Wie kannst du als Baumeister dem Preisdruck erfolgreich entgegenwirken? Wie kannst du dich früh in einem Projekt positiv hervorheben und durch deine Kompetenz die Ausschreibung gewinnen?
Diese existenziellen Fragen beantworten wir im folgenden Baublog mit dem Wissen gleich zweier Experten: Marc Fasnacht ist Leiter Digitales Bauen bei der Hüppi AG; Andy Frei ist Gruppenprojekt-Manager und Bildungsbeauftragter der MEB Group sowie Co-Autor des Buches «BIM im Bauunternehmen». (Mehr zu diesem wertvollen Anwenderhandbuch gibt’s weiter unten.)
BIM für Baumeister: Den Mehrwert erkennen
Wer die ersten Schritte mit BIM wagt, wird aufschlussreiche Einblicke in die Prozesse seines Unternehmens gewinnen. Dies geschieht, wenn man intern nach ersten Anwendungsfällen sucht, wo die BIM-Methodik den grössten Mehrwert bringen kann.
Der neue Prozess gilt es dann strukturiert durchzuziehen und mit regelmässigen Überprüfungen im Unternehmen zu etablieren. Mit «smarten Zielen», die sich messen lassen und auf einen bestimmten Zeitraum ausgelegt sind, wird die Methode für alle greifbar.
Zum Beispiel: Ein Unternehmen schafft sich für ein BIM-Projekt ein Tachymeter an. Nach 6 Monaten wird überprüft, ob sich diese Anschaffung gelohnt hat: Ist das Unternehmen effizienter und genauer bei der Absteckung?
Das Identifizieren des Mehrwerts von BIM für dein Unternehmen ist also der springende Punkt – und genau hierfür ist das Buch «BIM im Bauunternehmen» die perfekte Lektüre. Auch der Anwendungsfall mit dem Tachymeter ist darin samt Messkriterien ausführlich beschrieben.
Weitere Vorteile der BIM-Methode
Die Einsparung von Arbeitszeit und die höhere Qualität sind nur zwei der möglichen BIM-Vorteile für den Baumeister. Ein ganz grosser Pluspunkt ist die Klarheit: Der Unternehmer weiss einerseits viel genauer, welche Kosten auf ihn zukommen, was eine bessere Preisbildung erlaubt. Er kann zudem andererseits künftig seine Leistungswerte schneller aktualisieren und dies zu seinem finanziellen Vorteil nutzen.
Besonders interessant wird es, wenn durch die schlanken Prozesse zusätzliche Dienstleistungen möglich sind. Vielleicht können neu auf Knopfdruck für den Bauherrn nützliche Berichte generiert werden, deren Daten sich abrufbereit im System befinden. Oder man kann dem Architekten frühzeitig aufzeigen, wie er gewisse Probleme erledigen kann, ohne dass ein Nachtrag entsteht. So profitieren beide Seiten.
Mit dem Sparen von Arbeitszeit wirkt BIM dem Fachkräftemangel entgegen. Gleichzeitig zieht ein Unternehmen mit solchen Prozessen neue Fachkräfte an. Modernste technische Möglichkeiten wie Augmented Reality machen eine Firma attraktiver für junge Mitarbeiter. Für diese ist das nämlich längst keine technische Spielerei mehr, sondern ein selbstverständlicher Bestandteil ihrer Arbeit. (Mehr zu Augmented Reality in der Baubranche gibt es in diesem Baublog!)
Implementierung der BIM-Methodik
Schritt 1: Fehleranalyse. Zunächst sollte das Unternehmen analysieren, wo man am meisten Zeit und Geld verliert. Gleichzeitig sollte man sich überlegen, wo man die eingesparte Zeit gewinnbringend einsetzen wird.
Schritt 2: Modellkompetenz. Baumeister müssen lernen, mit digitalen Modellen zu arbeiten und die relevanten Informationen herauszufiltern. Diese Fähigkeiten können sie sich mit Büchern oder Schulungen aneignen.
Schritt 3: Umsetzung und Messung. Die gewonnenen Erkenntnisse müssen in die Praxis umgesetzt und regelmässig überprüft werden. Dies beinhaltet die Messung der erzielten Effizienzgewinne und allenfalls die Anpassung der Strategie.
Haben Pläne ausgedient?
Für unsere Experten ist klar: Pläne werden in Zukunft an Relevanz verlieren, Modelle an Relevanz gewinnen. Heute denkt sich jemand für die dreidimensionale Welt aus, bringt es auf einen zweidimensionalen Plan und lässt es dreidimensional bauen.
3D erleichtert die Visualisierung und das Verständnis komplexer Bauprojekte: Diskrepanzen, Konflikte, aber auch Materialüberschüsse sind im dreidimensionalen Raum viel einfacher zu erkennen.
Den zweidimensionalen Schritt auszulassen, liegt also eigentlich auf der Hand – und mittlerweile haben wir auch die technischen Mittel dafür.
Buchtipp für Baumeister: «BIM im Bauunternehmen»
Wir haben es schon einige Male erwähnt: Das Anwenderhandbuch «BIM im Bauunternehmen» in seiner überarbeiteten Neuauflage von 2024 bietet umfassende Anleitungen zur Implementierung der BIM-Methodik.
Es ist für jeden etwas dabei. Wenn es dir eilt, wirst du Ansätze finden, dank denen du mit wenig Aufwand relativ schnell erste Schritte machen kannst. Möchtest du es grossflächig und strategisch angehen, findest du ebenfalls die richtigen Hinweise, um ans Ziel zu kommen.
Ergänzend dazu gibt es einen eintägigen Kurs an der Baukaderschule St. Gallen, wo man lernt, mit dem Buch zu arbeiten.
Es lohnt sich, denn das Bauen wird nun mal einfach immer digitaler. Für dieses Jahr prognostizieren die Experten eine Zunahme von 50 Prozent bei den Projekten mit BIM-Pflicht in der Planung. Die Zukunft des Bauens ist digital – die Zeit, diesen Schritt zu gehen, ist jetzt.
Und wenn du trotzdem mal nicht mehr weiterweisst: Beim SBV hilft man dir gerne weiter!
Wenn dir diese Folge weitergeholfen hat, würde ich mich riesig über eine Bewertung und einen positiven Kommentar auf iTunes freuen.