Dein neues Eigenheim befindet sich nach langer Planung im Bau, du bist voller Vorfreude. Doch ein Bauunfall bringt das Projekt plötzlich ins Wanken – das Horrorszenario für jeden Bauherrn. Dein Glück, dass du dich gegen so ein Unglück absichern kannst: mit einer Bauwesenversicherung. Denn Vorsicht ist bekanntlich besser als Nachsicht.
Du erfährst heute im Baublog, was eine Bauwesenversicherung ist und wer eine benötigt. Ausserdem sprechen wir darüber, ob so eine Versicherung obligatorisch ist, was sie alles abdeckt und wo die teuersten Bauschäden lauern.
Mein Interviewgast, der dazu höchst kompetent Auskunft geben kann, ist Martin Messerli. Er ist Leiter Underwriter Grosskunden bei den Technischen Versicherungen der Basler Versicherung und gelernter Maschineningenieur. Martin hat 30 Jahre lang in der Industrie die unterschiedlichsten beruflichen Funktionen innegehabt und bringt entsprechend viel Erfahrung mit.
Was ist eine Bauwesenversicherung?
Eine Bauwesenversicherung ist ein Schutz für ein neu zu erstellendes Bauwerk. Es ist eine sogenannte Projektversicherung, die nur bis zur Vollendung des Baus aktiv ist. Sie deckt Schäden am Neu- oder Umbau, solange diese direkt im Zusammenhang mit den Arbeiten stehen.
Was ist alles inbegriffen?
«Grundsätzlich ist alles auf der Baustelle, das irgendwie schiefgehen und einen Schaden verursachen kann, versichert.»
Experten nennen die Bauwesenversicherung deshalb eine «All Risk Versicherung». Ein wichtiger Zusatz jedoch: Der Schaden muss plötzlich und unvorhergesehen eingetreten sein.
Ausgeschlossen sind Mehrkosten durch Änderung der Bauweise. Nehmen wir an, du erstellst eine Baugruben-Böschung auf die billigste Weise, obwohl du weisst, dass sie vermutlich nicht halten wird. Bricht sie ein und du musst eine bessere Version davon anfertigen, kommt die Bauwesenversicherung nicht dafür auf.
Wer benötigt eine Bauwesenversicherung?
Das Hauptinteresse bei der Bauwesenversicherung liegt beim Bauherrn, auch wenn strenggenommen der Unternehmer bis zur vollständigen Abgabe haftbar wäre. Im Falle eines Bauunfalls soll es ohne Streitereien und Verzögerungen weitergehen – und genau hier kommt es dem Bauherrn zugute, wenn eine solche Versicherung vorhanden ist.
«Die Bauversicherung ist der Ansprechpartner, der diese Probleme aus dem Weg räumt.»
Das Zauberwort heisst hier: Bevorschussung. Die Versicherung kommt umgehend für den Schaden auf. Im Nachhinein muss in kniffligen Fällen zwar immer noch der Schuldige gefunden werden, doch wichtig ist, dass ein Baustopp so verhindert wird.
Bei grösseren Projekten ist es sehr oft der Bauleiter oder der Architekt, der die Versicherung abschliesst. Martin findet, dass es zu den Pflichten des Architekten gehört, den Bauherrn über die Bauwesenversicherung zu informieren und diese zu empfehlen. Obligatorisch ist sie aber nicht. Idealerweise beschäftigt man sich damit ein paar Wochen vor Baubeginn, um die Versicherung frühzeitig ins Budget zu integrieren.
Die Kosten
Die Höhe der Prämien für eine Bauwesenversicherung hängt von verschiedenen Faktoren ab, erklärt Martin. Wichtig ist zum einen die Bausumme. An dieser orientiert sich eine Versicherung, wenn es um die Bestimmung der Grösse einer Baustelle geht. Je höher die Bausumme, desto höher wird die Versicherungsprämie ausfallen. Der Selbstbehalt liegt bei kleineren Bauten meist bei 1'000, bei grösseren auch mal bei 5'000 Franken.
«Die Bauwesenversicherung kommt in der Regel auf etwa ein Promille der Bausumme.»
Zum anderen hängen die Kosten natürlich auch davon ab, welche Einschlüsse in die Versicherung zusätzlich vorgenommen werden. Beispielsweise könnte sich der Bauherr für eine Erdbebendeckung entscheiden.
Du kannst mit Zusatzdeckungen ausserdem Dinge in die Bauwesenversicherung einschliessen, die nicht in der Bausumme enthalten sind. Dazu könnten etwa Schäden an Gerüsten oder an bestehenden Bauten zählen. Solche Deckungen werden dann mit einer Pauschalsumme versichert, die der Bauherr wählen kann. Selbst eine Bauverzögerung und Schönheitsfehler wie Glaskratzer, die sonst nicht versichert wären, können zusätzlich abgedeckt werden.
Hier kannst du richtig viel sparen
Was sind denn nun die teuersten Bauschäden, bei denen die Bauwesenversicherung deine Rettung wäre? Beispielsweise könnte ein neu erstellter Zwischenboden über Nacht einbrechen – das wären Kosten im fünf- bis sechsstelligen Bereich.
Was auch immer wieder vorkommt: Ein Kran kippt um und stürzt auf die Baustelle. Dabei geht es nur um die Schäden am Bau. Der Kran selbst ist nicht Teil der Bausumme und muss vom Unternehmer versichert werden.
Häufig und teuer sind ausserdem Fälle von Vandalismus, Glasbruch, Wasserschäden oder der Einsturz der Baugrube.
Die Basler Versicherung beugt Schäden vor, indem sie gewisse Auflagen in die Verträge nimmt. Dazu gehört etwa ein Rissprotokoll (zu diesem habe ich eine separate Solofolge aufgenommen, die du hier findest). So arbeitet vielleicht mancher Unternehmer etwas gewissenhafter und die Qualität auf der Baustelle steigt.
Mehr über die Basler Versicherung gibt es auf der Firmenwebsite und Martin Messerli findest du auch auf LinkedIn.
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