Die Baulogistik ist entscheidend für die Effizienz und Sicherheit auf deiner Baustelle. Dennoch findet das Thema bei vielen Bauherren und Planern erst dann Beachtung, wenn es zu spät ist und die Probleme schon da sind. Auch gilt sie als zusätzlicher «Kostentreiber» – obwohl sich in der Praxis immer wieder das Gegenteil zeigt: Eine gut organisierte Logistik steigert die Produktivität, senkt Emissionen und verbessert die Arbeitsbedingungen auf der Baustelle.
Im Interview mit Inga-Leena Schwager von Amberg Loglay und Mile Gavrilovic von der Welti-Furrer AG wurde deutlich, wie sich selbst bei kleineren Projekten erhebliche Vorteile erzielen lassen – und warum eine durchdachte Baulogistik längst mehr ist als ein optionales Extra.
Alle Informationen aus diesem Fachgespräch gibt’s jetzt kompakt im folgenden Baublog!

Logistikplanung und operative Umsetzung
Amberg Loglay verbindet klassische Logistikplanung mit der Entwicklung eigener Softwarelösungen. Diese Anwendungen sind speziell auf die Abläufe und Bedürfnisse der Baustellen zugeschnitten und unterstützen die Projektteams vor Ort. Inga-Leena ist in der DACH-Region unter anderem in der Planung, im Business Development und im Marketing tätig.
Mile wiederum ist verantwortlich für den Bereich Bau- und Speziallogistik bei der Welti-Furrer AG. Dieser Name ist vielen ein Begriff: Das Unternehmen deckt ein breites Spektrum an Logistikdienstleistungen ab – von Schwer- und Kranlogistik über Kunsttransporte bis hin zur Bau- und Speziallogistik. Im Bauwesen liegt der Schwerpunkt auf der Ver- und Entsorgungslogistik direkt auf der Baustelle. Dort werden Abläufe geplant, Konzepte optimiert und Hilfsmittel eingesetzt, um die Arbeit für die Gewerke effizienter und sicherer zu gestalten. Dabei arbeitet Welti-Furrer auch mit Tools von Amberg Loglay.

Körperschonender Lastentransport als Resultat guter Planung
Körperschonender Lastentransport ist kein isoliertes Ziel, sondern das Ergebnis frühzeitiger Planung. Wer bereits in der Konzeptphase durchdenkt, wie sich Material effizient und sicher auf der Baustelle bewegen lässt, schafft automatisch die Voraussetzungen für gerade, sichere Wege, reduzierte Lasten und weniger Unfälle.
Im Rahmen von Projekten mit der Fachhochschule Nordwestschweiz wurde untersucht, wie Baustellenlogistik mit Gesundheits- und Arbeitsschutz verknüpft werden kann. Eine zentrale Rolle spielen dabei die einfach anwendbaren Suva-Checklisten, die eine strukturierte Planung unterstützen und auf vielen Baustellen regelmässig zum Einsatz kommen. Inga-Leena arbeitet sehr häufig mit diesen Checklisten und findet sie sehr einfach und hilfreich.
Auch die Empfehlung vom Bauherren Podcast Schweiz lautet: Schau dich auf der Suva-Website um und nutze unbedingt die Unterlagen, die dort zur Verfügung stehen!
Emissionen reduzieren: ein unterschätzter Faktor
Im Zentrum des Interesses steht für Bauherren das Resultat: eine saubere, gut getaktete Baustelle, auf der alle Beteiligten effizient arbeiten können. Weil Baustellenlogistik gewerksneutral organisiert wird, profitieren sämtliche Ausführende – von der Bauleitung bis zu den Handwerkern.
Ein oft unterschätzter Vorteil liegt in der Reduktion von Emissionen. Durch gezielten Lieferverkehr, klar definierte Zufahrten und weniger Fahrzeugbewegungen sinken Lärm, Abgase und Staubbelastung. Gerade in dicht bebauten Stadtgebieten fällt dies besonders positiv auf und führt zu mehr Akzeptanz bei den Anwohnern.
Wann lohnt sich Baustellenlogistik?
Entscheidend für den Nutzen ist nicht die Grösse eines Projekts, sondern dessen Komplexität. Enge Terminpläne, beschränkte Lagerflächen oder schwierige Erschliessungen sind typische Gründe, frühzeitig auf eine professionelle Logistik zu setzen.
Für kleinere Bauvorhaben wie Einfamilienhäuser reichen oft die bestehenden Suva-Wegleitungen, um bereits mit wenig Aufwand ein deutlich höheres Mass an Sicherheit, Ordnung und Effizienz zu erreichen. Bei grösseren und anspruchsvollen Projekten ist hingegen ein umfassendes Logistikkonzept mit zentraler Steuerung sinnvoll – von der Anlieferung über den Lastentransport bis zur Entsorgung.

Prozesse statt Einzelpositionen: Die Kostenfrage
Ein häufiger Einwand gegen Baustellenlogistik ist der vermeintliche Mehraufwand in der Kostenstruktur. Doch wie Inga-Leena aus der Praxis bestätigt, liegen die grössten Hebel heute nicht mehr in den Bereichen Material oder Personal – dort sind die Preise weitgehend fixiert. Der entscheidende Spielraum liegt im Prozess.
Logistikkosten sind in klassischen Kalkulationen oft nicht als eigene Position sichtbar. Sie verteilen sich auf alle Gewerke und führen so zu intransparenten, ineffizienten Abläufen. Wird die Logistik dagegen zentral organisiert, lassen sich unnötige Abstimmungen, Verzögerungen und Leerläufe vermeiden.
Bauleiter berichten regelmässig davon, dass sie durch die Entlastung mehrere Stunden pro Tag gewinnen – sei es durch weniger Anrufe, klare Zuständigkeiten oder reduzierte Koordinationsarbeit.

Digitale Tools: Planung, Übersicht und Transparenz
Digitale Lösungen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Mithilfe spezieller Anwendungen – wie sie beispielsweise von Amberg Loglay entwickelt wurden – lassen sich Lieferungen und Abholungen frühzeitig anmelden und steuern. So wird Planungssicherheit geschaffen, und die Baustelle kann optimal auf Materialeingänge vorbereitet werden.
Auch der Einsatz von BIM-Modellen bringt deutliche Fortschritte: Mengen und Zeitpläne lassen sich direkt aus den Planungsdaten ableiten und mit der Logistik verknüpfen. Ergänzend ermöglichen Sensoren und Trackingtools eine Echtzeit-Überwachung von Materialflüssen, Aufzugsnutzung oder Warenbewegungen.
Diese Transparenz schafft Vorteile für Bauherren, Bauleitung und Logistikverantwortliche gleichermassen.
Praxisbeispiele: Planung unter erschwerten Bedingungen
Wie wertvoll eine durchdachte Logistik ist, zeigt das Beispiel eines denkmalgeschützten Wohn- und Gewerbeneubaus in einer komplett autofreien Fussgängerzone. Mile berichtete aus der Praxis, wie die gesamte Baustelleninstallation auf nur 10 mal 15 Meter untergebracht werden musste – mit beschränktem Zugang über eine verkehrsberuhigte Zone und zusätzlicher Abstimmung mit Denkmalschutzbehörden.
Erst durch detaillierte Vorplanung, den Einsatz geeigneter Hilfsmittel (z. B. Deichselstapler) und angepasste Liefermengen konnte das Projekt erfolgreich umgesetzt werden. Die Planung betraf dabei nicht nur die Baustelle selbst, sondern reichte bis zur Wahl der Verpackungseinheiten und der Transportmittel.

Akzeptanz und Umstellung in der Praxis
Neue Strukturen stossen auf Baustellen nicht immer sofort auf Begeisterung. Besonders kleinere Handwerksbetriebe verfügen oft nicht über die nötigen personellen Ressourcen, um sich aktiv mit Logistikprozessen auseinanderzusetzen. Umso besser, wenn Logistik-Profis wie Welti-Furrer diese Arbeit für alle abnimmt!
Die Erfahrung zeigt: Sobald die Abläufe klar sind und die Vorteile spürbar werden – etwa durch freie Zufahrten, pünktliche Anlieferungen und weniger Wartezeiten – steigt die Akzeptanz deutlich. Zentral organisierte Logistiklösungen erleichtern den Arbeitsalltag der Gewerke und sorgen für reibungslosere Abläufe.
Internationale Entwicklungen
In Ländern wie den USA sind Sicherheitsstandards teils deutlich strenger als in der Schweiz. Dort sind wöchentliche Sicherheitsmeetings, spezielle Arbeitskleidung oder doppelte Sicherungssysteme längst etabliert.
Auch Welti-Furrer hat begonnen, sich proaktiv auf kommende Anforderungen einzustellen; etwa durch den konsequenten Einsatz von Podestleitern statt herkömmlicher Leitern. Damit wird nicht nur die Sicherheit erhöht, sondern auch verhindert, dass Investitionen in ungeeignete Hilfsmittel kurzfristig abgeschrieben werden müssen.
Diese vorausschauende Haltung zahlt sich aus – sowohl in der operativen Umsetzung als auch im Hinblick auf künftige Vorschriften.

Fazit: Wer früh plant, profitiert mehrfach!
Die Baulogistik entwickelt sich zunehmend zum strategischen Erfolgsfaktor. In einer Branche, die von Kostendruck, Nachhaltigkeitsanforderungen und Digitalisierung geprägt ist, bietet sie gezielte Lösungen:
- Mehr Sicherheit und Gesundheitsschutz durch klare Wege und reduzierte Lasten
- Kostenvorteile durch effizientere Prozesse und weniger Leerlauf
- Weniger Emissionen dank gezieltem Lieferverkehr und sauberer Baustellenorganisation
- Höhere Transparenz durch den Einsatz digitaler Tools und Planungsdaten
Inga-Leena spricht von einer klaren Transformationsphase im Bauwesen, in der neue Ansätze gefragt sind. Mile beobachtet, dass sich Baustellenlogistik zunehmend als fester Bestandteil von Ausschreibungen etabliert – mit messbarem Nutzen für alle Beteiligten.
Wer frühzeitig plant und auf zentrale, digitale Logistik setzt, schafft die Grundlage für erfolgreiche Projekte – unabhängig von der Grösse des Vorhabens.
Alle wichtigen Unterlagen zum Thema optimale Baulogistik findest du unter: http://www.suva.ch/optibau