Mineralische Putze stehen heute im Fokus. In diesem Baublog diskutieren wir, wie sie sich von anderen Putz-Arten unterscheiden und weshalb sie eine ökologisch sinnvolle Variante der Wandverkleidung darstellen. Ausserdem: Muss man eingefärbte Putze noch streichen? Wann wird eine doppelte Netzeinbettung unumgänglich? Und was hat es mit der Systemgarantie für den Bauherrn auf sich? Das alles erfährst du in den folgenden Abschnitten.
Dabei dürfen wir uns guten Gewissens auf die Fachkompetenz von Josef Ronner, dem technischen Leiter der Firma Sievert AG, verlassen. Das über 100-jährige Unternehmen ist mit spezialisierten Baustoff- und Logistiklösungen an weltweit rund 60 Standorten aktiv und berühmt für seine modernen Trockenmörtel mineralischer Art.
Weshalb sind mineralische Putze nachhaltig?
Wenn man etwas baut, muss man immer auch an die einstige Entsorgung denken. So ist es auch beim Material für den Putz – und hier haben mineralische Putze einen grossen Vorteil. Da sämtliche Bestandteile aus der Natur stammen, steht einem problemlosen Recycling nichts im Weg.
Ausserdem haben mineralische Putze die Eigenschaft, dampfdiffusionsoffen zu sein. Das heisst, das Material kann «atmen» und Feuchtigkeit aufnehmen und abgeben. Dampfdiffusionsoffenheit war bereits im Baublog zum Einsteinmauerwerk ein Thema. Weil das Einsteinmauerwerk diese Eigenschaft mit den mineralischen Putzen teilt, sollte man auch so einen Putz einsetzen, damit das System aufgeht. Sonst geht ein wichtiger Vorteil des Einsteinmauerwerks verloren.
«Ob innen oder aussen: Es ist ein No-Go, ein Einsteinmauerwerk mit Kunstharz zu verputzen.»
Mineralische Putze: Zur Verarbeitung
Ob mineralischer Putz, Silikat-Putz oder Kunstharz: Sie alle weise eine ähnliche Verarbeitbarkeit auf. Mineralische Putze eigen sich jedoch besonders gut für den sogenannten Besenstrich. Dabei wird der Putz in noch frischem Zustand mit einem Besen horizontal gestrichen und es entsteht eine leicht geschwungene Reliefstruktur.
Mit diversen Werkzeugen lassen sich beim Abrieb weitere unterschiedliche Strukturen herbeiführen. Du darfst als Bauherr allerdings nie vergessen, dass der einzelne Handwerker die Oberflächenstruktur stark beeinflusst.
«Ein fertiger Abrieb trägt immer die spezifische Handschrift des Verarbeiters.»
Die SIA-Norm besagt übrigens, dass beim Aussenputz eine Körnung von 1,5 Millimeter nicht unterschritten werden darf. Du musst beachten, dass bei einer feinen Körnung Risse an der Fassade besser sichtbar sind als bei einem Putz mit grober Körnung.
Eingefärbte Putze
Mit einem eingefärbten Putz erreichst du eine langanhaltende, intensivere Farbgebung. Wenn du mit einem Werkzeug aus Versehen die Fassade verletzt, dann ist bei einem eingefärbten Putz kein weisser Fleck zu sehen. Die Fassade behält trotz dieses Malheurs ihre Farbe.
Trotz der Einfärbung: Auch diesen Putz muss man zwingend streichen, um eine möglichst lange Lebensdauer zu erreichen. Diese Anweisung möchte Josef in aller Deutlichkeit betonen, denn er weiss, dass man sie auf Baustellen oft missachtet.
Generell empfiehlt Josef eher helle als dunkle Farben. Dunkle Fassaden wärmen sich an der Sonne stärker auf; durch die hohen Temperaturunterschiede dehnt sich das Material auseinander und zieht sich wieder zusammen. Letztlich bleibt die Farbwahl aber natürlich eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Doppelte Netzeinbettung?
Wir hatten bereits über die Körnung und die Farbe gesprochen. Diese beiden Faktoren bestimmen, ob eine doppelte Netzeinbettung nötig ist. Bei dunklen Farben und bei einer Körnung von weniger als 1,5 Millimetern ist diese Massnahme zur Erhöhung des Risswiderstandes zwingend notwendig.
Doch wann ist eine Fassade so dunkel, dass sie eine doppelte Netzeinbettung braucht? Die Fachleute orientieren sich am Hellbezugswert, wobei 0 für Schwarz und 100 für Weiss steht. Bei schwerem Mauerwerk etwa braucht es ab Hellbezugswert 5 eine doppelte Netzeinbettung, bei WDVS ab etwa 25. Das Ganze ist jedoch vom gesamten System und dessen Materialien abhängig.
«Der Systemgedanke ist sehr wichtig. Deshalb muss man sich früh für ein System entscheiden und alles danach ausrichten.»
Was ist die Systemgarantie?
Wenn du das System für deine Fassade gewählt hast, erhältst du vom Produzenten die Garantie, dass es funktionieren wird, wenn du die dafür bestimmten Materialien verwendest. Das heisst, die Dämmung, die Netzeinbettung, der Verputz und die Farbe müssen alle vom selben Hersteller kommen, damit die Systemgarantie greift. Elemente von anderen Herstellern können natürlich auch funktionieren – müssen aber nicht! Und deshalb gibt es in solchen Fällen keine Systemgarantie. Die Garantie umfasst nur das Material und nicht die Ausführung auf der Baustelle; für die ist der Unternehmer verantwortlich.
Für dich als Bauherr, Architekt oder Bauleiter ist es deshalb wichtig zu wissen, dass die Garantie des Produzenten nicht greift, wenn der Unternehmer auf der Baustelle von dieser Vorgabe abweicht, zum Beispiel um mit günstigeren Materialien Kosten zu sparen.
Mehr Infos
Mehr über mineralische Putze und über die Firma Sievert findest du auf ihrer Website. Mit Josef Ronner kannst du dich unter anderem per E-Mail in Verbindung setzen.
Falls dir diese Folge weitergeholfen hat, würde ich mich riesig über eine Bewertung und einen positiven Kommentar auf iTunes freuen.
Wir wollen die Fassade renovieren. Zuerst wollen wir sie verputzen und dann neu streichen. Gut zu lesen, dass man mineralische Putze verwenden kann.
Toll, was alles eingesetzt werden kann. Mineralische Putze sind eine Überlegung wert.
Haus verputzen ist eine Angelegenheit für die nächsten langen Jahre.