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Behaglichkeit: Wann wir uns in einem Raum wohl fühlen

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Inhaltsverzeichnis

Wie muss ein Gebäude sein, damit du dich darin wohl fühlst? Behaglichkeit ist natürlich geprägt von subjektiven Empfindungen und individuellen Präferenzen. Das gilt auch für die klimatische Behaglichkeit in einem Raum. Dennoch gibt es mess- und steuerbare Parameter, die für Bedingungen sorgen, welche von einem sehr grossen Teil der Menschen als behaglich wahrgenommen werden. Wir sprechen in diesem Baublog über jene Faktoren und darüber, wie du diese in deiner Planung berücksichtigen kannst. Es geht um Alt- und Neubauten und um die Wechselwirkungen zwischen Ingenieuren, Architekten und Bewohnern.

Dieses Wissen erhalten wir von Martin Mordasini, Geschäftsführer der Firma heat-engine, einem Planungsbüro für die komplette energetische Palette. Martin ist nicht nur Energieberater und GEAK-Experte, sondern auch Instruktor bei der SUISSETEC Basel und Dozent an der TEKO Olten/Bern.

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Was ist Behaglichkeit?

Behaglichkeit ist ein Empfinden, das niemand einfach so schnell definieren und eingrenzen kann – und das macht die Sache natürlich schwierig. Es gibt viele Parameter, die einen positiven oder negativen Einfluss haben können. Dazu gehören Feuchtigkeit, Luftqualität, Licht, aber auch Faktoren wie Infraschall, Materialisierungen und Strahlungen. Ausserdem haben Geometrien, Farben, Temperaturen (sowohl von Oberflächen als auch von der Luft) und die Luftgeschwindigkeiten einen Einfluss auf die Behaglichkeit.

«Unsere Aufgabe ist es, den Raum so zu gestalten, dass die positiven Punkte überwiegen und wir uns darin wohl fühlen.»

Unsere Präferenzen gegenüber diesen Faktoren verändern sich im Laufe des Lebens. Wenn wir jung sind, frieren wir etwa viel weniger schnell als im höheren Alter. Das hat einen spannenden Grund: Der Wasseranteil in unserem Körper ist im Alter tiefer – und Wasser hilft unserem Körper, die Temperatur zu regulieren. Das heisst, ältere Menschen benötigen eher eine Grundtemperatur von 23 statt 21 Grad, wie es die SIA eigentlich vorgibt.

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Unbehaglichkeit im Wohnungsbau

Die stärksten Faktoren, welche die Behaglichkeit negativ beeinflussen, sind gemäss Martin Kaltluftsituationen. Das können exponierte Ecken sein, zum Beispiel in einer Attikawohnung. In einem Eckzimmer gibt es viel Kaltluft aussenrum, was eine erhöhte Aufmerksamkeit für die Oberflächentemperaturen erfordert.

«Eine Attikawohnung kann nicht gleich geplant werden wie ein Zwischengeschoss.»

Im Erdgeschoss wiederum gibt es sehr hohe Räume und entsprechend hohe Fensterflächen nach draussen. Bei so grossen Fenstern ist der Kaltluftabfall immer ein wichtiges Thema. Das heisst: Wie viel Luftbewegung wird über die Fenster generiert? Dazu mehr weiter unten.

Nicht nur zwischen den verschiedenen Stockwerken, sondern auch zwischen den beiden Dacharten gibt es Unterschiede. Das Flachdach ist direkt gegen aussen gerichtet. Das Steildach hingegen ist im Regelfall ein Kalt- oder ein Warmdach und ein grosser Teil der Fläche ist gegen unbeheizt. Auch das empfinden wir anders, selbst wenn die Differenz mit ein paar Grad relativ klein ist.

Behaglichkeit und Verglasung

Die Fensterhöhe korrespondiert mit den Anteilen an unzufriedenen Nutzern im Raum. Nehmen wir an, wir haben in einem Altbau ein altes, nur zweifach verglastes Fenster, das nicht saniert ist, mit einem U-Wert von 2,6 und einer Höhe von 120 Zentimetern. Der U-Wert sagt aus, wie stark die Verglasung die Wärme durchlässt. Je stärker das Fenster isoliert ist, desto kleiner ist der U-Wert. In so einem Fall haben wir 17% unbehagliche Menschen.

Vergrössern wir das Fenster auf 210 Zentimeter, haben wir bereits 21% Unbehagliche. Martin war einmal bei einem Kunden, der ein solches Fenster mit einer Höhe von dreieinhalb Metern im Wohnzimmer hatte und sich nicht wohl fühlte. Das überraschte Martin nicht: Bei diesen Bedingungen sind etwa 35% der Menschen unzufrieden.

Wenn du also einen Umbau vorhast und dabei grosse Fensterflächen mit Zweifachverglasung im Spiel sind, ist es relativ einfach und wirtschaftlich, einen Fensterersatz vorzunehmen. Man muss allerdings immer die Einbaudaten der Fenster berücksichtigen.

«Es macht keinen Sinn, Fenster auszutauschen, die erst 15-jährig sind.»

In solchen Fällen gilt es, andere Faktoren unter die Lupe zu nehmen. Auch die Rollladenkästen sind nämlich Wärmebrücken. Vielleicht gibt es also hier Optimierungsmöglichkeiten bezüglich Dichtigkeit, ohne dass gleich relativ neue Fenster ausgewechselt werden müssen.

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Die Einflüsse des Architekten

Der Architekt nimmt vor allem raumgestalterisch auf die Behaglichkeit Einfluss: mit Farbe, Licht und Material. Wählt er beispielsweise Oberflächen, die kalt sind, dann wird das der Kunde auch so empfinden.

Es klingt seltsam, aber man kann einen Raum mit Farben in seiner Geometrie beeinflussen. Sind zwei gegenüberliegende Wände eines quadratischen Raumes in einem anderen Farbton, dann wird der Raum schmaler und länglicher. Setzt man hingegen an der Decke farbliche Akzente, wird der Raum tiefer, aber breiter. Umgekehrt wirkt der Raum höher, wenn die Decke weiss bleibt, die Wände aber farbig sind.

Die Einflüsse des Ingenieurs

Die wichtigste Behaglichkeitsanforderung eines Ingenieurs ist die Gestaltung der Oberflächentemperatur.

Ein interessantes Beispiel ist hier die Erfolgsgeschichte der Bodenheizung. Im Vergleich zu einem herkömmlichen Heizkörper kommt diese mit einer tieferen Temperatur aus, dafür ist sie verteilt auf eine grosse Fläche. Das kommt bei Menschen im Raum einfach besser an punkto Behaglichkeit. Spannend: Bei einer Bodenheizung braucht man 1 Grad weniger, um sich wohl zu fühlen – damit spart man also Energie! Generell empfiehlt Martin deshalb auf Systeme mit hohen Oberflächenanteilen wie Boden- und Deckenheizungen zu setzen.

Martins Tipp, damit diese verschiedenen Aspekte der Behaglichkeit in deinem Projekt gelingen, betrifft die Kommunikation. Die Planer müssen frühzeitig zusammensitzen und miteinander sprechen. Sonst bekommst du einfach die Standardausführung ohne angepasste Individuallösungen, die für etwa 80% der Menschen passt. Vielleicht gehörst du aber genau zum anderen Fünftel…

Mehr Infos

Mehr über heat-engine gibt es auf der Firmenwebsite. Das Unternehmen ist auch in sozialen Medien wie Facebook und Instagram aktiv.

Wie kann ich einen energieeffizienten und ökologischen Umbau durchführen und dabei Mängel vermeiden? Das war das Thema unseres ersten Baublogs mit heat engine. Du findest ihn hier!

Wenn dir diese Folge weitergeholfen hat, würde ich mich riesig über eine Bewertung und einen positiven Kommentar auf iTunes freuen.

Beste Grüsse
Marco

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