Der Silent-Modus soll bei der Wärmepumpe für mehr Ruhe bei lärmempfindlichen Nachbarn sorgen. Eigentlich ein guter Vorsatz. Doch der Silent-Modus ist ineffizient und die Gesetze dazu sind widersprüchlich – das ist die Überzeugung unseres heutigen Gastes Martin Omlin der Firma Omlin Energiesysteme AG.
Martin ist sowohl Berater als auch Planer und realisiert unterschiedliche energieeffiziente Alternativsysteme im Bereich der Gebäudetechnik. Er und sein Team setzen tagtäglich auf zukunftsweisende Energiesysteme.
Wir diskutieren zusammen mögliche Lösungsansätze für das Problem mit dem Silent-Modus. Ausserdem erfährst du viel Wissenswertes über die Wärmepumpe und deren effiziente Nutzungsmöglichkeiten im Allgemeinen.
Was ist überhaupt eine Wärmepumpe?
Das Prinzip kennt jeder. Nehmen wir beispielsweise eine Velo-Pumpe in die Hand. Du pumpst Luft durch den Schlauch und knickst ihn. Die enge Stelle, wo der Schlauch geknickt ist, wird nun richtig warm. Nach diesem Prinzip arbeitet auch eine Wärmepumpe: Die Restwärme aus der Umgebung wird in Wärme zum Heizen umgewandelt.
Für Martin ist klar: Gerade in Zeiten der Ressourcenknappheit ist die Wärmepumpe eine sinnvolle Anschaffung, weil sie mit wenig Aufwand verhältnismässig viel Energie produziert. Es lohnt sich deshalb langfristig, in eine gute und nachhaltige Wärmepumpe einer seriösen Firma etwas mehr Geld zu investieren.
Und was ist der Silent-Modus?
Unter dem «Silent-Modus» versteht man den geräuscharmen Betrieb einer Wärmepumpe. Je nach Fabrikat wird dieser in unterschiedlichen Stufen angeboten.
Nun gibt es die gesetzliche Vorschrift, dass sich Wärmepumpen zwischen 19 Uhr und 7 Uhr im maximalen Silent-Modus befinden müssen. Nur wenige wissen, dass sie sich mit dem Bestätigen des Wärmeschutz-Nachweises zu dieser Lärmschutzmassnahme verpflichten. Das gilt unabhängig vom genauen Wohnort für die ganze Schweiz.
«Das bedeutet 50 Prozent weniger Heizleistung während 12 Stunden – und das ist fatal.»
Die Nachteile des Silent-Modus
Die viel geringere Heizleistung führt dazu, dass der Betrieb zwar leise ist, jedoch muss das Ganze kompensiert werden. Das bedeutet, dass die Elektroheizeinsätze einspringen müssen, was bis zu einer Vervierfachung des Stromverbrauchs im System führt. Das alles merkst du als Bewohner nicht, denn das Haus bleibt ja warm – aber eben nur dank einem stillen Stromfresser. Elektroheizeinsätze sind nämlich aufgrund ihrer Ineffizienz weitgehend per Energiegesetz verboten und dürfen nur zur Not eingesetzt werden.
Zusammengefasst: Der Silent-Modus ist weniger lärmig, führt aber zu einem Anstieg des Stromverbrauchs. Ausserdem zwingt das Gesetz die Betreiber der Wärmepumpen dazu, die eigentlich verbotenen Elektroheizeinsätze zu aktivieren. Das ist widersprüchlich.
«Auf so eine Idee kommen nur Leute, die von Heizungstechnik keine Ahnung haben.»
Martin hat ausserdem eine schockierende Entdeckung gemacht: Es gibt einen versteckten Silent-Modus, von dem die Verwender nichts wissen. Da nützen alle vorausberechneten Heizleistungen nichts, wenn die Wärmepumpe eine heimlich vorprogrammierte, drastische Reduktion vollzieht.
Mögliche Lösungsansätze
Martin prangert diesen Umstand aber nicht nur einfach an, er hat auch mehrere Lösungsvorschläge auf Lager. Die Wärmepumpen gibt es heute in schönen, runden Designs und eignen sich durchaus als Hingucker in der Umgebung.
«Eine Wärmepumpe kann sexy sein!»
Man muss sie also nicht im Gebäude verstecken, sondern kann sie etwas davon entfernt installieren. Das reduziert die Lärmbelastung. Die Wärmepumpe muss allerdings klug platziert werden und nicht in einer Umgebung, die im schlimmsten Fall richtiggehend als Verstärker fungiert. Ganz allgemein sollte man die Lehre über Schall in den Ausbildungen stärker gewichten, findet Martin.
Auch direkte Schalldämmmassnahmen sind möglich. Dann nimmt jedoch das Volumen zu und die ästhetischen runden Formen sind nicht mehr möglich. Das könnte sich negativ auf das Landschaftsbild auswirken.
Eine sehr interessante Alternative zum Silent-Modus wäre der «Fotovoltaik-Modus». Statt ineffiziente Elektroheizeinsätze entlastet das Dach die Wärmepumpe mit Sonnenenergie für einen ruhigeren Betrieb.
Martin wird jedenfalls dafür weiterkämpfen, dass dieser unsinnige Umstand in den öffentlichen Diskurs gelangt und nach Lösungen gesucht wird.
Apropos Sonnenenergie: Das Solarfaltdach ist eine geniale Erfindung aus der Schweiz – das musst du gesehen haben! Du kannst den Podcast und den Blogbeitrag dazu hier lesen.
Zu Martins Unternehmen findest du mehr Infos auf der Firmenwebsite und auf LinkedIn kannst du dich mit ihm verknüpfen.
Weitere Themen des ausführlichen Podcast-Interviews: Wie sind die Verbände involviert und weshalb wird das Thema totgeschwiegen? Wie sieht das perfekte Design einer Wärmepumpe aus?
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