Fehlerhafte An- oder Abschlüsse bei Flüssigkunststoff-Abdichtungen können schwerwiegende Schäden verursachen. Wir beleuchten in diesem Baublog die wichtigsten Schritte von der Untergrundbeurteilung bis zur korrekten Verarbeitung. Lerne, welche Umwelteinflüsse entscheidend sind und wie typische Fehler bei An- und Abschlüssen vermieden werden.
Für langlebige FLK-Abdichtungen, die wirklich halten!
Unser Gastexperte Michael Staub, Anwendungstechnik Liquids bei der Soprema AG, weiss zudem:
- Worauf es bei Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit ankommt,
- Welche Untergründe man zur Vorbereitung schleifen muss,
- Was die häufigsten Fehler bei Beton-Untergründen sind und
- Worauf du bei Fensteranschlüssen unbedingt achten solltest.

Die Bedeutung der Umwelteinflüsse
Damit Flüssigkunststoff-Anschlüsse langfristig halten, müssen bestimmte Umgebungsbedingungen erfüllt sein. Es gibt verschiedene Umwelteinflüsse, die berücksichtigt werden müssen:
Trockenheit: Der Untergrund muss trocken sein, da Feuchtigkeit die Haftung des Flüssigkunststoffs stark beeinträchtigt.
Kein Nebel oder Regen: Jegliche Feuchtigkeit kann die Verbindung zwischen Untergrund und Flüssigkunststoff negativ beeinflussen.
Taupunktmessungen: Es muss geprüft werden, ob sich Kondenswasser auf der Oberfläche bilden könnte.
Sauberkeit: Staub und Schmutz auf der Baustelle dürfen nicht in den Abdichtungsbereich gelangen, da sie die Haftung reduzieren können.
Temperaturgrenzen für die Verarbeitung:
- 1-K-Polyurethan: Verarbeitung ab +5 Grad Celsius
- PMMA-Abdichtungen: Verarbeitung ab 0 Grad möglich
- Spezialharz (775 TX): Auch für extreme Kälte geeignet
- Maximale Temperaturgrenzen: Flüssigkunststoffanschlüsse sollten nicht über 35 Grad Celsius Luft- oder Untergrundtemperatur verarbeitet werden. Für grössere Flächen liegt das Limit sogar bei 30 Grad, weil das Material dann zu schnell aushärtet und die Verarbeitung erschwert wird.
Fazit: Architekten und Bauleiter sollten nicht einfach auf Geschwindigkeit setzen, sondern die klimatischen Bedingungen beachten, um spätere Schäden zu vermeiden.

Untergrundvorbereitung: Beton, Backstein und Haftzugtests
Die richtige Untergrundvorbereitung ist essenziell für eine dauerhafte Abdichtung. Dabei gelten für verschiedene Materialien unterschiedliche Regeln:
Beton: Die Zementhaut muss weg!
Die oberste Schicht, die sogenannte Zementhaut, muss vollständig entfernt werden. Dies geschieht durch: Schleifen mit Diamantschleifern, Stocken mit der Stockmaschine, Kugelstrahlen (hauptsächlich für Flächen, weniger für Aufbordungen). Fremdstoffe wie alte Farben oder Mörtelreste müssen ebenfalls entfernt werden. Erst nach dieser Reinigung kann eine Haftbrücke aufgetragen werden.
Backstein: Auf die Feuchtigkeit achten!
Der Backstein darf nicht zu nass sein, da er sonst Feuchtigkeit speichert. Innen aufgebrachter Putz oder Mörtel kann zu viel Feuchtigkeit in den Stein bringen und Ablösungen verursachen. Empfohlen wird, zuerst die Abdichtung auszuführen und erst danach den Innenputz aufzutragen. Dies verhindert, dass Wasser vom Innenbereich nach aussen dringt und Schäden verursacht.
Die Oberfläche muss sauber sein: Reinigung mit Drahtbürste oder Absaugung. Falls Zementschleier vorhanden sind, müssen diese weggeschliffen werden.

Haftzugtests: Muss das wirklich sein?
Grundsätzlich gibt es für alle Untergründe Normen für Haftzugtests (SIA-Norm 271). In der Praxis werden diese Tests bei Backstein oft nicht durchgeführt, weil der Stein beim Test beschädigt werden könnte.
Bei Beton ist ein einfacher Haftzugtest üblich: Ein 5 cm langer Streifen Flüssigkunststoff wird aufgetragen. Nach dem Trocknen wird er im 90-Grad-Winkel abgezogen. Anhand des Abrisses kann beurteilt werden, ob die Haftung ausreicht.
Bei Unsicherheiten können Bauleiter oder Architekten Spezialfirmen beauftragen, die professionelle Haftzugtests durchführen.
Abdichtung von Kunststofffenstern
Fensteranschlüsse sind eine der grössten Herausforderungen in der Abdichtung. Damit Flüssigkunststoff hier optimal hält, müssen einige Punkte beachtet werden:
- Mindest-Anschlussflächen: 5 cm Anschluss an der wasserführenden Schicht sowie 3,5 cm an den Seiten. Wenn die Fenster nicht korrekt geplant wurden und die benötigte Anschlussfläche fehlt, kann es schlimmstenfalls notwendig sein, neue Fenster zu bestellen. Falls die Anschlussfläche nicht ausreicht, kann eine Rahmenverbreiterung verwendet werden, die mit dem Fenster kraftschlüssig verbunden ist.
- Entwässerungsschlitze: Diese dürfen niemals mit Flüssigkunststoff überdeckt werden! Andernfalls kann sich Wasser im Fensterrahmen stauen und nach innen laufen.
- Korrekte Vorbereitung der Kunststoffoberfläche: Entfette mit Systemreiniger, schleife mit Sandpapier an (Körnung 40 empfohlen) und reinige anschliessend mit dem Staubsauger.

Schwellenlose Konstruktionen: Was ist zu beachten?
Schwellenlose Übergänge sind heutzutage im Trend, bergen aber Herausforderungen für die Abdichtung.
- Probleme bei Sichtbeton: Bei schwellenlosen Konstruktionen aus Sichtbeton gibt es oft zu wenig Anschlussfläche für die Abdichtung.
- Alternative Lösungen: Falls eine Abdichtung auf Sichtbeton notwendig ist, kann eine kleine Rampe eingebaut werden, um die nötige Höhe zu erreichen.
- Fehlkonstruktionen vermeiden: Manchmal wird versucht, die fehlende Anschlussfläche mit Bauschaum oder einem kleinen Blech zu überbrücken: Achtung: Das ist keine zulässige Lösung und führt unweigerlich zu Schäden.
Fazit: Expertenrat einholen, um Fehler zu vermeiden
Die Verarbeitung von Flüssigkunststoff erfordert Fachwissen und präzise Vorbereitung. Wer sich unsicher ist, sollte sich an die Anwendungstechniker von SOPREMA wenden. Die Experten helfen, die richtigen Lösungen für Bauprojekte zu finden und teure Fehler zu vermeiden.
Mehr Infos und Kontaktmöglichkeiten hier: https://www.soprema.ch
Die wichtigsten Tipps in der Übersicht:
- Umweltbedingungen beachten: Trockenheit, Temperatur und Luftfeuchtigkeit sind entscheidend.
- Untergrund richtig vorbereiten: Zementhaut entfernen, Oberflächen säubern und Haftzug prüfen.
- Genügend Anschlussfläche sicherstellen: Mindestmasse einhalten, um spätere Probleme zu verhindern.
- Fenster korrekt planen: Vorher mit dem Fensterbauer und Abdichtungsexperten abklären, ob die Anschlüsse technisch umsetzbar sind.
- Im Zweifel den Hersteller kontaktieren: Anwendungstechniker können wertvolle Unterstützung bieten.

Schulungen für eine fachgerechte Abdichtung
SOPREMA bietet Schulungen in verschiedenen Bereichen der Abdichtung an. Diese sind notwendig, weil gerade bei Anschlüssen an Fenster und andere Bauelemente immer wieder Fehler passieren, die später zu teuren Schäden führen.
Das Schulungsangebot ist in mehrere Bereiche aufgeteilt:
- Spreitenbach: Schulungen zu Bitumenabdichtungen, Absturzsicherungen und Folienabdichtungen.
- Weinfelden: Schulungen zu Flüssigkunststoffen, die in den Bereichen Ingenieurbau, Hochbau und Bodenbeschichtungen (Flooring) eingesetzt werden.
Auf dieser Website gibt es detaillierte Informationen zum Schulungsangebot.
Und in dieser früheren Folge mit der Firma Soprema findest du alles über fugenlose Bodenbeläge!