Das Einsteinmauerwerk hat zwar nichts mit dem Genie Albert Einstein zu tun – dennoch steckt eine ziemlich geniale Idee dahinter. Wusstest du, dass es aufgrund seiner Eigenschaften eine zusätzliche Aussendämmung überflüssig macht? Das Einsteinmauerwerk ist deshalb nachhaltig und bietet weitere spannende Vorteile, über die wir heute im Experteninterview sprechen.
Mein Gast ist mit Josef Ronner der technische Leiter der Sievert AG. Josef ist nicht nur gelernter Maurer, sondern auch gelernter Landwirt und ausserdem Kantonsrat im Kanton Schwyz.
Die international tätige Firma Sievert mit dem Schweizer Hauptsitz in Ober-Ohringen ist bekannt für ihre Arbeit mit Trockenmörtel im ganzen Baubereich. Für das Unternehmen arbeiten rund 1'700 Mitarbeiter an 60 Standorten in Europa und China.
Was ist ein Einsteinmauerwerk?
Man kennt heute unterschiedliche Mauerwerks- und Dämmarten. Früher gab es einfach das altbekannte Zweischalenmauerwerk. Dieses wurde später abgelöst von der verputzten Aussenwärmedämmung mit EPS-Hartschaumplatten.
Die Steinindustrie hat sich dann überlegt, wie sie mit den neuartigen Dämmmaterialien mithalten könnte. Die Idee war, einen sehr breiten Backstein (30 bis 49 Zentimeter) herzustellen, der leicht ist und viel Luft zur Dämmung beinhaltet.
«Dieser leichte Mauerstein ersetzt die Aussendämmung komplett und bringt viele Vorteile.»
Nachhaltige Bauweise
Für den optischen Eindruck stehen dir unterschiedliche Deckputze zur Auswahl, für die du die passende Farbe wählen kannst. Darunter befinden sich die Netzeinbettung und der Grundputz – dann kommt bereits der Stein. Im Innenbereich fällt beim Aufbau des Einsteinmauerwerks die Netzeinbettung weg.
Wenn du als Bauherr nun ein neues Heim erstellst, denkst du verständlicherweise nicht ans Recycling. Aber es ist doch trotzdem schön zu wissen, dass dein Haus bei der einstigen Entsorgung die Umwelt weniger belastet, als es andere tun.
«Mit einem Einsteinmauerwerk baust du nicht nur für dich selbst, sondern auch für die nächste Generation. Der Backstein kommt vom Boden und geht wieder in den Boden.»
Die Vorteile bei einem Einsteinmauerwerk
Josef weist vor allem auf die Langlebigkeit und die geringere Verschmutzung der Fassade hin. Auch hat das Einsteinmauerwerk die Eigenschaft, dampfdiffusionsoffen zu sein; das bedeutet, dass der Baustoff Wasserdampf gut von innen nach aussen lässt.
Ausserdem gibt es auf solchen Fassaden weniger Algeneinfluss, wie Josef erklärt. Der Stein «lebe» sozusagen mit der Natur, den unterschiedlichen Temperaturen und Jahreszeiten mit. Er kann die Feuchtigkeit aufnehmen und sie bei trockenem Wetter wieder abgeben. Bei anderen Systemen tendiert die Feuchtigkeit hingegen dazu, auf der Oberfläche zu verweilen und so die Algenbildung zu fördern.
Infos zur Planung
Beim Einsteinmauerwerk steht dir eine Vielzahl an Gestaltungsmöglichkeiten offen. Du kannst für das optische Erscheinungsbild etwa viel dunklere Farbtöne wählen, als dies mit der EPS-Aussendämmung möglich wäre, sagt Josef.
Für den Architekten bedeutet es verglichen mit dem klassischen Zweischalenmauerwerk kaum Einschränkungen: Er kann alle Details, die er dort verwendet, eins zu eins für das Einsteinmauerwerk übernehmen.
Im Vergleich zu EPS-Platten gibt es hingegen planerisch einige Unterschiede. Für Planer, die noch gar keine Erfahrung mit dem Einsteinmauerwerk haben, dürfte deshalb das erste Objekt mit diesem System eine Herausforderung darstellen.
Das musst du ferner beachten
Auch gilt es zu berücksichtigen, dass das die Hausmauern mit Einsteinmauerwerk in der Regel rund doppelt so dick sind als mit der verputzten Aussenwärmedämmung. Dafür entgehen dir aber mit dem EPS-System die oben erwähnten Vorteile.
Bei der Auswahl des Steins gibt es qualitative Unterschiede. Es gibt dabei sowohl mit Perlit, Stein- oder Schafwolle gefüllte als auch ungefüllte Steine. Die wichtigsten Werte sind bei dieser Wahl vor allem deine Wunschwerte punkto Druckfestigkeit und Dämmung.
Beim Putz musst du darauf achten, einen Leichtgrundputz und beim Sockel einen Sockelputz zu verwenden. Die Sievert AG ist darauf spezialisiert, Verputze einzusetzen, die perfekt mit dem Stein harmonisieren. (Apropos Grundputz: Dazu findest du hier eine spannende Podcast-Folge.)
Mehr zur Firma Sievert findest du auf ihrer Website. Mit Josef Ronner kannst du dich beispielsweise per E-Mail in Verbindung setzen.
Wenn dir diese Folge weitergeholfen hat, würde ich mich riesig über eine Bewertung und einen positiven Kommentar auf iTunes freuen.
Hello Marco, Weisst Du, welche Mauerart bei einem Einfamilienhaus den bessten Lärmschutz bietet? Danke für die Antwort
Hallo Roman
Das ist eine gute Frage. Jedoch lässt sich diese nicht pauschal beantworten.
Es gibt Backsteinwände in diversen Dicken und Arten welche den Schall eher positiv oder negativ beeinflussen.
Dann kommt es auch noch auf das Fassadensystem an (Einsteinmauerwerk, verputzte Fassade, hinterlüftete Fassade etc.)
Achte immer auf das komplette Wandsystem.
Anhand des Wand/und Fassadensystems muss der Architekt oder besser gesagt der Bauphysiker/Akustiker seine Berechnungen erstellen.
Auch hier ist es wieder wichtig, dass nicht nur dem Fassadensystem eine hohe Beachtung geschenkt wird, sondern auch den Anschlüssen z.B. an Fenster und andere Bauteile. Denn diese Schnittstellen sind die häufigsten Ursachen für Lärm im Gebäude.
Am besten informierst du dich bei Josef Ronner von der Firma Sievert (www.sievert.ch) oder fragst deinen Bauphysiker / Bauakustiker.
Beste Grüsse, Marco
Hallo Marco
Wie sieht es mit dem Preis und der Bauzeit gegenüber einer Kompaktfassade aus?
Wie wird das Einsteinmauerwerk genau entsorgt? Warum lässt es sich besser recyceln als andere Fassadensysteme?
Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen.
Hallo Noah
Sorry das ich mich erst jetzt melde. Irgendwie ging der Kommentar bei mir unter:
Aber als erstes ist es eine schwierige Frage, diese versuche ich folgendermassen zu beantworten:
Beim Preis musst du bei einer Kompaktfassade auch das Mauerwerk mit einrechnen. Denn das Einsteinmauerwerk hat die Dämmung direkt im Stein drinn.
Die Bauzeit ist beim Einsteinmauerwerk schneller, da du mit einem Schritt das die komplette Fassade (Dämmung+Mauerwerk) erstellst.
Je nach Material vom Einsteinmauerwerk + Putzoberfläche kannst du das Material günstiger entsorgen lassen, als eine EPS Dämmung.
Einsteinmauerwerke sind meist organischer Natur (ausser die NEtzeinbettung). Der Putz sollte auch mineralischer Natur sein, damit die Atmungsaktivität (Dampfdiffusion) von der Fassade gewährleistet ist.
Beste Grüsse, Marco