Der Konkurs eines Unternehmers kann für alle Beteiligten gravierende Folgen haben – nicht nur für das Unternehmen selbst, sondern auch für Bauleiter, Architekten und Bauherren. Besonders bei privaten Bauprojekten, wo oft viel Herzblut und Kapital investiert wurden, ist ein solches Szenario ein Albtraum. Doch zum Glück gibt es klare Anzeichen, auf die du achten kannst – und Strategien, um dich zu schützen.
In diesem Baublog sage ich dir, wie du als Bauherr einen drohenden Konkurs frühzeitig erkennen und rechtzeitig Gegenmassnahmen ergreifen kannst.

Sechs Anzeichen für einen drohenden Konkurs
- Schlechte Erreichbarkeit und knappe Kommunikation
Wenn du als Bauleiter oder Bauherr ständig Mühe hast, jemanden im Unternehmen zu erreichen, oder wenn auf Anfragen nur dürftig oder verspätet reagiert wird, kann das ein erstes Warnsignal sein. Besonders auffällig: wenn immer dieselbe Person ans Telefon geht und kaum Rückmeldungen gibt. - Lieferverzögerungen bei Baumaterialien
Häufen sich Lieferengpässe oder kommen Materialien nur in kleinen Mengen, könnte das darauf hinweisen, dass das Unternehmen bei Lieferanten im Zahlungsrückstand ist. Das beeinträchtigt nicht nur den Baufortschritt, sondern ist auch ein klarer Hinweis auf mögliche Liquiditätsprobleme. - Drängen auf frühzeitige Akontozahlungen
Wenn Unternehmer plötzlich früher oder häufiger als üblich nach Zahlungen verlangen, solltest du hellhörig werden. Tägliche oder wöchentliche Anrufe zur Zahlungsabwicklung deuten darauf hin, dass das Unternehmen ohne diese Gelder womöglich keine Löhne oder Rechnungen mehr begleichen kann. - Unzufriedene oder wechselnde Mitarbeitende auf der Baustelle
Erscheinen Handwerker seltener, wirken sie demotiviert oder lassen in der Qualität nach, kann das mit ausstehenden Lohnzahlungen zusammenhängen. Auch häufige Wechsel bei temporären Arbeitskräften sind verdächtig – oft ein Zeichen dafür, dass die Löhne nicht bezahlt wurden. - Ständiger Wechsel von Temporärbüros
Wenn immer wieder neue Gesichter auf der Baustelle auftauchen und ganze Teams innert kurzer Zeit ausgetauscht werden, könnte das mit unbezahlten Rechnungen bei Temporärbüros zusammenhängen. Solche Personalfluktuationen stören nicht nur den Bauablauf, sondern können auch auf einen schleichenden Konkurs hinweisen. - Subunternehmer erscheinen nicht mehr auf der Baustelle
Subunternehmer wie Kranunternehmen oder Spezialisten kommen nicht mehr, weil ihre Leistungen nicht bezahlt wurden? Auch das ist ein klares Indiz für finanzielle Schwierigkeiten. Spätestens jetzt muss ein Bauleiter oder Architekt rasch reagieren, um grössere Schäden zu vermeiden.

Zwei entscheidende Fragen für Bauherren
Wenn du ein Bauprojekt planst, solltest du dir zwei grundsätzliche Fragen stellen:
- In welchem Verhältnis stehst du zum Unternehmer?
Bist du Bauherr in Zusammenarbeit mit einem General- oder Totalunternehmer (GU/TU)? Dann liegt das Risiko in der Regel bei diesem. Baut der GU professionell, erkennt er drohende Konkurse rechtzeitig und ersetzt betroffene Unternehmen.
Baust du hingegen selber und gibst die Aufträge direkt an Handwerker, trägst du das volle Risiko. Umso wichtiger ist es, nur nach Leistungsstand zu bezahlen und keine überhöhten Vorauszahlungen zu leisten. - Wann tritt der Konkurs ein – und welche Folgen hat das für dich?
Wird der Konkurs vor Beginn der Arbeiten angemeldet, kannst du dir meist problemlos Ersatz suchen. Kritisch wird es, wenn der Konkurs während der Bauphase oder nach geleisteter Arbeit eintritt – besonders, wenn bereits Akontozahlungen geleistet wurden. In solchen Fällen ist professionelle Unterstützung wichtig.

Ein Erfahrungsbericht aus der Praxis
Ich habe selbst erlebt, wie ein drohender Konkurs fast zu einem riesigen Problem wurde. Damals arbeiteten wir mit einer Küchenbaufirma zusammen, die zunächst sehr professionell war. Die Abläufe funktionierten reibungslos, auch die Zusammenarbeit mit dem Architekten verlief gut, und wir lagen im Terminplan.
Plötzlich meldete jedoch das Mutterunternehmen in Deutschland Konkurs an. Uns wurde zwar schriftlich versichert, dass das Schweizer Tochterunternehmen nicht betroffen sei – also arbeiteten wir weiter. Die Küchenmontagen gingen wie geplant voran, bis auch das Schweizer Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten geriet und zahlungsunfähig wurde.
Zum Glück hatte mein Projektleiter frühzeitig einen Plan B vorbereitet. Wir standen bereits mit einem anderen Küchenbauunternehmen aus der Schweiz in Kontakt, das bereit gewesen wäre, die noch fehlenden Küchen fristgerecht zu produzieren und zu liefern.
Doch es kam anders – und einfacher: Die bestellten Küchen waren bereits fertig produziert und befanden sich beim Zoll in Basel. Allerdings blockierte das Konkursamt die Auslieferung, weil noch offene Zahlungen an das Speditionsunternehmen ausstanden. Nach intensiven Gesprächen einigte man sich schliesslich darauf, die Küchen doch freizugeben. So konnten sie auf die Baustelle geliefert werden.
Am Ende hatten wir grosses Glück: Die Küchen kamen rechtzeitig, die Handwerker erhielten ihren Lohn direkt von uns, und für den Bauherrn hatte die Situation keine negativen Folgen. Wir kamen mit einem blauen Auge davon.

Drei Tipps, um dich als Bauherr zu schützen
- Setze auf bewährte Netzwerke
Arbeite mit Architekten oder GU/TU, die seit Jahren mit denselben zuverlässigen Unternehmen arbeiten. Eingespielte Teams kennen sich, sind effizienter und können bei Problemen gemeinsam Lösungen finden. Die Termin- und Kostensicherheit ist deutlich höher. - Hole mehrere Referenzen ein
Frage aktiv nach Referenzprojekten. Lass dir Telefonnummern von Bauleitern oder früheren Bauherren geben und erkundige dich nach Qualität, Termintreue und Zuverlässigkeit des Unternehmens. Zwei bis drei unabhängige Rückmeldungen geben dir ein realistisches Bild. - Verlange einen Betreibungsregisterauszug
Ein einfaches, aber effektives Mittel: Verlange einen aktuellen Betreibungsregisterauszug des Unternehmens. So erkennst du auf einen Blick, ob Zahlungsverzögerungen oder Schulden bestehen – ein früher Hinweis auf mögliche Risiken.
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Mein Netzwerk wächst laufend: mit erfahrenen, qualitätsbewussten Architekten, Unternehmern und Spezialisten aus dem Bauwesen. Wenn du Fragen hast oder Unterstützung brauchst – egal ob zum Thema Unternehmerwahl, Bauorganisation oder spezifischen Baufachgebieten – melde dich gerne per E-Mail an marco@marcofehr.ch
Fazit
Ein drohender Konkurs muss kein Desaster sein – wenn du die Warnsignale erkennst, rechtzeitig reagierst und dich gut absicherst. Erfolgreiches Bauen beginnt mit der richtigen Auswahl der Unternehmer und Experten. Viel Erfolg beim Planen und Umsetzen deines Bauprojekts!