Wusstest du, dass rund 90 Prozent aller Gebäude in der Schweiz energetisch ineffizient betrieben werden? Genau hier setzt das RetroFIT+ Konzept von Belimo an. In diesem Baublog zeigt uns Daniel Senn, Leiter Marketing & RetroFIT+ Schweiz, eine einfache, aber wirkungsvolle Lösung zur Betriebsoptimierung von HLK-Anlagen in Bestandsimmobilien. Mit dem HLK-Assessment-Tool lassen sich bereits in einem einzigen Tag konkrete und bedeutsame Einsparpotenziale bei CO2 und Energie aufdecken.
Daniel erklärt, warum der Fokus zuerst auf intelligente Regeltechnik gelegt werden sollte – noch vor dem Austausch ganzer Heizsysteme. Besonders spannend: die Resultate eines vom Bund begleiteten Innovationsprojekts, das Einsparungen von über 30 Prozent belegt. Wir erfahren, wie Verwaltungen, Eigentümer und Fachplaner einfach einsteigen können, welche Rolle Systemintegratoren als RetroFIT+ Partner übernehmen und wie man durch kleine Investitionen massive Effekte erzielt.

Seit über 40 Jahren steht Belimo für Qualität, Innovation und Energieeffizienz im Gebäudebereich. Es ist ein weltweit tätiges Schweizer Unternehmen, das sich auf die Entwicklung und Herstellung von Antriebslösungen, Regelventilen und Sensoren für Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen (HLK) spezialisiert hat.
Gebäudepark entscheidet über Klimaziele
Der Schweizer Gebäudepark verursacht rund 40 Prozent des landesweiten Energieverbrauchs. Davon wiederum entfallen nochmals 40 Prozent direkt auf die Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen (HLK). Mit über 2,3 Millionen Gebäuden ergibt sich ein gewaltiger Hebel – insbesondere, wenn man bedenkt, dass laut aktuellen Schätzungen rund 90 Prozent der HLK-Anlagen ineffizient betrieben werden.
Mit der aktuellen Sanierungsrate wird das Netto-Null-Ziel bis 2050 kaum erreichbar sein. Es müsste dreimal mehr modernisiert werden. RetroFIT+ zeigt hier einen alternativen, schnell umsetzbaren Ansatz, um den CO2-Ausstoss bereits heute deutlich zu senken.
Das ist RetroFIT+
RetroFIT+ ist ein Konzept von Belimo zur gezielten Optimierung bestehender HLK-Systeme in Bestandsgebäuden. Der Fokus liegt nicht auf Komplettsanierungen, sondern auf dem Einsatz intelligenter Feldgeräte (Sensoren, Ventile, Klappenantriebe), die Transparenz schaffen, automatisch regeln und den Betrieb messbar verbessern.
Das Ziel ist es, Gebäude ohne grossen Eingriff rasch energieeffizienter zu machen – mit einem Return on Investment (ROI) von lediglich 2 bis 4 Jahren. Im Gegensatz zu Fassaden- oder Anlagensanierungen, die oft Jahrzehnte brauchen, um sich zu amortisieren, ist RetroFIT+ eine wirtschaftlich attraktive Sofortmassnahme.

Warum sind so viele HLK-Anlagen ineffizient?
Daniel Senn nennt dafür mehrere Gründe:
- Überdimensionierung: Viele Komponenten wurden in der Vergangenheit mit zu grossen Reserven geplant – etwa Ventile, Pumpen oder Antriebe. Diese verbrauchen unnötig viel Energie.
- Statischer hydraulischer Abgleich: Wurde früher einmalig unter Volllast vorgenommen – das ist aber nur an 5 bis 10 Tagen im Jahr korrekt.
- Fehlende Transparenz: Viele Gebäude verfügen nicht über aktuelle Pläne oder Messdaten. Selbst Fachleute können ohne diese Daten keine gezielte Optimierung vornehmen.
- Fachkräftemangel: Selbst, wenn das Wissen vorhanden wäre, fehlt es oft an qualifizierten Personen für die Umsetzung.
- Komplexe Kommunikation: HLK-Technik gilt als «technisch» und schwer vermittelbar – Eigentümer fühlen sich oft überfordert.
Optimierungspotenzial in einem Tag sichtbar
Das HLK-Assessment-Tool ist ein zentrales Element von RetroFIT+. Es basiert auf der internationalen Norm ISO 52120 und ermöglicht eine rasche Bewertung eines Gebäudes hinsichtlich Energieeffizienz und Automatisierungsgrad.
Die Analyse umfasst:
- Erzeugung (z. B. Wärmeerzeuger)
- Verteilung (Rohrleitungen, Pumpen etc.)
- Zonen (Raumklima, Regelung in den Räumen)
Daraus ergeben sich drei konkrete Werte:
- Thermisches Einsparpotenzial
- Elektrisches Einsparpotenzial
- CO2-Reduktionspotenzial
Sind Energiekosten bereits bekannt, kann zusätzlich der jährliche Einsparbetrag in CHF berechnet werden – eine wichtige Entscheidungsgrundlage für Investoren und Verwalter.

Wer setzt RetroFIT+ um?
Belimo selbst stellt die Feldgeräte her und entwickelt die Konzepte, führt aber die Gebäudeanalysen nicht selbst durch. Stattdessen werden sogenannte RetroFIT+ Partner ausgebildet: Systemintegratoren, Fachplaner und Energieberater, die mit dem HLK-Assessment-Tool arbeiten und die Ergebnisse in fundierte Optimierungsvorschläge überführen.
Ein typischer Ablauf:
- Sichtung der Pläne (falls vorhanden)
- Begehung des Objekts
- Erfassung der Ist-Situation
- Eingabe ins Assessment Tool
- Erstellung eines normbasierten Berichts inkl. ROI-Berechnung
Beispiel aus der Praxis
In einem vom Bund begleiteten Innovationsprojekt wurden vier bestehende Mehrfamilienhäuser analysiert. Der Fokus lag ausschliesslich auf der Optimierung der Heizverteilung – konkret auf dem Einsatz intelligenter Ventile und einem dynamischen hydraulischen Abgleich.
Das Resultat: Fast 30 Prozent Leistungsreduktion bei der Wärmeerzeugung – bei gleichbleibendem Komfort. Dadurch konnte der neue Wärmeerzeuger (z. B. eine Wärmepumpe) deutlich kleiner dimensioniert werden, was zu einer Investitionseinsparung von CHF 37’000 führte – bei einem Objekt mit nur 25 Wohnungen.
Fazit: Die Investition in die Regelung amortisierte sich bereits nach einem Jahr.

Warum wird RetroFIT+ bisher so wenig umgesetzt?
Das HLK-Assessment-Tool ist neu – und genau das ist laut Daniel Senn auch der Knackpunkt: In der Vergangenheit fehlte ein einfaches, normbasiertes Instrument, um Potenziale sichtbar und nachvollziehbar zu machen. Fachplaner arbeiteten mit Einzelmessungen oder groben Schätzungen.
Mit RetroFIT+ ändert sich das. Die Ergebnisse sind greifbar, verständlich und wirtschaftlich. Wichtig ist jedoch, die Kommunikation anzupassen – weg vom Technikjargon, hin zu verständlichen Mehrwerten.
Vorteile für Eigentümer, Fachpartner und Hersteller
RetroFIT+ bringt Mehrwert auf allen Ebenen:
Eigentümer profitieren von reduziertem Energieverbrauch, geringeren Kosten, Werterhalt und einer höheren ESG-Kompatibilität ihrer Immobilien. Systemintegratoren und Fachplaner können Zusatzprojekte generieren, z. B. bei bestehenden Wartungsverträgen. Belimo liefert die passenden Komponenten, aber auch Schulungen und Know-how.
Für wen ist RetroFIT+ geeignet?
Der Fokus liegt auf:
- Institutionellen Eigentümern (Pensionskassen, Versicherungen, Stiftungen)
- Genossenschaften
- Verwaltungen von Bürogebäuden, Einkaufszentren, Spitälern, Rechenzentren
- Fachplanern und Systemintegratoren
Weniger im Fokus: Ein- und Zweifamilienhäuser. Dennoch zeigte das Bundesprojekt, dass auch dort erhebliche Effekte möglich sind.

Ausblick: Wo steht RetroFIT+ in 5 Jahren?
Daniel Senn ist überzeugt, dass RetroFIT+ in den nächsten Jahren stark wachsen wird. Belimo rollt das Konzept aktuell in der gesamten DACH-Region aus, mittelfristig global.
Das HLK-Assessment-Tool wird kontinuierlich weiterentwickelt. Im Herbst 2025 erscheint eine noch intuitivere Version. Ziel ist, dass künftig alle Beteiligten – von Planern bis zu Betreibern – rasch auf fundierte Daten zugreifen können, um gezielte, wirtschaftlich sinnvolle Massnahmen zu ergreifen.
Fazit: Modernisieren statt sanieren!
RetroFIT+ zeigt, dass die energetische Optimierung von Bestandsgebäuden nicht teuer oder kompliziert sein muss. Wer heute mit dem richtigen Partner arbeitet, kann mit überschaubaren Mitteln grosse Wirkung erzielen – ökologisch und ökonomisch.