch natürliches Produkt ist, dauert es viel länger, bis er ausgetrocknet ist. Auch in puncto Endfestigkeit kann der Lehmbeton nicht ganz mit dem normalen Beton mithalten.

Man verwendet ihn deshalb bis jetzt vorwiegend für nicht-tragende und statisch irrelevante Bauteile. Gemäss Philippe gibt es auch für geschliffene Unterlagsböden momentan eine grosse Nachfrage.

Mehr Infos

KIBECO unterstützt also junge Unternehmen mit innovativen Ideen und sucht mit ihnen gemeinsam nach Lösungen im Kampf gegen die Erderwärmung. Zwei von diesen Ideen haben wir in diesem Baublog vorgestellt: Lehmbeton und karbonisierter Beton. Wenn du jetzt noch mehr über die Vision der Marke erfahren möchtest, lohnt sich der Besuch der KIBECO-Website.

Eine Alternative zum Beton muss nicht unbedingt ein ähnliches Produkt sein wie der Lehmbeton. Es kann auch mal etwas ganz Anderes sein: nämlich eine Schraube. Das Schraubfundament sorgt für sicheren Halt – ganz ohne Beton. Wenn du diese verblüffende Fundamentlösung noch nicht kennst, musst du dir unbedingt diesen Baublog anschauen!

Wenn dir diese Folge zum Thema Fassadenbau mit Aluminium weitergeholfen hat, würde ich mich riesig über eine Bewertung und einen positiven Kommentar auf iTunes freuen.

Beste Grüsse
Marco

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Ein Gedanke zu „Lehmbeton und andere Bau-Innovationen: Das ist KIBECO“

  1. Toll, wenn Beton liefern lassen auch nachhaltig sein kann. Ich mag die Idee des Recyclings und des Downcyclings. Der Lehmbeton hört sich sehr spannend an.

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