Ein vereinfachter Bauablauf mit effizienten Prozessen, die Kosten minimieren und zugleich höchste Qualität garantieren – das ist das grosse Versprechen von Lean Construction. Wir zeigen dir, weshalb das Potenzial dieses Ansatzes so enorm ist und worauf es dabei ankommt. Die Vorteile veranschaulichen unsere Podcast-Gäste gleich praxisnah am Beispiel des Sanierungsprojektes Telli-Areal.
Von unseren Experten Kerstin Spalek, Projektteamleiterin bei Drees & Sommer, sowie Josef Himmelsbach, operativer Leiter bei der Post Baulogistik, erfahren wir zudem, weshalb die Unternehmer bei dieser Methode eine so zentrale Rolle einnehmen, welche Schnittstellen das grösste Optimierungspotenzial besitzen und was die häufigsten Vorurteile gegenüber Lean Construction sind.

Bauen mit Lean Construction: Die ersten Schritte
Zu Beginn wird mit der Bauherrschaft festgelegt, was sie punkto Kosten, Qualität und Termine erreichen will. Danach taktet das Projektmanagement zusammen mit den Planern bereits die Planung durch: Was wird zu welchem Zeitpunkt benötigt?
Schon bevor die Ausschreibung und die Vergabe der Bauaufträge erfolgt, werden Abläufe sorgfältig geplant und getaktet, um eine optimale Koordination und Ausführung zu gewährleisten. Nach den ersten Vergaben findet ein gemeinsamer Workshop statt, an dem sich neben den Planern auch die Unternehmer beteiligen. Letztere spielen dabei mit ihren Inputs eine zentrale Rolle – denn sie wissen genau, worauf es ankommt und was sie für einen reibungslosen Ablauf benötigen.
Wie Lean Construction in der Praxis aussehen kann, erfahren wir nun am Beispiel der Telli-Überbauung.
Lean Construction auf dem Telli-Areal
Die markanten Telli-Wohnblöcke in Aarau bestehen aus 1'258 Wohnungen, in denen rund 2'500 Menschen leben. Während drei Jahren hat man 581 Wohnungen der Gebäude aus den 70er-Jahren einer umfassenden Sanierung unterzogen.
Kerstin und ihr Team haben dabei eines Tages von der Post Baulogistik Besuch bekommen. Vor allem die spannende Taktung und die Baulogistik waren für die Gäste vor Ort von grossem Interesse. Was fiel Josef dabei zuerst auf? Die riesige Taktplanungstafel im Baubüro! Das gigantische und schweizweit wohl einzigartige Sanierungsprojekt war nämlich nicht auf Tages-, sondern auf Stundenbasis getaktet. Zwei Stunden lautete der Grundtakt – und dieser wurde dann auch konsequent durchgezogen. Die Tafel gibt es auch digital und wird den Unternehmern in einer leicht verständlichen App zur Verfügung gestellt.
Dieses hohe Mass an Strukturierung spiegelte sich auch in den Abläufen auf der Baustelle wider, wie Josef begeistert berichtet. Trotz der zahlreichen existierenden Abhängigkeiten herrschte ein reibungsloser Arbeitsfluss. Auch die Logistik mit ihren Zelten und der Vorbereitung der Materialpakete machte auf die Fachleute der Post grossen Eindruck.
Mit der Taktplanung weiss man genau, welche Firma wann welche Materialien benötigt. Das ermöglicht die Lieferung der Waren Just-in-time in kleinen Paketen, was die Effizienz der Arbeitsvorgänge stark erhöht. Dadurch wiederum – und das ist schon der nächste Vorteil – gelingt es, die Logistik-Ressourcen zu optimieren.
Optimierung der Schnittstellen
Die Schnittstellen sind zentral für den effizienten Ablauf und bergen in der Regel grosses Optimierungspotenzial: Wie gut kommen die Gewerke aneinander vorbei?
Im Zuge der Machbarkeitsstudie wurde beim Telli eine Musterwohnung saniert. Dabei hatte Drees & Sommer festgestellt, dass man für die Fassade den Schreiner, den Fensterbauer und den Zimmermann in einer Werkgruppe zusammenfassen sollte. Sie alle hatten zwar eigene Werkverträge, waren jedoch in der Planung aneinandergekoppelt.
Von der gemeinsamen Planung und der gebündelten Erfahrung dieser Unternehmer konnte das Projekt enorm profitieren. Das Ganze wurde auch an einem Mockup – in diesem Fall an einer Musterwohnung – vorher quasi geprobt. So konnte man die Abläufe und Schnittstellen in Echtzeit optimieren und überprüfen, ob die geplante Taktung machbar ist.
Baulogistik & Lean Construction
Lean Construction und Baulogistik sind komplementäre Ansätze. Lean Construction beinhaltet die übergeordneten Prinzipien und Methoden zur Prozessoptimierung, während die Baulogistik die praktische Umsetzung dieser Prinzipien im Bereich der Material- und Ressourcenlogistik ermöglicht.
Durch eine gut durchdachte Baulogistik können Materialflüsse optimiert, Lagerflächen sinnvoll genutzt und Transportwege verkürzt werden. Dies führt nicht nur zu einer Reduzierung der Kosten, sondern auch zu einer Beschleunigung der Bauabläufe. Eine effektive Baulogistik stellt sicher, dass die richtigen Materialien zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind, was unnötige Wartezeiten und Verzögerungen minimiert.
Durch die Anwendung von Lean-Prinzipien können logistische Prozesse so gestaltet werden, dass sie kontinuierlich verbessert und angepasst werden, um den Baufortschritt optimal zu unterstützen. Hierbei kommen Techniken wie die Just-in-Time-Lieferungen und die Taktplanung zum Einsatz, die sicherstellen, dass Materialien und Arbeitskräfte in einem gleichmässigen Fluss arbeiten können.
Die häufigsten Vorurteile der Unternehmer
«Das brauchen wir nicht.» So lautet das vorschnelle Urteil der Unternehmer, die den Ansätzen von Lean Construction gegenüber kritisch eingestellt sind.
Kerstin hört jeweils schnell heraus, dass noch andere Faktoren eine Rolle spielen. Bei manchen ist es einfach die Skepsis gegenüber Neuem und Unbekanntem. Auch befürchten viele, man würde ihnen zu genau auf die Finger schauen und sehen, wann sie etwas nicht gemacht hätten. Doch darum geht es bei Lean Construction nicht: Man will damit nicht Schuldige finden, sondern Lösungen, wenn etwas nicht funktioniert.
Zu Beginn des Bauprojekts verursacht Lean Construction einen Mehraufwand, da eine ausführliche Bauplanung und Terminplanung erforderlich ist. Daher ist es verständlich, dass Unternehmer, die noch nie Lean-Projekte machen durften, beim ersten Mal etwas kritisch eingestellt sind.
Die Früchte dieser zusätzlichen Lean-Planungsarbeit kann man später auf der Baustelle ernten: Die Unternehmen sind besser vorbereitet – und somit sind auch alle Handwerker zufriedener. Sie können sich geordnet auf ihre Arbeit fokussieren, was wiederum zu einer besseren Qualität führt. Denn das übergeordnete Ziel der Lean-Planung ist letztlich genau das: möglichst viele wertschöpfende Tätigkeiten auf der Baustelle zu haben und die Unternehmer von möglichst vielen nicht-wertschöpfenden Tätigkeiten zu befreien.
Mehr Infos & Kontakt
Es ist sinnvoll, eine Schweizer Firma für die Baulogistik zu engagieren, die jährlich nahezu 2 Milliarden Briefe und 135 Millionen Reisende zuverlässig befördert. Stehst du vor einem komplexen Bauvorhaben, das zahlreiche logistische Herausforderungen mit sich bringt? Die Post bietet Lösungen dafür. Schau doch auf der Website der Post Baulogistik vorbei, dort findest du alle notwendigen Kontaktdaten.
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