Zu hoher Druck, Lärm, Wasser in den Leitungen, vertauschte Zu- und Abluft und falsch verdrahtete Elektrik – diese häufigen Pannen beim Bau einer Lüftungsanlage könnten mit einer sauberen Planung sowie frühzeitigen Rohbau-Kontrollen leicht vermieden werden. Entdecke die praxiserprobten Tipps eines erfahrenen Lüftungsexperten für eine dauerhaft optimierte und effiziente Anlage!
Podcast-Gast Patrick Kiser, Geschäftsführer der FM&Air AG, erklärt unter anderem, was die häufigsten und schlimmsten Fehler bei der Planung sind. Besonders spannend: Er verrät uns auch, warum du nicht die Druckberechnungen des Herstellers übernehmen solltest! Und weshalb Kontrollen bereits in der Rohbauphase so wichtig sind.
Also: Enorm wertvolle Insider-Tipps, die jeder Bauherr, der eine Lüftungsanlage einbauen will, unbedingt lesen sollte. Los geht’s!
Häufig zu klein dimensioniert
Was kann denn bei der Planung einer Lüftungsanlage schieflaufen? Die Antwort von Experte Patrick: sehr viel.
Das beginnt schon bei der Dimensionierung der Leitungen. Diese wird erfahrungsgemäss oft zu klein gewählt. Wer sich auch bloss rudimentär mit den Gesetzen der Physik auskennt, weiss: Wenn die gleiche Luftmenge durch einen kleineren Durchmesser fliessen soll, strömt diese Luft schneller. Zu schnell!
Der erhöhte Druck verursacht dann Lärm, der von den Bewohnern (vor allem nachts) als unangenehm empfunden wird. Der Grund für die zu kleine Dimensionierung: Man will Kosten sparen, man hat zu wenig Platz oder man hat einfach falsch gerechnet. Als einzig sinnvolle Lösung bleibt dann nur das Reduzieren der Luftmenge.
Falsch platzierte Regler und Abgänge
Weiter ist beim Planen etwa wichtig, auf welche Weise die Anlage reguliert werden soll und wo wie viele Abgänge, Klappen und Messkreuze verortet sind.
Schauen wir uns mal die Konsequenzen für falsch platzierte Messkreuze bzw. Lüftungsabgänge an.
Volumenstromregler benötigen immer eine Beruhigungsstrecke zur An- und Abströmung, damit das Messkreuz korrekte Daten ermittelt. Oftmals werden diese Vorgaben des Herstellers jedoch nicht eingehalten. Dann kann es sein, dass gleich nach einem Abgang im 90-Grad-Bogen das Regelorgan kommt. Der Bogen drückt die Luft an die Seitenwand, was das Resultat der Messung verfälscht.
Die Faustregel besagt, dass der Abstand vor dem Bogen zweimal der Durchmesser des Reglers sein sollte. Hinter dem Regler genügt der Abstand von einem Durchmesser.
Die Lüftungsabgänge wiederum sollte man im Optimalfall in geraden Abschnitten einbauen. Falsch wäre die Platzierung nach einem 90-Grad-Bogen auf der Innenseite. Denn dort würde es die Luft nach aussen drücken und der Abgang würde nicht mit genug Luft versorgt werden. Generell empfiehlt Patrick nur 45- statt 90-Grad-Abgänge in Luftrichtung.
Achtung bei der Druckberechnung
Häufig geschehen zudem Fehler in der Druckberechnung – und zwar, weil man sich auf die Angaben des Herstellers verlässt.
Nehmen wir an, die Kalkulation der benötigten Luftmenge für deine Lüftungsanlage ergibt 1'200 m³/h. Dann bestellt man beim Hersteller auch eine Anlage für diesen Wert. Doch der Hersteller bezieht seine Angabe auf freiblasende Anlagen ohne Druckverlust durch das System.
Deshalb sollte man beim Bestellen einer Lüftungsanlage immer noch eine «Reserve» von 20 bis 30 % einkalkulieren. In diesem Fall empfiehlt Patrick 1’600 m³/h. Das verlängert die Lebensdauer der Anlage, da sie nicht dauernd auf Höchstleistung laufen muss.
Zugänglichkeit der Brandschutzklappen
Aus Erfahrung weiss Patrick, dass die Brandschutzplanung an sich bei einer Lüftungsanlage meist gut geplant ist. Das Problem ist die Zugänglichkeit der Brandschutzklappen, die oft nicht gegeben ist. Man kommt in solchen Fällen für die Inbetriebnahme und Wartung kaum an die Module heran. Auch die Revisionsöffnungen der Klappen für die jährliche Sichtkontrolle sind häufig kaum erreichbar.
Solche Klappen kontrolliert man dann nur noch über das Signal; ob beispielsweise das Klappenblatt Risse hat, lässt sich nicht sagen. Somit weiss auch niemand, ob das System im Brandfall überhaupt funktioniert – und das ist gefährlich.
Lüftungsanlage im Rohbau kontrollieren
Um eine saubere Inbetriebnahme einer Lüftungsanlage durchzuführen, braucht es Zeit. Allerdings kann man die Anlagen dafür jeweils erst kurz vor der Übergabe einschalten, zwischen Grob- und Endreinigung. So bleibt den Fachleuten vor Ort nur sehr wenig Zeit fürs Einregulieren.
Patrick hat schon erlebt, dass man eine Wand aufspitzen musste, weil ein Deckel fehlte – und dies zwei Tage vor Übergabe! Das ist natürlich extrem ärgerlich. Oder man findet Wasser in der Leitung oder merkt, dass Zu- und Abluft vertauscht sind. Mit einer professionellen Kontrolle im Rohbau lassen sich solche Überraschungen verhindern.
Während der Bauphase selbst können Patrick und sein Team die Arbeiten begleiten. Sie kontrollieren mit einer Kamera die Leitungen, machen Stichproben, überprüfen die Zugänglichkeiten.
Die Behebung massiver Mängel ist im Rohbau viel günstiger – und sie braucht weniger Nerven.
Das Spezialangebot von FM&Air
Unser Kooperationspartner FM&Air hat ein tolles Sorglospaket für alle Lüftungsanlagen-Besitzer. Darin enthalten ist eine professionelle jährliche Wartung. Zusätzlich bietet das Unternehmen als Teil des Pakets Optimierungen oder Instruktionen von neuen Mietern an.
Mehr Infos zu FM&Air gibt es hier auf der Website.
Du willst noch mehr von Patricks Fachwissen profitieren? Dann solltest du diesen früheren Baublog noch anschauen. Hier erfährst du, wie du aus deiner Lüftungsanlage das Maximum herausholst.
Falls dir diese Folge weitergeholfen hat, würde ich mich riesig über eine Bewertung und einen positiven Kommentar auf iTunes freuen.
