Alles ist messbar: Die perfekten Bedingungen für gesunde Luft, für eine ruhige Lüftungsanlage und ein ideales Raumklima. Doch auf welche Daten kommt es an? Wie führt man die Messungen durch? Und wie plant man eine Lüftungsanlage, damit später korrekte Messdaten möglich sind? Um diese Fragen geht’s jetzt.
Das erwartet dich im Baublog
Wir profitieren diesmal vom Wissen von gleich zwei Experten: Einerseits ist dies Patrick Kiser, Geschäftsführer der FM&Air AG, den du aus früheren Blogs kennst – zum Beispiel aus diesem hier über die Optimierung der Lüftungsanlage. Unser Kooperationspartner aus Dietlikon bietet erstklassiges Facility- und Air-Management aus einer Hand für hygienische und gesunde Immobilien.
Andererseits begrüssen wir erstmals Martin Kuster. Er ist Produktverantwortlicher für die HLKKS-Messgeräte der Testo AG.
Die beiden teilen in dieser Folge ihr Fachwissen zudem zu folgenden Punkten:
- Welche Eigenschaften der Luft messbar sind,
- Weshalb man den Schall nachts messen muss,
- Worauf man bei der Temperaturmessung achten sollte und,
- Wie man Abgänge planen muss, damit die Luftmenge berechnet werden kann.
Luftmessung: Grundlagen und Herausforderungen
Die Luft innerhalb eines Wohnklimas umfasst eine Vielzahl an messbaren Parametern, die direkt mit unserem Wohlbefinden in Zusammenhang stehen.
- Luftgeschwindigkeit; beeinflusst vom Druck in der Anlage, gemessen in Metern pro Sekunde.
- Luftdruck; entscheidend für die reibungslose, leise Funktion und Langlebigkeit der Lüftungsanlage.
- Temperatur; beeinflusst direkt die relative Luftfeuchtigkeit und das Wohlbefinden der Bewohner.
- Luftfeuchtigkeit; übermässig feuchte oder trockene Luft kann sowohl die Bausubstanz als auch die Gesundheit der Bewohner negativ beeinflussen.
- Partikel und Bakterien; geben Hinweise auf die Sauberkeit der Luft.
Patrick hebt hervor, dass eine der grössten Herausforderungen die Wahl der geeigneten Messstellen ist. Jede Lüftungsanlage ist ein Unikat und damit einzigartig, was erfordert, bei jeder einzelnen Anlage erneut nach der richtigen Lösung zu suchen.
Messgeräte für die Luftströmung
Die Firma Testo bietet für die Luftstrommessung zwei Lösungen, die unterschiedliche Einsatzgebiete abdecken.
Flügelrad: Gibt es sowohl für den Auslass als auch für den Kanal. Aufgrund des Anlaufwiderstands ist es allerdings für tiefe Luftströme nicht geeignet, sondern für Geschwindigkeiten von ca. 6-15 m/s.
Hitzdraht: Misst sehr genau und ist optimal für geringe Luftströmungen bis ca. 6 m/s, da er keine mechanischen Anlaufkomponenten besitzt, die (wie beim Flügelrad) überwunden werden muss.
Temperatur richtig messen
Temperaturmessungen erfordern eine sorgfältige Platzierung der Sensoren, um verlässliche Werte liefern zu können. Ein häufiger Fehler ist das Anbringen der Fühler zu nah an Heizregistern, was logischerweise zu verfälschten Ergebnissen führt. Hier sollte man einen Abstand von mindestens einem Meter einhalten.
In Räumen sollten die Sensoren zentral platziert werden, idealerweise auf einer Höhe von etwa 1,20 Metern über dem Boden. Misst man in der Nähe einer Tür, verfälschen die Luft von aussen sowie die Verwirbelungen das Resultat.
Wichtig ist, dass man den Sensoren Zeit lässt, sich an die Umgebung zu gewöhnen, wenn man mit ihnen von draussen in eine Wohnung kommt. Wenn Mitarbeiter der FM&Air AG Messungen vornehmen, verteilen sie zuerst die Geräte im Raum und unterhalten sich mit dem Kunden über seine Probleme mit der Lüftungsanlage. Erst nach etwa 15 Minuten haben sich die Geräte akklimatisiert und sind bereit für die Messung.
Die Zeit zur Akklimatisation variiert je nach Gerät. NTC-Sensoren messen zwar genau (+/- 0,5 Grad C), benötigen dafür aber länger als beispielsweise ein Thermoelement Typ K.
Viele Geräte verfügen über Bluetooth-Konnektivität und können Daten direkt an eine Smartphone-App übertragen. So lassen sich Messungen einfach analysieren und als Protokoll exportieren.
Schallmessungen und Luftgeschwindigkeit
Je höher die Geschwindigkeit, desto mehr Lärm gibt es in der Lüftungsanlage. Bei der Schallmessung orientiert man sich an folgenden Dezibelgrenzen:
- Schlafzimmer, Wohnbereich: max. 25 Dezibel
- Küche, Bad: max. 30 Dezibel
Aus diesem Grund wird im Wohnbereich eine geringe Luftgeschwindigkeit von etwa 4 m/s bevorzugt. Für industrielle Anwendungen sind jedoch höhere Geschwindigkeiten erlaubt, da hier die Leistung im Vordergrund steht.
25 Dezibel sind ziemlich leise: Das entspricht der Geräuschkulisse einer ruhigen Bibliothek oder dem leisen Rascheln von Blättern im Wind. Schallmessungen der Lüftungsanlage werden so zur Herausforderung und sollten idealerweise nachts durchgeführt werden, wenn die Umgebungsgeräusche minimal sind.
Moderne Geräte können übrigens verfälschende Geräusche wie vorbeifahrende Autos erkennen und diese automatisch aus den Ergebnissen herausfiltern!
Achtung: Bei Neubauten werden Schallmessungen in der Regel bereits durchgeführt, wenn noch nicht möbliert ist. Dabei fallen die gemessenen Werte etwa 2 bis 3 Dezibel höher aus als in einer möblierten Wohnung.
Optimierungen bei Planung und Wartung
Eine sorgfältige Planung kann viele Probleme bereits im Vorfeld verhindern. Patrick betont diesbezüglich die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Lüftungsplanern und Messspezialisten. Einige Tipps hierzu:
- Messstellenplatzierung: Im Lüftungskanal sollten genügend lange Beruhigungsstrecken eingeplant werden (mind. das 7-fache des Rohrdurchmessers).
- Wartung und Reinigung: Lüftungsanlagen sollten alle 3 bis 5 Jahre überprüft werden, um Verschmutzungen zu beseitigen und die Einstellung zu optimieren.
- Zugänglichkeit: Brandschutzklappen sowie Revisionsöffnungen sollten so gestaltet sein, dass sie leicht erreichbar und somit wartungsfreundlich sind.
Lüftungsanlage: Profitiere vom Know-how der FM&Air AG!
Grundsätzlich hängt die Genauigkeit stark vom Know-how der Anwender ab: «Training, Training, Training» ist Martins Credo, um den richtigen Umgang mit Messgeräten zu gewährleisten. Jedes Gerät hat nämlich seine individuellen Eigenheiten, die der Anwender kennen muss.
Definitiv über das nötige Know-how verfügt die FM&Air AG. Hier erfährst du mehr über das Unternehmen und kannst es direkt (und für die Planung am besten frühzeitig) kontaktieren. Es lohnt sich! Denn was nützt eine Lüftungsanlage, wenn sie nicht richtig funktioniert, nicht hygienisch und nicht energieeffizient ist?