Ergibt eine Aufzugsmodernisierung Sinn oder solltest du doch lieber gleich den Komplettumbau in Betracht ziehen? Der heutige Baublog mit Experte Christian Herbst von der Firma Kone hilft dir bei dieser Entscheidung. Mit Christian diskutiere ich ausserdem über sicherheitstechnische Aspekte und deine Verantwortung als Betreiber. So findest du am Ende mit Sicherheit die richtige Lösung für deinen Aufzug.
Christian ist seit rund einem Jahr bei Kone und dort Vertriebsleiter Modernisierung und Service für die Region Nord von Deutschland. Zuvor war er bereits über ein Jahrzehnt lang mit verschiedenen Rollen in der Aufzugsbranche tätig.
Teilmodernisierung vs. Komplettumbau
Ein Komplettumbau bei einem Aufzug bedeutet: alt raus, neu rein. Das heisst, du hast einen bestehenden Aufzug in einem Schacht, der komplett demontiert wird. Daraufhin baut man in den nun leeren Schacht einen neuen Aufzug ein.
Bei einer Aufzugsmodernisierung hingegen lässt man den Aufzug im Schacht, tauscht nur einzelne Komponenten aus. So bringt man diese Bestandteile und damit den gesamten Aufzug auf einen höheren Stand der Technik.
«Wir können eine Analogie zum Auto ziehen: In einem Fall tauschen wir Motor und Getriebe, im anderen Fall kaufen wir ein neues Auto.»
Mit diesen 3 Fragen kannst du abschätzen, ob dein Aufzug eine Teilmodernisierung oder einen Komplettumbau benötigt:
- Entspricht der Aufzug noch dem aktuellen Stand der Technik?
- Wie ist dein subjektives Empfinden (optisch, haptisch etc.)?
- Passt der Aufzug zu deinen Zukunftsplänen, die du mit dem Gebäude hast?
Zur Aufzugsmodernisierung
Bei der Teilmodernisierung gilt es zunächst, eine Bestandesaufnahme zu machen. Was besitze ich überhaupt? Wie alt ist der Bestand? So lässt sich abschätzen, was für ein Aufwand notwendig ist, das Neue an das Alte zu adaptieren. Denn die modernen Baugruppen, die «eingepflanzt» werden, müssen sich ja mit dem Rest des Aufzugs vereinen.
«Alt» ist auch bei Aufzügen ein relativer Begriff. Christian findet, man sollte spätestens nach 20 Jahren prüfen, ob der Zustand noch so ist, wie er sein sollte und eine Aufzugsmodernisierung oder einen Totalumbau in Betracht ziehen.
Eine gängige Massnahme der Aufzugsmodernisierung stellt das Austauschen der Steuerung dar. Vielfach wird nebst der Steuerung gleich noch der Motor ersetzt.
«Mit der Steuerung ersetzen wir das Gehirn, mit dem Motor die Muskeln des Aufzugs.»
Auch die Türen wechselt man häufig im Zuge einer Teilmodernisierung. Sie gehören zu den meistbeanspruchten Teilen. In einem nächsten Schritt kannst du prüfen, ob die Kabinen optisch noch deinen Ansprüchen genügen und zum Rest deines Gebäudes passen.
Sicherheit und Vorschriften
Christian rät jedoch definitiv davon ab, eigenständig an der Kabinenauskleidung tätig zu werden. Das Gesamtsystem des Aufzugs ist nämlich auf ein spezifisches Kabinengewicht ausgerichtet.
Irgendwann hast du gar keine andere Wahl mehr, als deinen Aufzug technisch auf Vordermann zu bringen. Das Sicherheitsniveau steigt nämlich kontinuierlich. Genau wie bei Autos, bei denen Airbags und Sicherheitsgurte erst über die Jahre zu standardmässigen Sicherheitssystemen wurden.
«Als Betreiber habe ich die Verpflichtung, mich ständig mit dem Stand der Technik auseinanderzusetzen und meinen Aufzug danach zu bewerten.»
Zum Komplettumbau
Vor einem Komplettumbau deines Aufzugs muss man zunächst die baulichen Gegebenheiten klären. Die Masse des Schachtes entscheiden, was für ein Aufzug umsetzbar ist. Auch musst du dir bei der Planung dieser Modernisierung Gedanken darüber machen, wie du das Material überhaupt zum Verbauort bringen kannst. Und die bestehende Elektroversorgung muss unter die Lupe genommen und mit den aktuellen Normen verglichen werden.
Dann spielt es auch noch eine Rolle, um was für ein Gebäude es sich handelt und ob die Nutzer ein paar Tage auf den Aufzug verzichten können. Ausserdem benötigen jegliche Schnittstellen ein besonders hohes Mass an Aufmerksamkeit. Das ist bei den Türen und Schwellen der Fall, wo es vielleicht Arbeiten am Fussbodenbelag oder am Putz braucht.
Zu beachten sind die Lieferzeiten: Nach technischer Klärung vergehen bei einem Komplettaustausch etwa 14 Wochen, bis das Material vor Ort ist. Dann dauert es für den Einbau nochmals etwa 3 Wochen – und das ist auch der Zeitraum, während dem der Aufzug im Gebäude fehlt.
Christians Slogan für die Zukunft heisst übrigens: «Wir müssen raus aus dem Schacht!» Aufzugsmodernisierung bedeutet hier, dass der Aufzug zum vollintegrierten Teil des Gebäudes wird. Mehr über diese zukunftsorientierten Funktionen des Aufzugs, findest du in diesem Baublog.
Weitere Infos…
…zum Unternehmen Kone kannst du auf der Firmenwebsite nachlesen. Auf LinkedIn hast du die Möglichkeit, dich mit Christian Herbst zu verknüpfen.
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