Was passiert, wenn ein Abdichtungskonzept mitten im Projekt geändert wird? Es führt zu Baustopp, Mehrkosten und Haftungsfragen – in diesem Baublog klären wir, wie man solche Szenarien vermeidet.
Abdichtungsexperte Christian Sahli von der Soprema AG nimmt dich mit durch alle SIA-Phasen und zeigt auf, wie Architekten, Bauleiter und Investoren von fundierter Beratung profitieren. Du lernst, welche Schnittstellen besonders konfliktanfällig sind, wie sich Solaranlagen auf Garantieleistungen auswirken – und was oft schon in der strategischen Planung falsch läuft.
Neben allgemeinen Hinweisen zur Abdichtungsplanung liegt ein besonderer Fokus auf Flachdächern in Holzbauweise – mit ihren spezifischen Anforderungen an Detailplanung, Dampfbremse, Brandschutz und Bauzeitabdichtung.

Perfekt für alle, die frühzeitig Klarheit und Projekte ohne böse Überraschungen wollen!
Phase 1 – Strategische Planung
Bereits in der strategischen Planung entscheidet sich die Ausrichtung des Abdichtungskonzepts. Wenn ein ökologischer Anspruch besteht – beispielsweise nach SNBS (Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz) – muss auch die Wahl des Systems (bituminös oder Kunststoffdichtungsbahnen) schon hier diskutiert werden. Solche Entscheidungen wirken sich auf das gesamte Folgeprojekt aus.
Ein Thema wachsender Bedeutung ist die Bauteilbörse: Bauherren, die Bauteile aus wiederverwendeten Quellen einsetzen wollen, verfolgen damit einen zeitgemässen Nachhaltigkeitsgedanken. Allerdings sind Bauteile aus solchen Börsen oft nicht normiert, was spezielle Anschlusslösungen erfordert. Wer diesen Weg geht, muss sich bewusst sein, dass dies Abweichungen von der Norm und damit Haftungsdiskussionen nach sich ziehen kann.
Zielkonflikte zwischen Ökologie, Ökonomie und Langlebigkeit sind häufig. Im Holzbau muss zudem beachtet werden, dass die Dampfbremse vollflächig und verklebt aufgebracht wird. Eine von Anfang an getrennte Materialschicht ist funktional nicht möglich. Auch die Bauzeitabdichtung muss hier nahtlos in das Gesamtkonzept passen.
Mehr zur Abdichtung eines Holzflachdaches findest du in diesem früheren Baublog!

Phase 2 – Vorstudie / Projektierung
In dieser Phase wird das Konzept der Abdichtung gesamtheitlich festgelegt. Dazu gehören:
- Zuweisung von Geltungsbereichen der Normen
- Definition des einzusetzenden Abdichtungssystems
- Festlegung, ob bituminös, Kunststoff oder ein anderes System gewählt wird
- Prüfung der Realisierbarkeit von Standarddetails
- Frühes Erkennen und Bearbeiten kritischer Details wie geringer Anschlusshöhen
Gerade im Holzbau können verdeckte Bauteile, z. B. Stahlplatten in Stossbereichen, zu Problemen führen. Sie tauchen oft nicht in den Plänen auf, verursachen aber in der Ausführung Rückfragen und Verzögerungen.
Ein weiteres wichtiges Thema ist der Brandschutz: Bei der Verarbeitung kommen oft offene Flammen zum Einsatz, die bei angrenzenden Bauteilen und Materialien berücksichtigt werden müssen.
Phase 3 – Projektierung
Der Detaillierungsgrad steigt, auch wenn er noch nicht auf dem Niveau der Ausführungsplanung liegt. Hier werden bereits wichtige gestalterische Fragen entschieden, wie:
- Höhe und Abschluss der Anschlüsse
- Festlegung von Schichtaufbauten für Zertifizierungen (z. B. SNBS-Labels)
- Definition der Konstruktionsdetails für den Kostenvoranschlag (KV)
Ein sorgfältig erstelltes Leistungsverzeichnis (LV) auf Basis der vorhandenen Plangrundlagen ermöglicht einen belastbaren Kostenrahmen. Dabei ist eine enge Abstimmung mit dem Holzbauer entscheidend, um spätere Überraschungen zu vermeiden.
Holzbaupläne kommen oft in hohem Detaillierungsgrad – dennoch bleiben gewisse Unschärfen, die im LV berücksichtigt werden müssen.

Phase 4 – Ausschreibung
Fehler in der Ausschreibung sind ein häufiger Auslöser für Mehrkosten. Besonders im BKP 364 Abdeckungen ist die Schnittstelle zum Spenglergewerk komplex. Werden hier Leistungen nicht vollständig erfasst, entsteht Raum für kostspielige Nachträge.
Wichtige Inhalte einer hochwertigen Ausschreibung:
- Leistungsverzeichnis, das alle preisrelevanten Positionen enthält
- Abgleich zwischen Planstand und LV
- Höhensicherungskonzept (heute praktisch immer nötig)
- Vollständige Schichtaufbauten pro Fläche
- Nutzungsvereinbarung, um Abweichungen und Normenzuweisungen festzuhalten
Kritische Punkte:
Auskragende Bauteile. Oft ist unklar, ob diese nach Norm abzudichten sind. Abweichungen müssen dokumentiert und in der Nutzungsvereinbarung festgehalten werden.
Tiefgaragen. Gefälle muss im Endzustand stimmen; Abweichungen durch Toleranzen im Untergrund führen schnell zu Mehrkosten. Höhere Genauigkeit bei der Bestellung kann hier Abhilfe schaffen.
Auch der neue, revidierte NPK 364 bringt Änderungen und Präzisierungen, die in der Ausschreibung berücksichtigt werden müssen.
Phase 5 – Realisierung
In der Ausführung geht es vor allem um zwei Themen:
Gefälle – muss den Normen entsprechen und im Endzustand nachgewiesen werden. Empfehlenswert sind gemeinsame Untergrundabnahmen durch Bauleitung und Abdichter, z. B. mittels Rotationslaser.
Haftung auf Untergründen – Haftzugprüfungen sind Pflicht und werden vom Verleger protokolliert. Abweichungen erfordern zusätzliche Massnahmen wie Schleifen oder tiefenwirksame Grundierungen.
Im Holzbau ist der Abgleich zwischen Architektur- und Holzbauplänen oft eine Herausforderung. Werden Änderungen nicht synchronisiert, entstehen in der Ausführung Lücken, die kurzfristige Anpassungen erfordern.
Auch der Bauablauf muss koordiniert werden, um provisorische Entwässerungen zu sichern und Wasserschäden an Holzelementen zu vermeiden. Anders als bei Beton reagiert Holz empfindlich auf Feuchtigkeit – spontane Arbeitsübergaben ohne Schutzmassnahmen können hier gravierende Folgen haben.
Ein häufiger Knackpunkt: Änderungen am Abdichtungssystem kurz vor der Vergabe. Ein Wechsel von Bitumen auf Folie (oder umgekehrt) kann umfangreiche Planrevisionen und Kostenfolgen nach sich ziehen.

Phase 6 – Bewirtschaftung
Die Nutzung des Dachs entwickelt sich weiter – besonders durch den steigenden Einsatz von Solarmodulen.
Wichtige Aspekte für das Abdichtungskonzept in der Betriebsphase
Abstand zum Dachrand: Mindestens 60 cm, um einen sicheren Verkehrsweg zu gewährleisten. Weniger als 25 cm ist möglich, kann aber zu Garantieausschlüssen führen, da die Anschlüsse nicht mehr regelmässig geprüft werden können.
Zielkonflikte: Arbeitssicherheit, Ertrag der Solaranlage, Dachbegrünung und technische Installationen müssen miteinander abgestimmt werden.
Garantiebedingungen: Viele Hersteller gewähren nur dann lange Garantien, wenn eine jährliche Prüfung möglich ist. Müssen Module zur Inspektion demontiert werden, steigen die Betriebskosten erheblich.
Diese Punkte werden oft in der Planung unterschätzt. Wer auf maximale Belegung setzt, sollte die Unterhalts- und Garantiebedingungen von Anfang an in die Planung einbeziehen.
Unterstützung in allen SIA-Phasen!
Soprema bietet Planern, Bauherren und Ausführenden kostenlose Unterstützung in jeder Phase des Projekts – von der Planung bis zum Unterhalt. Dazu gehören:
- Definition von Schichtaufbauten
- Planung von Gefälledämmungen
- Abgleich mit Energienachweisen (U-Wert-Berechnungen)
- Abdichtungskonzepte für unterschiedliche Systeme
- Höhensicherungskonzepte (Rückhaltesysteme, Einzelanschlagspunkte, Geländer, Aufstiege)
- Wassermanagement-Systeme (Trenneinläufe, Distanzhalter, Retentionsspicken)
- Solarunterkonstruktionen abgestimmt auf die Höhensicherung
- Anwendungstechnische Unterstützung vor Ort in der Ausführung
- Sopscan: Gebäudeanalyse per Drohne

Fazit
Ein funktionierendes Abdichtungskonzept im Holzbau erfordert eine vorausschauende Planung, klare Systementscheidungen und eine enge Abstimmung aller Beteiligten. Wer bereits in Phase 1 die richtigen Weichen stellt, kann spätere Baustopps, kostspielige Nachträge und Garantieprobleme vermeiden – und profitiert von einer nachhaltigen, langlebigen Dachlösung.
Profitiere vom Know-how von Christian Sahli und Soprema – und bring dein Abdichtungskonzept von Anfang an auf den richtigen Weg! Mehr Infos über die Soprema AG: www.soprema.ch