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Der Kalkputz und seine Vorteile

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Inhaltsverzeichnis

Es kommt in der Geschichte der Menschheit immer wieder vor, dass bewährte und beliebte Baumaterialien und -techniken unversehens in Vergessenheit geraten. Die Römer beispielsweise schätzten den Kalkputz als Mittel, um Schimmel aus Wohnräumen fernzuhalten. Heute sind die bemerkenswerten Eigenschaften dieses Putzes leider nicht mehr so präsent.

Wusstest du etwa, dass der Kalkputz eine ökologische Lösung darstellt, die hilft, dein Raumklima zu verbessern? Von diesen und weiteren Vorteilen berichtet unser Baublog-Gast Josef Ronner, technischer Leiter bei der Sievert AG.

Ein Putz nach historischem Vorbild

Der Kalkputz aus reinem Naturkalk ist, wie eingangs erwähnt, etwas in Vergessenheit geraten. Dabei war er als Baustoff nicht nur bei den Römern, sondern auch bei den Ägyptern und den venezianischen Architekten sehr beliebt. In der heutigen Bauweise spielt der Kalkputz jedoch nur noch eine untergeordnete Rolle. Das liegt unter anderem an der Erfindung des Zements im 19. Jahrhundert.

Zu den Gebäuden, die früher häufig mit Kalk verputzt wurden, gehören Ställe, Bauernhäuser, aber auch Klöster und Kirchen. Hier schätzte man die ästhetischen Oberflächeneigenschaften des Materials.

«Früher galt es sogar als besonders schick und nobel, wenn man als Bauherr Kalkputz eingesetzt hat.»

Die Vorteile von Kalkputz

Der Kalkputz besitzt einen hohen pH-Wert und ist damit auch antibakteriell, was natürlich eine äusserst wünschenswerte Eigenschaft darstellt.

Nicht unterbewerten sollte man auch den ökologischen Vorteil. Bei jedem Gebäude muss man beim Errichten immer auch ans Zurückbauen denken – und das kann man beim Kalkputz mit gutem Gewissen tun, da es sich um ein natürliches Baumaterial handelt.

Der Kalkputz ist also antibakteriell und hat damit auch eine schimmelhemmende Wirkung. Aus diesem Grund werden seit vielen Generationen Ställe mit Kalkfarbe gestrichen: Sie verbessert die Stallluft, wirkt desinfizierend und schützt deshalb sogar die Tiere in einem gewissen Masse vor Krankheiten.

Ferner entziehen Kalkputze dem Innenbereich Feuchtigkeit und geben sie später wieder ab. Das sorgt für ein spürbar gesundes Raumklima und mehr Behaglichkeit.

Nachteile?

«Nachteile gibt es eigentlich fast keine.»

Auch wenn Josef bei dieser guten, alten Putz-Art ins Schwärmen gerät, muss er dann doch noch den einen oder anderen Minuspunkt erwähnen. So braucht der Kalkputz mehr Geduld fürs Austrocknen. Beim Zementputz gilt die Faustregel 1 Tag pro Millimeter Auftragsstärke – beim Kalkputz musst du je nach Wetter mit dem Zwei- bis Dreifachen rechnen. Der Zementputz eignet sich diesbezüglich mit seiner Berechenbarkeit und Schnelligkeit natürlich besser für die heutigen Baustellen, wo konstant Zeitdruck herrscht.

Ausserdem muss man bei der Verarbeitung vom Kalkputz gut geschützt sein: Direkter Hautkontakt führt zu Verätzungen. Deshalb braucht es eine Schutzbrille und entsprechende Arbeitskleidung.

Nicht zuletzt muss man sagen, dass man für das bessere Wohngefühl einen kleinen Aufpreis zahlen muss. Der natürliche Kalkputz kostet 10 bis 20 Prozent mehr als andere Verputze. Dies liegt jedoch nicht am Arbeitsaufwand, sondern am Material. 

Wenn sich der Bauherr und der Unternehmer dieser Nachteile bewusst sind und sie in die Planung einbeziehen, steht dem Einsatz von Kalkputz nichts im Weg. 

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Das Vorgehen

Die Wahl eines Kalkputzes ergibt wegen der positiven Eigenschaften durchaus auch bei einem Neubau Sinn. Häufiger aber kommt er bei Renovationen von alten Gebäuden zum Einsatz.

Wie geht man dabei vor? Zunächst kommt der sogenannte Vorspritzer auf Kalkbasis. Das ist ein dünnflüssig aufgespritzter Mörtel zur Vorbereitung des Untergrunds. Dann folgt der Grundputz und der Deckputz. Am Ende fehlt nur noch die Kalkfarbe. Der Grundputz ist jeweils zwischen 8 und 10 Millimeter dick.

«Vom Aufbau her unterscheidet sich das also nicht gross von anderen Putzen.»

Besonders spannend ist die Putzanalyse. Damit können die Handwerker bei historischen Gebäuden exakt den Kalkputz nachbauen, den man anno dazumal aufgetragen hatte. Das gilt auch für das Imitieren der Oberflächenstruktur, bei der man mit Kalkputz ebenfalls viel Raum für Variationen hat. Josef erinnert sich sogar an eine Baustelle, wo der Handwerker mit einem selbstgebastelten Holzwerkzeug die Struktur der historischen Fassade nachahmte.

Dann gilt es wie so oft, das Wetter zu berücksichtigen: Beide Temperatur-Extreme sind ungünstig fürs Verputzen. Über 30 Grad und unter 5 Grad ist tabu – das ist ebenfalls ähnlich wie bei einem Zementputz.

Was ist ein Opferputz?

Die Firma Sievert hat ganz unterschiedliche Kalkprodukte im Angebot: von Mauermörteln zum Stopfen und Füllen bis hin zu feinen Kalkputzoberflächen und Opferputzen.

Den sogenannten Opferputz (auch «Sanierputz» genannt) setzt man ein, wenn man es mit einem feuchten Untergrund zu tun hat, wo Salze an die Oberfläche gelangen. Der Opferputz hat aufgrund seiner hohen Porosität die Fähigkeit, das Salz aus dem Mauerwerk aufzunehmen. So kann das Mauerwerk schliesslich wieder atmen. Hat der Opferputz seinen Dienst getan, wird er durch einen neuen Verputz ersetzt.

Mehr Infos

Mehr über Kalkputze und über das Unternehmen Sievert findest du auf seiner Website. Mit Josef Ronner kannst du dich unter anderem per E-Mail in Verbindung setzen.

Kalk an der Fassade bringt also Vorteile – Kalk im WC-Spülsystem hingegen nur Ärger! Wie die Profis von Restclean die Toilette richtig und umweltschonend entkalken, kannst du in diesem Baublog nachlesen.

Falls dir diese Folge weitergeholfen hat, würde ich mich riesig über eine Bewertung und einen positiven Kommentar auf iTunes freuen.

Beste Grüsse
Marco

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